Sonntag, 1. Dezember 2013

Ecuador

Alles ist gepackt und abfahrtbereit. Startknopf. Orgel orgel - nix geht! Ich bin stinksauer! Was ist des denn diesmal wieder??? Es bleibt mir nichts anderes übrig - ausziehen, abpacken, Zündkerzen anschauen. Die sind etwas rußig aber trocken. Also kein Sprit? Ja, Tank ist leer, war aber noch nicht auf Reserve. Außerdem läuft der Sprit - das kann es also nicht sein. Zündfunke? Zumindest rechts ist keiner da! Gestern war der Tank runter - vielleicht ist da irgendwas passiert? Also, wohl oder übel muß ich Tankrucksack und Tank abbauen, wobei nebenher eine junge Dame irgendeine Unterhaltung über mein Kartenmaterial mit mir führen will. Sie steht einfach immer im Weg, also ignoriere ich sie einfach. Ein bischen an den Zündspulkablen gewackelt - ein Zündkabel ist anscheinend herausgerutscht. Test? Rennt! Allso alles wieder zusmmenbauen, aufsitzen (schmutzige Hände) und Tankstelle besuchen. Hier und heute geht nur Bargeld, also verbrauche ich mein letztes Bares. Ich will ja heute noch nach Ecuador, da paßt das ganz gut. In Ecuador sind wieder mal US-$ das offizielle Zahlungsmittel.

Für die Internetarbeiten finde ich bald ein hübsches Restaurant und gönne mir dort einen warmen Kakao. Natürlich einen echten!!! Als ich das Laptop auspacke, krabbeln zig Minispinnen heraus. Ja, was ist das denn??? Wenn ich sie wegblase kommen neue aus den Tasten und den Bildschirmgelenken. Irgendwo scheint da ein Nest zu sein! In der Laptop-Hülle sind keine Viecher zu sehen.

Wo sind eigentlich die anderen? Ich hatte gestern eine Rundfrage gestartet und heute erfahren, wo die Reisegenossen von der Stahlratte sind. Sie sind alle hinter mir, genießen mehrere Tage in Medellin oder Bogota. Die Holländer haben eine Mammuttour hingelegt und sind mir um einiges voraus, bleiben aber dafür 3 Tage in Quito. Was mache ich anders? Mache ich was falsch? Oder haben wir einfach unterschiedliche Reisestile? Habe ich überhaupt einen Reisestil? Wenn ja, dann hat er sich seit Nordamerika ordentlich geändert.

Heute ist Samstag, da kriegt die Dieselschlange nix zu fressen - sie ist löchrig. Die Fahrt durch die Berge und phantastischen Schluchten ist ein Genuß! Einfach mal wieder nur fahren... Die Sonne scheint, blauer Himmel und angenehme Temperaturen unter 30 Grad. So könnte es einfach bleiben. Die kurvige Straße macht aus den 30 km Luftlinie etwa 120 Fahrt - bis wir in Ipiales, der Grenzstadt zu Ecuador, ankommen. Sie liegt auf 3000 m und erwartet mich mit einem kräftigen Gewitter. Alles dicht machen und bei strömendem Regen an die Grenze. Zum Glück sind sie hier gut organisiert und haben ordentliche Häuser, in denen die Büros untergebracht sind. Es herrscht kaum Publikumsverkehr und da ich die Prozedzur ja mittlerweile gut genug kenne, finde ich auch gleich die richtigen Anlaufstellen. Alles geht flüssig - nur die Dame, die mir für Ecuador eine Versicherung ausstellen soll, scheint keine Lust zu haben. Ihre Tochter präsentiert ihr nebenher ihre Klamotteneinkäufe und Mama muß alles bestaunen und kommentieren. Aber irgendwann habe ich auch diesen Schein. An der Zollstelle sind zwei Kolumbianer vor mir. Sie fahren neue BMW-GS und tragen das Original-BMW-Outfit. Sie schließen mich gleich in ihre Zollformalitäten ein. Eine Kopie muß ich noch  nachmachen - kein Problem. Der Zöllner wartet.

Die Kolumbianer haben beschlossen, zusammen mit mir weiter zu fahren. Einer von ihnen muß ganz bald tanken. Sie wollen heute noch bis Quito (250 km) - es ist kurz nach 3 Uhr nachmittags. Oder sie suchen vorher nach einem Hotel...sie sind genauso planlos wie ich. Eigentlich noch schlimmer, sie wollen bis Ushuaia und wieder zurück nach Kolumbien -in 8 Wochen! Na, ob das klappt??? Ich wollte die Beiden vorausfahren lassen und an der Tankstelle wieder einholen, aber sie warten auf mich. Und dann muß ich kurzfristig vorfahren weil mein Navi den Weg am Besten kennt. Schon liegt eine Tankstelle am Weg - mit langen Schlangen. Nach einiger Recherche die Erkenntnis: hier kriegst Du keinen Sprit, wenn Du kein ecuadorianisches Kennzeichen hast. Zumindest nicht, wenn Du ein kolumbianisches hast. Soweit ich weiß, sind sich die beiden Länder nicht besonders grün. Mein Navi soll die nächsten Tankstellen suchen. Es gibt zwar welche, aber anscheinend ohne Sprit (für Kolumbien). An der dritten Tanke beschließen die beiden, zum Tanken nach Kolumbien zurückzufahren! Schade. Man sieht sich (vielleicht).

Es ist 4 Uhr, aber hier in Tulcan mag ich irgendwie nicht bleiben. Ich hoffe einfach, daß mal wieder ein hübsches Hotel am Weg liegt. Hoffentlich verschätze ich mich nicht wieder. Ich habe Glück und schon bald kommen wir nach Julio Anrade, einer überschaubaren Ortschaft. Von der Hauptstraße aus sieht man die Türme einer hübschen Kirche, also biege ich einfach mal ab und kreuze ein wenig durch den Ort. Was für ein Glück! Ein Hostel-Schild winkt. Es sieht adrett und sauber aus, kostet nur 15 $, hat WiFi und die Lisl bekommt 300 m weiter einen überdachten Parkplatz. Mein Zimmer liegt im 2.Stock, ist geräumig und hat 2 große (!) Fenster ins Freie!
Im Ort gibt es eine Fiesta - d.h. es ist eine Bühne aufgebaut, auf der jugendliche Bands rocken. Hauptsache laut! Und es muß englisch klingen! Musikalität ist nicht gefragt. Arme Ohren! Wenn ich die Fenster schließe, kann ich immer noch mitfeiern, aber bei erträglicher Lautstärke. Und im Kalten; Heizungen kennen sie hier nicht (fast am Äquator) aber auf immer noch 3000 m Höhe haben wir tagsüber nur 20 Grad.


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=nryyyqnyjkofmsrr

1 Kommentar:

  1. Liebe Susanne - immer wieder Sonntags schauen wir nach, was es Neues von Dir gibt! Haben heute Stollen und Plätzchen probiert, wünschen Dir weiterhin eine gute Reise und nicht so viel Regen! Liebe Grüße von Petra & Thomas

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