Sonntag, 5. Januar 2014

Mal wieder ein Abenteuer?

Ich bin zwar früh auf, aber ich kann noch nicht aufbrechen, die Brötchen kommen erst nach 9 Uhr! Also geht es halt gemütlich los, gegen 11 Uhr sind wir dann unterwegs. Santa Cruz im Valle Colchagua soll eine schöne Tour sein. Ich lasse das Navi walten. Es findet schöne, asphaltierte Nebenstraßen durch die Weinberge. Irgendwie fühlt es sich heimisch an, eben wie Toscana. Es ist nicht mehr aufgesetzt, wie im Norden, es ist echt. Kein Streß. Herrliche Düfte nach Eukalyptus, Pininnadeln und frischem Stroh. Und nach Brand! Ein Stoppelacker brennt in der Ferne, aber der Brand scheint außer Kontrolle zu sein. Menschen starren, die Feuerwehr begegnet mir aber erst sehr viel später. Weil die Straßen so schön sind, beschließe ich, weiterhin auf ihnen zu cruisen. Ein Stückchen davon gehört laut meiner Karte allerdings einer niedrigeren Kategorie an - aber die Karte stimmt sowieso gar nicht. Santa Cruz haben wir bald erreicht und nun geht's weiter, wieder Richtung Küste. Bei Putu soll es schöne Dünen geben.
Die Ortschaften sind ordentlich ausgeschildert. Wir geraten auf ein wunderschönes kleines Aspahltsträßchen durch Eukalyptuswälder. Dummerweise endet es schon bald, bzw. geht in eine Piste über. Das wäre ja eigentlich nicht so schlimm, aber das hier ist bitterböses Waschbrett! Und ganz feiner Sand. Zuerst bin ich mutig und jage die Lisl über der kritischen Geschwindigkeit über die Wellen, das heißt, wir fahren maximal 50. Da kommt sie aber in dem feinen Sand heftig ins Trudeln; also runter mit der Geschwindigkeit - unter 20. Es ist ein schreckliches Geschüttel, armes Material. Und das soll jetzt 45 km so weiter gehen? Ohje! Das hat sich wohl auch die Zwiebel gedacht, die ich zu den Tomaten gekauft habe, und ist davongehüpft. In der Mittagspause (um 4 Uhr) war sie auf jeden Fall nicht mehr da... Schade, auf das Käsebrötchen wollte ich eine Tomate und ein Stückchen Zwiebel tun. EINE Tomate??? Ich habe zwei gekauft - aber eine ist schon so groß wie die ganze Semmel!
Die Piste führt in die Berge, wunderschöne Wälder, und bietet immer wieder herrliche Ausblicke. An einer besonders schönen Stelle über einem Binnensee mache ich meine Pause. Auf der anderen Seite des Bergrückens muß der Pazifik sein, aber er ist noch zu weit weg.
Frisch gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg. Anscheinend habe ich vergessen, den Benzinhahn zu öffnen - und wo fällt der Lisl das ein? Natürlich mitten am schwierigsten Steilhang!
Die Beschilderung hat aufgehört, mein Navi zeigt eine Abzweigung - die gibt es auch. Beide Pisten sind breit und sehen befahren aus. Bisher sind mir ständig Autos begegnet. Ich folge dem Navi und biege scharf ab. Die Piste wird jetzt tiefsandig, hat aber lange nicht mehr so viel Waschbrett. Na ja, Richtung Dünen ist ja auch Sand zu erwarten. Die Piste  führt steil nach unten, wird steinig und schwierig. Langsam! Sie weicht vom Kurs ab - kommt zurück, weicht wieder ab... Noch eine Abzweigung - das Navi ist ratlos. Die grobe Richtung stimmt nicht mehr, also zurück und eine andere Richtung versuchen. Auch hier geht es bald in die falsche Richtung. Noch ein Versuch - eine frisch geräumte Piste scheint jetzt weiterzuführen. Steil und steiler, dann grasbewachsen. Sieht nicht so aus, als ob hier viele Fahrzeuge fahren würden. Eigentlich überhaupt keine mehr - schon seit langem! Oh oh, jetzt wird mir mulmig! Noch eine Kurve nehmen wir! Und noch eine? Am Gegenhang scheint die Piste wieder breit, eben und befahren zu sein - also bis dahin fahr ich noch! In der nächsten Kehre scheuchen wir eine Herde Wildpferde an der Tränke auf. Es sind wohl die einzigen Pistenbenutzer außer mir! So, jetzt drehe ich endgültig um! Und ich bleibe dabei, mindestens bis zu der Abzweigung, wo das Navi eingegriffen hat. Gerüche? Ja sicher, mein Angstschweiß. Aber es geht alles gut. Kaum bin ich wieder auf der bösen Waschbrettpiste, begegnet mir auch schon das nächste Auto. Vorsichtshalber frage ich nach dem Weg. Ja, ich bin richtig, es sind nur noch 8 km bis Llico! Ich schätze mal, ich bin mindestens 10 km umhergeirrt. Die Lisl und ich sind ganz rot eingestaubt.
Von Llico bis Iloca ist jedes Fleckchen zugebaut oder eingezäunt. Jede Menge kleine Hotels, Restaurants, Fischmärkte - scheint eine richtige Touristenmeile zu sein. Da kann ich nicht bleiben. Ich will wieder die Freiheit und Gesetzlosigkeit der Wüste haben! Aber einen Saft trinken, Internet erledigen und wieder Kraft und Mut schöpfen, das kann ich hier schon. Danach lassen wir es einfach rollen. Neue Düfte - nach Blumen! Süßlich. Bis ein kleiner Weg zum Strand abgeht. Schwarzer Sand und schöne Dünen gibt es hier. Und das Beste: es steht dran, dies sei ein freier, städtischer Campingplatz! Na, das laß ich mir nicht zweimal sagen - rein und Zelt aufgestellt. Hinter einem Kieselwall in etwa 200 m Entferngung grollt der Pazifik. 2 Reiter kommen vorbei, es scheint kein Vergnügungs- sondern ein Übungsritt zu sein. Zumindest das eine Pferd ist total nervös und muß immer mal wieder zur Raison gebracht werden. Na Platz ist hier ja genug!

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