Mittwoch, 13. November 2013

Wo ist der Dschungel?

Um halb 7 Uhr weckt mich ein Skype-Anruf. Fritz will noch ein paar Details zur Ersatzteilsendung wissen. Jetzt ist die kurze Nacht wieder um. Nach einem ausführlichen Frühstück will ich heute nach Colon fahren. Es gibt dort nicht wirklich etwas Spannendes, aber mir ist langweilig. Ich sitze hier insgesamt 5 Tage in Panama und eigentlich kann man nichts tun. Eine Probefahrt mit der Lisl ist ja auch nicht verkehrt. Dave hat die Tour gestern gemacht und sie genossen, während ich im Bus naß geworden bin.

Schon in Panama City verfahre ich mich 5 mal bis ich die richtige Ausfahrt finde. Ich will nicht auf die Autobahn, die Gebühren kostet; aber nach der 5. Wende muß ich einsehen, daß kein Weg am "Corredor Norte" vorbeiführt. Schon hier werde ich heute zum ersten Mal geduscht. Bis ich einen Torbogen zum Unterstellen finde, bin ich schon naß. Aber es ist ja, wie schon oft gesagt, warm! Natürlich wollen sie am Kassenhäuschen mal wieder eine Prepaid-Karte, die ich nicht habe. Mit dumm stellen komme ich weiter und die Senora akzeptiert mein (passendes) Bargeld. Die jetzt endlich richtige Abzweigung führt mich auf eine gebührenfreie "Nebenstraße" nach Colon. Hier muß dann doch wohl der Dschungel sein?! Ich fahre, eile den Dieselwolken davon, möchte dem Staub entkommen, mag keine Häuser, Menschen, Autos mehr sehen! Ich sehne mich wieder nach Weite, Ruhe, Freiheit und Natur! Einziger Wermutstropfen dabei ist die Sorge um Lisls Gesundheit und Fahrtüchtigkeit. Die Einsamkeit, sie kommt nicht. Es gibt ein paar Bäume neben der Straße, aber die kommen mir nicht wie der Dschungel vor. Sehe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr? Oder kommt der Urwald erst, wenn die Häuser aufhören? Aber die Häuser hören nicht auf. Im Kolonnenverkehr geht es die ganzen 90 km bis nach Colon. Das war keine schöne Nebenstraße!

Colon hat im Gegensatz zu Panama City keine Hochhäuser. Ansonsten kann ich kaum Unterschiede feststellen. Den Panama-Kanal kann ich nicht sehen, die Ufer sind zugebaut. Die Karte sagt, an der Küste wäre ein Park oder Grünstreifen. Als ich am Straßenende ankomme ist da eine Blechwand! Sie haben die ganze Küste abgeschottet - so was Ärgerliches! An ein oder 2 Löchern kann ich etwas hinausspähen und sehe die vielen Schiffe, die auf ihre Abfertigung warten. Daß die hier nichts aus dem schönen Strand machen...verstehe ich nicht. Oh ja, die Menschen. Hier finden sich mehr dunkelhäutige bzw. negroide Menschen. Auf der Pazifikseite sehen sie etwas europäischer aus. Die zweite Dusche. Eine Palme hinter der Strand-Versteck-Blechwand bietet ein klein wenig Schutz. Es war nicht so heftig und ist bald vorbei.

Zurück möchte ich dann doch die Autobahn nehmen. Die Auffahrt ist gesperrt, laut meiner Karte gibt es von der Parallelstraße aus keinen Weg hinüber. Ich versuche dennoch, nach Himmelsrichtung zur Autobahn zu kommen und eine Auffahrt zu finden. Eine Brücke führt mich über die gesuchte Straße. In meiner Wunschrichtung ist alles leer, in Gegenrichtung kilometerlanger Stau. Mein Weg führt in eine bewachte Wohnsiedlung - kein Ausweg. Zurück. Ich will nicht. Direkt neben der Brücke geht ein Fußweg nach unten - scheint so, als ob er auch von Baustellenfahrzeugen genutzt wird. Und von mir! Ich bin auf der leeren Autobahn! Klasse Belag, kein Verkehr, führt durch Wald und an Flüssen und Seen vorbei. Zum Fotografieren nutze ich die Standspur - mag sich aufregen wer will, mir egal. Auf halber Strecke wird es mal wieder schwarz. Ich weiß, jetzt muß ich mich beeilen. Zum Glück ist gerade hier eine Brücke - aber die kann nur Alibifunktion haben, so schmal wie die ist. Und schon schüttet es - bevor ich den Regenkombi überhaupt ausgepackt habe, bin ich schon klatschnaß. Da hilft auch eine Brücke nichts. Und Dave hatte gestern das schönste Wetter. Was ist bloß los mit mir? Ich bin doch die Regenmacherin... Kobus hatte mich vor 3 Tagen gefragt, wann ich denn mal nach Australien käme (sie wohnen dort)? Ich glaube, die warten dort auf Regen. Oder auf mich.
Ich warte ab, bis der Regen aufhört, erst dann fahre ich weiter. Schon nach wenigen Kilometern ist die Straße trocken! Ich bin wohl immer zur falschen Zeit am falschen Ort?! Immerhin habe ich die Lisl diesmal hoffentlich vor der schlimmsten Nässe bewahrt. Aber sie ist nicht gesund. Sie hustet - manchmal muß ich genau aufpassen um es zu merken, manchmal zeigt sie es mir sehr deutlich. Vor dem Kassenhäuschen bleibe ich stehen - Lisl geht aus. Doch zu viel Wasser - von der Gischt? Immerhin springt sie leicht wieder an. Ich überlege...könnte es vielleicht der Luftfilter sein? Oder die Benzinhähne? Bekommt sie zu wenig Sprit? Was kann ich noch tun? Zurück in Panama fahre ich umgehend zum BMW-Händler um einen Luftfilter zu besorgen. Den haben sie bestimmt da - meint auch der Chefmechaniker. Er möchte ein wenig Zeit haben. So lange darf ich im Showroom eine Cola genießen - dieser Service ist nobel. Cola leer - zurück in die Werkstatt. Der Mechaniker sitzt vor dem Ersatzteilkatalog und macht ein enttäuschtes Gesicht. Sie haben keinen Luftfilter. Ja gibts denn das auch??? In Panama! Anhand des Katalogs zeigt er mir, was er noch alles vermutet - sitzt alles im Vergaser. Hab ich alles schon gecheckt und gereinigt. Er hat die Vergaser auch reinigen lassen, sagt er. Mit einem speziellen Spray. Aber nur von außen - ha ha. Was soll ich nur mit so einer Aussage anfangen?! Immerhin - seine Diagnose mit trielendem Öldruckschalter war richtig - die Lisl ölt nicht mehr! Enttäsucht fahre - nein besser, stehe ich zum Hostel zurück. Die Straßen sind verstopft, ich koche in meinem Regenanzug.
So, jetzt will ich mir die Vergaser noch einmal anschauen, den Luftfilter checken und die Benzinhähne reinigen. Alles soweit mittelprächtig, das heißt, an den Sieben der Benzinhähne hängt etwas grober Schmutz, aber verstopft sind die bestimmt nicht. Der Pegel in den Schwimmerkammern ist auch nicht zu niedrig. Luftfilter - sauber. Die nagelneuen Kerzen sind schwarz - ich mache das Leerlaufgemisch etwas magerer, aber das kann es nicht sein. Das wirkt ja nur im Leerlauf. Dave (Kanada auf Suzuki DR 650) und Pavel (Tschechei auf 2-Takt-Java) gesellen sich hinzu; es wird gefachsimpelt. Pavel hat gute Ideen, aber leider keine neuen. Oh doch, eine: der Hallgeber. Ich kann das zwar kaum glauben, aber immerhin ist einer zu mir nach Columbien unterwegs. Auf alle Fälle. Vielleicht hat er beim Unfall im März doch einen Knacks bekommen, der sich jetzt auswirkt? Pavel beschreibt einen sehr ähnlichen Schaden an einem seiner Motorräder. So, jetzt fällt keinem mehr was ein, was ich noch machen könnte. Also wieder zusammenbauen - schlaf gut, Lisl. Bis Columbien. Wir drei gehen so lange zum Abendessen in eine Pizzeria.
Es gibt in unserem Hostal noch mehr Reisende. Ist schon interresant zu beobachten, wie einige davon so "präsent" sind. Kaum sind sie angekommen, sind sie auch schon zu Hause. Und alles wird selbstverständlich vereinnahmt. Da ist wenig Raum für andere. Aber ich glaube, das merken die gar nicht. Sind ja auch nicht unnette Leute - einfach nur ein Spur zu präsent.

Vor dem Schlafengehen unternehme ich noch einen letzten erfolglosen Rettungsversuch für das Navi. Ich habe heute morgen schon ein neues bestellt, aber das Problem ist, es nach Columbien zu bekommen. Das Porto ist unermeßlich hoch, die eingebauten Batterien dürfen nicht geflogen werden. Da müssen andere Ideen her. Vielleicht träume ich ja von einer Lösung?

1 Kommentar:

  1. Morgen,

    schick mir deine mail Adresse dann sende ich dir die Mail Adresse vom Werkstattleiter beim Siebenrock,
    habe meine G/S richtig fein ueberholt. Helfen dir bestimmt.
    Hermann Moll

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