Montag, 9. Dezember 2013

Peru


Nelson, der Harleyfahrer von gestern, hat mir durch das Hotelpersonal zum Abschied noch 2 Aufkleber des hiesigen Harleyclubs zukommen lassen. Sie scheinen ihn zu bewundern.

Ist das nicht ein herrlicher Tag? Ich glaube heute gibt es kaum was zu erzählen oder zu fotografieren. Einfach ein phantastischer Motorrad-Fahrtag! Blauer Himmel, vereinzelte Wölkchen, Asphaltkurven bergauf und bergab im besten Termperaturbereich zwischen 18 und 28 Grad! Kaum Verkehr und vor allem keine Dieselstinker! Da ist es gar nicht schlimm, daß ich die gewünschte Nebenstraße verpaßt habe. Ich spüre die Temperaturunterschiede, ich rieche das Land! Motorradfahren pur! Genuß!
Die Gedanken schweifen: zur Familie, zu den Freunden, in die Zukunft...
Als ich wieder im Hier und Jetzt bin stelle ich fest, daß die Berge braun geworden sind. Es gibt noch Wald, aber der sieht vertrocknet und kahl aus. Vor mir in der Schlucht wabert der Nebel. Dann biegt die Straße um eine Bergnase und ich bin mitten drin im Nebel. In Sekundenschnelle ist meine Brille tropfnaß, ich bin blind. Mir fehlt ein Scheibenwischer. Im Schritttempo suchen wir die Straße - über mehrere Kilometer. Dann sind wir fast genauso schlagartig wieder draußen. Bis zur Grenze ist es nicht mehr weit.

Die Grenzformalitäten sind trotz Sonntag und angeblich Mittagspause (kurz nach 12) einfach und schnell erledigt. Das Versicherungsbüro ist etwas kompliziert zu finden im Hinterzimmer eines Restaurants. Alles zusammen dauert noch nicht mal 1 Stunde. Keine "Helfer", keine Geldwechsler, keine Gebühren, die Versicherung für 30 Tage kostet 35 $. Das war easy! Jetzt liegen nur noch 3 weitere Länder vor mir...

Peru ist ganz anders. Die Änderungen sind ähnlich einschneidend wie von USA nach Mexico.
Das Wetter ist trüb und der Donner grollt schon. Die Landschaft ist seltsam kontrovers und schwer zu beschreiben. Wir kommen fast auf Meereshöhe herunter. Mein erster Eindruck ist: trockener, steinig-sandiger Boden, manchmal sieht er verbrannt aus. Zwischen weit auseinanderstehenden Bäumen knabbern ganz viele Ziegen das letzte Grün weg. Und dann queren sie die Straße - langsam oder schnell, wie sie gerade Lust haben; ohne Vorwarnung, ohne Rücksicht auf irgendeinen Verkehr und total stur! Die Viecher sind echt gefährlich wenn man mit 70-80 auf einer einwandfreien Asphaltstraße daherkommt. Die Lisl muß öfters ganz ordentlich in die Eisen!
Einfache Hütten mit Wellblech gedeckt und aus Knüppeln erstellte Zäune erwecken einen fast afrikanischen Eindruck. Zwischen den vertrockneten Wäldern wird mancherorts ein kleines Gärtchen gehegt. Und dann gibt es giftgrüne große Felder mit irgendeinem Getreide oder Schilf - als Windschutz dazwischen eine einzelne Reihe Mais. Dann wieder Obstplantagen, sieht aus der Ferne wie Pfirsich aus, stellt sich dann als Mango heraus. Und schon wieder Steppe.

In Tambo Grande erleben wir zum ersten Mal peruanischen Verkehr. Heute zumindest sehe ich keinen LKW, ganz wenig Busse und kein Taxi! Der öffentliche Personenverkehr findet anscheinend mit Motorrad-Rikschas statt - abenteuerliche und lustige Gefährte. Und davon gibt es Tausende! Ups, da müssen wir ordentlich aufpassen, die fahren ganz anders als Autos. Da bin ich nur eine von vielen und werde genauso rücksichtslos behandelt.
Wir fahren geradeaus durch den Ort, dann hört die Straße auf bzw. vor mir liegt ein grob geschotterter Markt. Eine Abzweigung war nicht erkennbar. Mein Navi weist mich dort durch. In 100 m kann ich vor einer Brücke ein Schild erkennen, da fängt auch der Asphalt wieder an. Als ich dort bin, steht da ein Sperrschild. Keine Umleitung. Eine Kette. Aber die liegt am Boden, ein Moped fährt darüber und winkt mich durch. Diese Straße ist sooooo neu, der Asphalt ist fast noch nicht trocken. Ich bin praktisch alleine unterwegs. Und jetzt habe ich Sandwüste um mich herum, leicht bewachsen aber Sand! Ganz schön einsam. Hoffentlich ist das Ende kein böses. Nach etwa 30 km ist es da. Abgesperrt, zugestellt mit Tonnen, ein Wärterhäuschen. Das Auto vor mir muß schwer verhandeln bis der Wärter eine Barriere entfernt - ich darf ungeschoren hinterherfahren.

Alles sieht sehr ärmlich und schmutzig aus. Soweit ich Tankstellen sehe, sind die verwaist, oder sehen zumindest nicht so aus, als ob es dort Benzin gäbe. Geldautomaten? Bisher Fehlanzeige. An einer Ortschaft (El Cincuenta) mit Abzweigung finde ich eine gutaussehende Tankstelle. Sebstverständlich nehmen sie nur Bargeld. Aber im Laden gegenüber wäre ein Geldautomat. Der Ladenbesitzer wundert sich etwas über diese Aussage und schickt mich 8 km weiter nach Chulucanas.
In dem überschaubaren Kleinstädtchen gibt es tatsächlich einen Automaten, der die VISA-Karte akzeptiert. Und der Sicherheitsbeamte davor kennt sogar ein Hotel gleich um die Ecke. Jetzt bin ich versorgt. In der Wüste hatte ich wieder zelten wollen, aber nach dem Ost-Schwenk ist das Wetter unberechenbar geworden. Es sieht stark nach Regen aus.

Eine Stunde nach Unterkunftsfindung suche ich was Eßbares. In der Straßenküche auf dem Gasgrill gibt es "Hamburger": ein Milchbrötchen wird auf dem Blech angewärmt, eine dünne Scheibe nebenan in der Pfanne frittierte Wurst kommt hinein, dann ein Löffel Salat, Ketchup, Mayo, Senf, grüne Soße und 5 Stäbchen frisch frittierte Pommes. Interessant! Kostet 1,5 Sol was etwa 40 Ct entspricht. Man wird fast satt davon. Und jetzt kommt das Gewitter - es windet stark und die Wolken haben sich über dem Christbaum auf dem Marktplatz zusammengeballt. Schnell zurück ins Hotel, wo ich davon nichts mitbekomme (Fenster geht zum überdachten Lichtschacht).


http://www.gpsies.com/map.do?fileId=xdigdsejzbutxxwl

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