Mittwoch, 8. Januar 2014

Pisten


Es wird frisch gegen Morgen und das Zelt ist voller Tau, ich muß auf die Sonne warten und alles trocknen.
Der Tag beginnt mit Piste. Zwar schmal aber ganz ordentlich. Trotzdem anstrengend. Bis Traiguen geht es dann zügig über feine Sträßchen dahin. Um diese Zeit - am späten Vormittag - hat dort noch kein Restaurant offen, also ist die Suche nach Internet besonders schwierig. Mein "Internetfinder" (das Handy) muß lange suchen, dann parke ich die Lisl vor einem Modegeschäft. Hier ist der Empfang am Besten. Da mein Laptop-Akku kaputt ist, hänge ich das Teil direkt an die Lisl, so geht's auch. Sieht bestimmt lustig aus: parkendes Moped, Fahrer sitzt drauf und hackt!
Bis Curacautin im Westen fährt es sich gemütlich - eigentlich recht hübsch, aber es ist einfach zu europäisch. Das ist nichts, was mich begeistert. So schweifen die Gedanken ab. Nach Hause. Zu den Freunden. Wie es denen wohl geht? Von einigen, die sonst oft von sich hören lassen, habe ich schon lange keine Botschaft mehr bekommen. Vergessen haben sie mich bestimmt nicht, aber vielleicht haben sie Sorgen oder es geht ihnen nicht gut? Ich weiß es nicht. Ich mache mir Gedanken um sie...
In Curacautin wird eingekauft - in einem kleinen Supermarkt. 2 Autos voller Polizeibeamter stehen vor der Tür, die kaufen auch alle ein. Der Nationalpark liegt vor mir und dann soll es nach Argentinien gehen - wer weiß, wann es wieder einen Laden gibt.
Ich weiß ja, daß vor mir Piste liegt. Aber die Straße beginnt mit gemütlichem Asphalt. Zu früh gefreut! Böses Waschbrett und grober SChotter ärgern uns. Es geht langsam voran! Nach einer gefühlten Ewigkeit versperrt eine Schranke den Weg. Hier beginnt der Nationalpark. Ein Wärter und ein Häuschen. Ich parke die Lisl, schnappe meinen Geldbeutel und gehe hinein. Der freundliche Herr hat ein dickes Registrierbuch auf dem Tisch liegen. Er will wissen, ob ich irgendwelche Ausflüge im Park vorhabe oder nur durchfahren will. Letzteres! Dann ist alles ok, ich kann fahren. Nix zahlen? Und wie wird die Piste sein? Oh, die wird noch viel schlechter, sagt er. Ohje, mir wird mulmig. Wir fahren schön vorsichtig und langsam, noch einen Gang langsamer als vorhin. Aber ich empfinde die Piste gar nicht als so schlimm - die Steilstücke liegen mir mehr als der tiefe Schotter. Auf halbem Weg ändert sich der Untergrund und es wird sandig. Das mag ich gar nicht! Ich glaube, seit der Bahija California habe ich eine Sandphobie. Die Lisl rutscht auch ein paar mal aus, aber bei der geringen Geschwindigkeit kann ich sie zum Glück abfangen.
Die Landschaft ist ja phantastisch - wir fahren durch Araucarienwälder (siehe Bild) und umrunden einen schneebedeckten Kegelvulkan (Llaima). Der ist noch ziemlich aktiv. Große Landstriche sind von Lava oder Asche bedeckt, außerdem gibt es Warnschilder über vulkanische Aktivitäten. Die Gefahr ist als gering eingestuft, dafür ist die Waldbrandgefahr sehr hoch. Diese Araucarien sind lustig. Sie haben keine Blätter oder Nadeln, sonder so was Ähnliches wie Kakteenblätter, aber keine Stacheln. Von Ferne sehen sie wie Nadelbäume aus - gäbe bestimmt lustige Christbäume! Aber auch viele Leichen davon stehen sowohl mitten im Wald als auch in den beiden kristallblauen Bergseen, die wir passieren.
Allzuviel schwärmen kann ich aber nicht, die Piste verlangt höchste Konzentration. Bis zur nächsten Ortschaft sind es 60 km - das dauert! Es gibt ein kurzes Asphaltstück, dann beginnt so etwas wie eine Baustelle. Die endet nur nicht mehr... Also eines können die Chilenen ganz bestimmt nicht: Pisten bauen! Überall bitterböses Waschbrett. Das wird aber nicht etwa ausgebügelt, sondern es wird etwa 1/2 Meter grober Schotter darauf geworfen. nicht gewalzt. Die Autos werden es schon fest fahren. Mopeds sind darin verloren, wir graben uns ein wie an einem Kiesstrand. Und die Autos? Die sorgen dafür, daß die Wellentäler noch tiefer und die Schotterberge noch höher werden! Wenn das jetzt Standard wird, dann werden wir Ushuaia wohl nie mehr erreichen! Immer mal wieder sieht es so aus, als ob nach einer Brücke Asphalt beginnt, aber jedesmal ist es eine Täuschung. In den Bergen gibt es noch eine besondere Tücke: Steilstücke beginnen meist mit einer scharfen Kurve mit losem Untergrund. Dann kommt sofort heftiges Waschbrett, um etwas weiter oben in riesige Schlaglöcher überzugehen. Die Lisl hat praktisch keinen Grip! Irgendwie schafft sie es aber anscheinend doch, denn wir kommen voran.
Ich bin naßgeschwitzt. Vor langer Zeit hat ein Schild angekündigt, daß es in Icalma, an der Grenze, einen Campingplatz gibt. Ich freue mich schon auf eine heiße Dusche! Aber mein Navi kennt diesen Ort gar nicht. Und ich bekomme so meine Zweifel, ob ich dort überhaupt irgendetwas vorfinden werde. Hier gibt es ein paar schöne Fleckchen....lüstern schaue ich mich schon immer mal wieder um. Und dann entscheide ich mich - hier bleiben wir. Am See! Ein paar Häuser gibt es hier und da - mitten drin ist ein schönes Plätzchen direkt am Ufer. Wir müssen eine Böschung hinunterfahren - ich hoffe ja nur, daß die Lisl morgen früh brav anspringt. Den Berg bekomme ich sie nicht hinauf! Ich habe ein ungutes Gefühl!
Die Dusche muß ich mir halt jetzt selbst bauen, das Seewasser ist wärmer als es aussieht. Zum Haare waschen ist es ok - ich muß es nichtmal anwärmen. Die Wäsche ist auch noch schnell dran, solange die Sonne noch da ist. Ein kräftiger, lauer Wind hilft, sie schnell trocknen zu lassen.

1 Kommentar:

  1. Hi Susi, wir (besonders ich) sind immer noch dabei !! Die Arbeiterei hat wieder angefangen; Stress auf der A81, ben der normale Wahnsinn. Die Kinder sind ausgeflogen und wir spielen wieder altes Ehepaar ... Werde in diesen Tagen schon mal die obligatorische griechische Insel/ Strandwoche buchen . Ziel: Santorin
    Ich wünsche Dir weiter gute Fahrt und so tolles Wetter !! Lg. Claudi

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