Am Morgen dauert es lange, bis ich mich zum Hotel hinaustraue und alle Sachen wieder ihren Stammplatz gefunden haben. Es ist schon nach 10, als wir wegkommen. Zum Eingewöhnen schwingen wir uns erstmal auf die Autobahn Richtung Norden. Die kostet hier Maut - ca. 1 Peso pro km; sie ist noch im Bau und an vielen Stellen nur einspurig. Hordenweise kommen mir hier Motorradfahrer entgegen, einzeln oder in Gruppen. Wo die wohl alle hinwollen???
Kontrollen gibt es hier wie Sand am Meer. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wer alles kontrollieren darf! Von Militär und Polizei mal abgesehen, habe ich Agrar- und Steuerfahnder gesehen. Allerdings wurde ich immer durchgewunken; schließlich bin ich ja jetzt auch "legal" hier! Ob man mir das ansieht???
Obwohl die Sitze im Chepe sehr gemütlich waren, tut es gut, wieder in der Lisl zu sitzen; wir passen einfach zusammen. Es hat ca. 30 Grad, ist bedeckt und einfach nur schwül. Eine Menge Insekten schwirren in der Luft herum, ein ziemlich großes töte ich wohl mit meinem Gesicht. Im Todeskampf sticht es noch wild um sich, woran ich noch sehr lange zehre. Ab und zu spüre ich auch einen Wassertropfen. Am frühen Nachmittag haben diese sich unmerklich zu einem feinen Schnürlregen gemausert. Eigentlich stört mich das nicht sehr, ist ja warm; wenn die Tropfen nur im Gesicht nicht so hart aufschlagen würden!
Hinter Obregon möchte ich eine Nebenstraße Richtung Chihuahua nehmen. Auf der Karte hat sie eine mittlere Kategorie aber mein Navi kennt sie anscheinend überhaupt nicht. Dennoch, es gibt sie! Und sie ist asphaltiert. Vorsicht ist geboten, denn völlig ohne Vorwarnung tauchen unausweichliche Schlaglöcher auf - teilweise sind sie so groß, daß sie uns komplett verschlingen könnten! Aber sonst ist es ein hübsches Sträßchen, das sich kurvenreich durch die Berge schlängelt. Die Kurven vervielfältigen sich durch die Schlaglochumfahrungen noch um Einiges. Die Berge bilden ein bizarres Panaorama, das die seltsam halbrund gebogenen Bäume wunderbar ergänzen. Auch die Geier auf den Kakteen passen super in dieses Bild - aber auf mich warten sie vergeblich!
Zum Glück ist wenig Verkehr, Motorradfahrer treffe ich nur einmal, als eine Gruppe halbwild aussehender Harleyfahrer Mittagspause macht. Wir wechseln uns mit Pausen und Vorbeifahrten ab. Als wir auf die Mx-16, also die Hauptsraße kommen, stecken sie mitten in einer Militärkontrolle. Ich halte an und warte, bis ich dran bin. Ob ich die Gruppe kennen würde? Lieber nicht...ich muß nur eine Tanktasche öffnen und darf dann weiterfahren.
Ist das eine herrliche Straße! Super gut asphaltiert (fast) ohne Überraschungen und eine Kurve nach der anderen! Wenn das so weitergeht, dann wird das morgen ein toller Tag! Wir dürfen nur nicht hinter einem LKW hängen, da sind wir verloren.
Es ist später Nachmittag und ich halte schon eine ganze Zeit lang vergeblich Ausschau nach einem Zeltplatz. In den steilen Bergen hier ist nichts zu finden. Es gibt auch keine Park- oder Ausweichplätze. Ich muß mich vermutlich an den Gedanken gewöhnen, in Hotels/Motels zu übernachten, wie es mir auch schon von erfahrenen Reisenden gesagt wurde. Aber da, hinter dieser Kurve steht ein großes Haus am Hang, davor ein riesiger teilweise grasbewachsener Platz! Vor dem Haus sitzen Menschen, die frag ich einfach mal, ob ich hier zelten darf. Natürlich! Klasse, ich freu mich. My tent is my home!
Ich bin auf 1500 m, es ist bewölkt und nieselt gelegentlich, es hat super angenehme 23 Grad und ich habe einen schönen Blick über die Berge. Einziger Nachteil: an der Steigung direkt neben mir bremsen die LKW mit Motorbremse und das knattert wahnsinnig! So einen Krach dürften die bei uns nicht machen - jetzt verstehe ich auch, warum es an Ortschaften so häufig das Verbot für Motorbremsen gibt!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=cafomwumxqqadzug
Montag, 14. Oktober 2013
Sonntag, 13. Oktober 2013
Kupferschlucht II
Ich reise nur mit sehr kleinem Gepäck, d.h. ein Rucksäckchen, in dem Wertsachen und Elektronik sowie eine Zahnbürste drin sind. Das muss reichen. Am Vormittag nutze ich im Hotel noch das Internet, um den nächsten Reiseabschnitt zu planen. Ich habe am 15.November die Karibik-Kreuzfahrt gebucht, außerdem habe ich ja in Mexiko ein Zeitlimit von 30 Tagen. Trotzdem möchte ich auf der Straße nochmal nach Norden, um von dort aus Richtung Kupferschlucht zu fahren )ein Umweg von 700 km) - auf dem Schiff haben mir 3 einheimische Mopedfahrer gesagt, das wäre eine sehr schöne Straße. Sehenswürdigkeiten habe ich ansonsten hier keine eingeplant.
Ich streune nochmal kurz durch Creel, decke mich mit Verpflegung für den Tag ein und nutze einen Copyshop, um von Pass und Fahrzeugschein Kopien auf Vorrat zu drucken. Die werde ich an den kommenden Grenzen brauchen.
Die Rückfahrt mit dem Zug ist nicht mehr ganz so spannend, weil ich die Landschaft ja schon bestaunt habe. Interessant sind die Menschen, insbesondere die Kinder, die versuchen, den Zuggästen ihre Waren zu verkaufen. Die kleinen Jungs haben ja so herrlich rabenschwarze Stoppelhaare über dem verschmierten Gesicht - und die Mädels stellen ihre prächtig bunten Kleidchen zur Schau. Ein etwa 5-jähriger Knirps rennt mit einer riesigen Schubkarre den Bahndamm entlang - hunderte von Metern. Dann ist er ordentlich erschöpft - aber jetzt muß er einen steilen Berg hinauf. Ich sehe nur noch, wie ihn die Karre rückwärts rollend umwirft - armer tapferer Kerl.
Es sind auch Rucksacktouristen an Bord; ich vermute sogar Europäer. Aber seltsam - hier springt kein Funke über; wir kommen nicht in Kontakt - der zweirädrige Untersatz fehlt wohl.
An der Kupferschlucht gibt es wieder - wie gestern - einen Halt zum Aussteigen, Umschauen, Einkaufen... Ein Früchtecocktail hat es mir schon gestern angetan - heute gönne ich ihn mir. Ananas und Melone mit einer gut aussehenden roten Soße - aber igitt - das ist Chili! Der gute Cocktail - pfui. Mir schmeckt das nicht. Schade.
Das "kleine Gepäck" hat Konsequenzen, die Akus von Foto und Navi halten anscheinend keine 48 Stunden durch, so daß ich gegen Ende nicht mehr fotografieren kann. Hoffentlich ist die Nacht im Hotel heute lang genug, um alle Geräte wieder aufzuladen. Mein strahlend weißes Beverly Hills T-Shirt ist dieselrußgetränkt. Und der Rucksack ist überfordert - er geht an allen Nähten aus dem Leim.
Ich hab zwar den Eindruck, als ob der Zug bergab etwas schneller wäre, aber die Reisedauer ist dennoch die selbe. Ganz ungefährlich scheint die Strecke ja nicht zu sein - unser Zugführer bremst auch immer brav ab. In einigen Schluchten liegen allerdings Relikte aus vergangenen Unglücken - verrostete Zugwaggons, die oft schon vom Urwald eingewachsen sind. Auch ein Kreuz mit Namen zeugt von einem schweren Unglück.
Jetzt habe ich 4 Tage "anderes" Reisen erlebt: Behördengänge, Schiffsfahrt und 2 Tage Eisenbahn - dazwischen Hotelpübernachtungen. Ich habe festgestellt, für mich ist das keine Art zu Reisen. Ich verstehe jetzt, warum die Rucksacktouristen so viele Bücher verschlingen - die haben ja nichts zu tun! Ich freu mich schon wieder auf meine Lisl und die gemeinsame Fahrt!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zfanmdboivwigxmi
Samstag, 12. Oktober 2013
Kupferschlucht
<--- Bei dem Blick von der Brücke kriegst Du Angst!
Die Nacht war sehr kurz - höchstens 4 Stunden - und der Tag dafür sehr lang. Um 5 Uhr morgens hat mich das Taxi zum Bahnhof gebracht - die Lisl durfte unter wachsamen Augen weiterschlafen.
Ich bin rechtzeitig da und bekomme ein Ticket, daß die Abfahrt um 7 Uhr ankündigt. Wir fahren um 6 Uhr. Pünktlich. Ich habe eine Fahrt bis Creel kurz hinter der Kupferschlucht gebucht, Ankunft dort ist kurz vor 4 Uhr nachmittags. Es gibt mehrere Schaffner und Snackverkäufer und eine Menge schwerbewaffneter Sicherheitsbeamter mit schußsichere Weste an Bord. So lange es noch
dunkel ist und wir in der Ebene fahren, versuche ich, ein wenig Schlaf nachzuholen. Das langsame Wanken der Waggons hilft dabei ungemein.
Bislang hab ich vom mexikanischen Festland noch nichts gesehen, es war immer dunkel. Sobald es hell wird, werde ich überrascht von dem Grün um mich herum. Hier unten gibt es eine Menge Felder, die bestellt werden. Die Menschen winken, sobald der Zug vorbeifährt. Ich vermute mich schon fast im Regenwald, so wild sieht das Grün hier aus. Jede Menge blau blühende Schlingpflanzen, die alles bedecken und sogar die Telegrafenmasten inklusive Leitungen erobert haben. Die verschiedensten Kaktusarten, Aloen, Palmen, Bananenstauden - alles wild durcheinander. Und dazwischen mal wieder ein Maisfeld.
"El Chepe" - der Zug - rattert und knattert und rumpelt über die Schienen. Es kracht, knarzt und quietscht, besonders in den Kurven. Zwischen den Wagen kann man die Kupplungen sehen, die Übergänge sind im Freien. Des öfteren gibt es einen wahnsinnigen Schlag, grade so als ob eine ganze Schiene durchgebrochen wäre - oder es klingelt ganz hell und metallisch. Egal, der Zug fährt weiter. Um diesen Zug schon von Weitem hören zu können, mußt Du kein Indianer sein! Innen drin vibriert und schüttelt es, beim Laufen muß man sich durch die Sitzreihen tasten und festhalten, man schwankt wie bei starkem Seegang.
Zum Fotografieren gehe ich an eine Tür, die obere Hälfte ist offen und so kann man herrlich im Freien stehen. Breitbeinig, angelehnt, eine Hand zum Festhalten und die andere Hand am Auslöser - freihändig. Massenware. Mit einem Auge suchst Du das Motiv, mit dem anderen beobachtest Du den Zug, um die Lücke zwischen den Bäumen oder Böschungen rechtzeitig zu erkennen. Trotzdem: tausend Bilder und eine Million Bäume drauf.
Mit horrenden 40 km/h zockeln wir dahin. Oft bleibt der Zug stehen, um jemanden ein- oder aussteigen zu lassen. Diese Haltestellen sind eigentlich nur ein Betonbordstein im Urwald. An engen Kurven oder vor Brücken und in Tunnels geht's noch viel langsamer voran. Und dann wird es steil. In engen Kurven und Serpentinen kriechen wir mit 20 km/h bis auf 2300 m hoch! Immerhin schneller, als ich mit meiner Lisl auf den schwierigen Strecken war!
Weiter oben weicht der tropische Wald den Pinien, es hat jetzt angenehme Temperaturen. An den Ortschaften auf dem Hochplateau verkaufen die Einheimischen - oft Kinder - Obst und selbstgebackenes Brot an die Zuggäste. Von den Schienen direkt in's Abteil.
Die musikalische Berieselung im Zug hält sich erstaunlich in Grenzen. Und wenn etwas zu hören ist, dann dezent leise - ich hatte mich schon vor den Trommelfellkillern wie auf der Fähre gefürchtet. Interessant ist, daß nicht etwa Gitarren- und Trompeten-Musik, sondern Schifferklavier der Renner ist. Wenn der Gesang nicht eindeutig spanisch wäre, könnte man meinen, auf einer alpinen Skihüttn zu sein.
Pünktlich sind wir in Creel. Mein Ticket für die Rückfahrt soll ich morgen im Zug lösen. Creel hat so etwas wie einen Stadtkern und eine Hauptstraße mit Restaurants, diversen Geschäften und Andenkenläden. Es hat sich auf den Tourismus eingestellt - eine ganze Reihe Tourverantsalter (z.B. mit Quads) haben sich entwickelt. So etwas wie eine Touristeninformation suche ich allerdings vergeblich. Im Internet habe ich ein Hotel gebucht für 20 $; Taxis gibt es hier nicht. Aber eine Menge Hotelshuttels. Mein Hotel ist ca. 2 km weg, das mach ich zu Fuß. Bereits nach 200 m werde ich von so einem Taxi jedoch "abgeschleppt", der Fahrer meint, er hätte ein hübsches Hotel mitten im Stadtkern. Ich soll es mir ansehen und wenn es mir nicht gefällt, würde er mich zum anderen Hotel fahren. Es gefällt mir und ich kann ihn auf den gleichen Preis runterhandeln. Das Internet sagt mir, die Buchung sei gar nicht angekommen - auch gut!
Freitag, 11. Oktober 2013
Aller guten Dinge sind drei (Tage)
Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker, es ist fast noch dunkel. Heute war ich schlauer und habe die Isomatte genutzt, dafür den dünnen Schlafsack. Prompt hat die ganze Nacht ein kühler Wind durch's Zelt geweht. Pünktlich um 8 Uhr kann ich losfahren, bin 8:30 am Büro und kann mich als zweite eintragen. Dann wird die Eingangstür geschlossen - bis 9. Eine sehr freundliche junge Dame - Yanira Verdobo - bittet mich in englisch in ihr Büro. Dort erklärt sie mir, daß sie eine lange Begründung in den Computer eintragen muss, bevor ich meine Einwanderungskarte bekommen kann. Das dauert gut eine Stunde, ich könne so lange frühstücken gehen. Na gut, die Lisl bekommt ihr Frühstück, ich finde sogar einen Geldautomaten, der Geld ausspuckt und kaufe noch etwas zu trinken und eine Ananas ein. Als ich zurück bin, gibt es noch ein paar Papiere auszufüllen - unter anderem die begehrte Karte und Empfangsbestätigungen zu unterschreiben. Von dem 8-seitigen Bericht Bericht erhalte ich das Original - wichtig! Wer weiß, wofür...Hauptsache, ich habe die Immigrationskarte!
Jetzt bin ich legal hier! Gestern hat man mir erklärt, daß es ein Abkommen mit den Staten über kontrollfreie beidseitige Einreise gibt. Die gilt aber nur für 50 km - danach ist man illegal.
Die Straße des 5ten Februar kenne ich mittlerweile in- und auswendig; rauf und runter, von Anfang bis Ende. Nur eines kapiere ich nie: wann habe ich Vorfahrt, wann muss ich stopen und wo sind Ampeln. Es ist ein ständiger Wechsel; die verblassten Stopschilder sind am rechten Straßenrand oft versteckt, Ampeln hängen links über der Straße, sind ziemlich klein und gegen das Licht nur schwer erkennbar. Und immer sind gelbe Haltelinien auf der Straße - Fußgänger haben da immer Vorfahrt - pardon Vorlauf. Man muß die Augen überall haben!
Es ist 11 Uhr, rasch zum Hafen. In der Vorbeifahrt bei Daniele kurz gehupt; im Hafen kenne ich mich schon aus. Die Dame für die Einführbescheinigung kennt mich noch - und ja, ich habe alle nötigen Papiere!!! Zahlen - mit Kreidtkarte kein Problem! Sie gibt mir sogar einen Plan, wo an der gualtemaltekischen Grenze Büros sind, die mir die Kaution zurückerstatten. Sehr freundlich und hilfsbereit - das bekommt sie sogar schriftlich in einem Fragebogen bestätigt. Das Ticket wird auch nochmal umgeschrieben - sogar kostenlos! Jetzt geht alles den geregelten Gang...Zoll, Waage, Schiff. Die Waage zeigt exakt 400 kg an! Ich glaub, die kann gar nicht weniger und nur runde Zahlen. Obwohl ich gehört habe, das Schiff würde meist mit großer Verspätung ablegen, sind wir total pünktlich!
Die Überfahrt ist ruhig, nur dröhnt aus allen Lautsprechern gleichzeitig und überall Musik und Fernsehen - sie versuchen sich gegenseitig zu übertönen. Ich kann das nicht - 7 Stunden nur rumsitzen....
Übrignes 7 h - das ist etwa 1/3 der Überfahrt im Mittelmeer (Genua - Tunis). Ist das Mittelmeer etwa auch nur eine Bucht? Think big!
Ankunft in Topolobambo kurz vor 10 Uhr nachts - es ist stockdunkel. Der Plan ist, ein Hotel zu finden und morgen früh mit dem Zug in die Kupferschlucht zu fahren. Diesmal weiß auch mein Navi keinen Rat, es kennt weder ein Hotel noch den Bahnhof. Dank dreier mexikanischer Motorradfahrer habe ich wengistens einen einzigen Hotelnamen aus dem Internet und weiß in etwa, wo ich suchen muß, Ich klemme mich für die knapp 30 km bis Loch Mochis hinter einen Pickup, der etwa gleichschnell fährt wie ich. Da falle ich in kein Schlagloch.
Glück muß der Mensch haben: um 1/2 12 Uhr Hotel gefunden (muß allerdings auf der Autobahn eine Ausfahrt weiter und dann zurück), Zimmer ist frei und erschwinglich, Taxi bringt mich morgen früh um 5 Uhr zum Bahnhof, Zug fährt um 6 Uhr, Ticket bekomme ich hoffentlich vor Ort. Und mein Moped darf ich 2 Tage mit allem Gepäck stehen lassen. Im Bad gibt es jede Menge Wasser!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gjxbirwacardyxwm
Jetzt bin ich legal hier! Gestern hat man mir erklärt, daß es ein Abkommen mit den Staten über kontrollfreie beidseitige Einreise gibt. Die gilt aber nur für 50 km - danach ist man illegal.
Die Straße des 5ten Februar kenne ich mittlerweile in- und auswendig; rauf und runter, von Anfang bis Ende. Nur eines kapiere ich nie: wann habe ich Vorfahrt, wann muss ich stopen und wo sind Ampeln. Es ist ein ständiger Wechsel; die verblassten Stopschilder sind am rechten Straßenrand oft versteckt, Ampeln hängen links über der Straße, sind ziemlich klein und gegen das Licht nur schwer erkennbar. Und immer sind gelbe Haltelinien auf der Straße - Fußgänger haben da immer Vorfahrt - pardon Vorlauf. Man muß die Augen überall haben!
Es ist 11 Uhr, rasch zum Hafen. In der Vorbeifahrt bei Daniele kurz gehupt; im Hafen kenne ich mich schon aus. Die Dame für die Einführbescheinigung kennt mich noch - und ja, ich habe alle nötigen Papiere!!! Zahlen - mit Kreidtkarte kein Problem! Sie gibt mir sogar einen Plan, wo an der gualtemaltekischen Grenze Büros sind, die mir die Kaution zurückerstatten. Sehr freundlich und hilfsbereit - das bekommt sie sogar schriftlich in einem Fragebogen bestätigt. Das Ticket wird auch nochmal umgeschrieben - sogar kostenlos! Jetzt geht alles den geregelten Gang...Zoll, Waage, Schiff. Die Waage zeigt exakt 400 kg an! Ich glaub, die kann gar nicht weniger und nur runde Zahlen. Obwohl ich gehört habe, das Schiff würde meist mit großer Verspätung ablegen, sind wir total pünktlich!
Die Überfahrt ist ruhig, nur dröhnt aus allen Lautsprechern gleichzeitig und überall Musik und Fernsehen - sie versuchen sich gegenseitig zu übertönen. Ich kann das nicht - 7 Stunden nur rumsitzen....
Übrignes 7 h - das ist etwa 1/3 der Überfahrt im Mittelmeer (Genua - Tunis). Ist das Mittelmeer etwa auch nur eine Bucht? Think big!
Ankunft in Topolobambo kurz vor 10 Uhr nachts - es ist stockdunkel. Der Plan ist, ein Hotel zu finden und morgen früh mit dem Zug in die Kupferschlucht zu fahren. Diesmal weiß auch mein Navi keinen Rat, es kennt weder ein Hotel noch den Bahnhof. Dank dreier mexikanischer Motorradfahrer habe ich wengistens einen einzigen Hotelnamen aus dem Internet und weiß in etwa, wo ich suchen muß, Ich klemme mich für die knapp 30 km bis Loch Mochis hinter einen Pickup, der etwa gleichschnell fährt wie ich. Da falle ich in kein Schlagloch.
Glück muß der Mensch haben: um 1/2 12 Uhr Hotel gefunden (muß allerdings auf der Autobahn eine Ausfahrt weiter und dann zurück), Zimmer ist frei und erschwinglich, Taxi bringt mich morgen früh um 5 Uhr zum Bahnhof, Zug fährt um 6 Uhr, Ticket bekomme ich hoffentlich vor Ort. Und mein Moped darf ich 2 Tage mit allem Gepäck stehen lassen. Im Bad gibt es jede Menge Wasser!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=gjxbirwacardyxwm
Donnerstag, 10. Oktober 2013
Entschleunigung
Die Lehre der Nacht: auch auf ganz feinem weichem Sand ist eine Isomatte gut - auf Sand liegt es sich wie auf Beton.
Um 9 Uhr macht das Einwanderungsbüro auf. Daniele bedauert, daß er heute morgen keinen Kaffee servieren kann, aber ich bin eh in Eile. Um kurz nach 9 Uhr bin ich dort. Nach 20 min Wartezeit bin ich dran. Mir wird erklärt, was ich alles benötige - und ob ich so eine Einwanderungskarte hätte? Nein, genau die will ich ja haben! Aslo: eine Kopie vom Paß, ein Paßbild OHNE Brille, eine Bescheinigung der Bank, daß ich 1000 Pesos Bearbeitungsgebühr bezahlt habe und ein Schreiben, das meine Situation erklärt. Wie ich das anstellen soll? Keine Ahnung. Ich bekomme noch die Info, daß 200 m weiter in Copyshop mit Internet ist und 500 m in die andere Richtung eine Bank und vielleicht eine Fotografiermöglichkeit.
Verzweifelt suche ich den Copyshop auf, es ist 11 Uhr. Sie haben 2 Computer die besetzt sind und kein WiFi. Also zum McDonalds, der zum Glück in der gleichen Straße ist. Während sich das Internet noch verbindet, schreibe ich den Bittbrief auf englisch. Damit er ausgedruckt werden kann, sollte er vielleicht in Word oder pdf sein? Mist - das Office-Programm hängt sich auf und läßt sich nicht beenden. Also, Rechner runterfahren. Und wieder neu starten? Geht nicht! Jetzt - unter Zeitdruck - klappt natürlcih mal wieder nix; es ist wie im Büro. Ich versuche über das Handy an das Internetformular heranzukommen. Obwohl versprochen, daß ich es in deutsch ausfüllen kann, ist die Seite komplett auf spanisch. Der "english"-Knopf führt nur zur Startseite in englisch, danach ist alles wie gehabt in spanisch. Oh, mein Computer erholt sich? Nach 10maligem Neustart nebenher, scheint er es jetzt gerafft zu haben.
Einen Tisch weiter nimmt ein nicht-mexikanisch-aussehender Herr Platz und fragt mich auf englisch, ob ich mit diesem Motorrad da bin. Ist doch gut, aufzufallen. Natürlich bitte ich ihn gleich um Hilfe - gerne. Aber seine Frau kommt gleich und die ist Mexikanerin. Zusammen füllen wir das Internetformular aus - ich hätte das nie hinbekommen! Speichern als pdf auf einer SD-Karte. Den Brief speichere ich eben als Bild - auch auf SD-Karte.
Ah - ich mache einfach ein Foto von mir vor einer weißen Wand und speichere es auch - man kann ja nie wissen.
Auf zur Bank. Alles klar. Kreditkarte? Nein, nehmen sie nicht. Nur Cash. Bankräuber! Ich bekomme einen Computerausdruck als Quittung. Ein Fotogeschäft oder Fotoautomat ist nirgends zu sehen.
Zurück zum Copyshop. Alle nötigen Kopien sind schnell gemacht. Ausdrucken ist schwieriger - von meinen Laptop aus geht das nicht, nur von seinem PC. Und der hat keinen SD-Kartenleser. Zum Glück hat der junge Mann auch ein Laptop und kann die Karteninhalte auf einen USB-Stick ziehen und den an seinen PC anschließen. Kostet alles zusammen 16 Pesos. Zurück zum Büro.
Es ist ca.12 Uhr. Warten! ich erfahre einige ähnliche Geschichten. Horrorstories. Ich bin dran. Papierkontrolle - penibelst. Die Bescheinigung für 1000 Pesos und gilt nur 30 Tage. An der Grenze hätten sie es angeblich um 200 Pesos für 6 Monate ausgestelltm aber das dürfen sie hier nicht. Wo meine Einwanderungskarte wäre? Ich habe das falsche Internetformular gewählt! Woher soll ich das wissen? Jetzt schreibe ich genau auf, wie das heißt und wo ich das finde. Und der Brief muß auf spanisch sein. Ein junger Mann nebenan, auch Kundschaft, erbarmt sich meiner; könnte Amerikaner sein. Aber heute, sagt er, wird das wohl nichts mehr. Um 13 Uhr wird geschlossen und jetzt ist 12:30.
Er übersetzt den Brief, aber ich muß ihn halt nochmal abschreiben. Zurück zum McDonalds. Brief schreiben, richtiges Formular ausfüllen. Zum Copyshop - bitte ganz schnell 2 Dateien ausdrucken! Danke! Zum Migrationsbüro - juhu, es ist 10 vor 1! Um 2 bin ich dran (ihr erinnert Euch, 2 Stunden vor Schiffablegen soll ich dort sein, es legt um 14:30 ab). Der Beamte geht erneut die Liste durch und findet noch ...was ich alles bräuchte. 'Ob ich so eine Einwanderungskarte hätte...
Ich erkläre, daß man mir angekreuzt habe, was ich benötige und das liegt alles vor! Na gut. Aber sie brauchen ein echtes Foto, ein Ausdruck glit nicht. Mein Argument, daß heute alles Fotos digital sind und ausgedruckt werden, veranlaßt ihn zur Nachfrage bei seiner Kollegin im verborgenen Hintergrund. Gefühlte Stunden später die Aussage: das Foto kann ich wieder mitnehmen, die Paßkopie genügt. Aber ich muß noch ein Interview mit seiner Kollegin über mich ergehen lassen - am Freitag!!! Warum? Das ist der Prozess. Und er dauert normalerweise 3-4 Tage... Verzweiflung! Ich bin gefangen in Mexiko! Die lassen mich hier nimmer raus. Und sie werden so viele Genehmigungen verlangen, bis all mein Geld aufgebraucht ist!
Ich zeige das Ticket und dränge, daß ich doch heute das Schiff erwischen müßte. Er fragt nochmal nach. Weitere gefühlte Sunden später bekomme ich das Sonderangebot: ich kann morgen früh um 9 Uhr (oder 1/2 h früher) kommen zum Interview. Aber heute ist Feierabend. Es ist 14 Uhr.
Immerhin habe ich jetzt schon mal eine Vorgangsnummer. Ich könnte damit im Internet nachschauen, wie weit der Prozess gediehen ist.
Zum Glück gibt es auch in der Stadt noch ein Ticketbüro für die Fähre - dort fahre ich jetzt hin. Spart mir 30 km. Ja, ich kann das Ticket nochmal umschreiben lassen, aber bitte erst, wenn alle Papiere vollständig sind. Am besten morgen (?) im Hafen. Es kostet dann 180 Pesos - was ist das schon, verbglichen mit den Regierungsgebühren!
Das war's für heute - der Tag kann jetzt beginnen. Nur - womit?
Immerhin habe ich in Erwartung einer Seefahrt heute keine Motorradstiefel und -hosen angezogen. Das ist eine enorme Erleichterung bei der Hitze. Da bis jetzt nur Lauferei - pardon Fahrerei - angesagt war, suche ich mir etwas Hübsches. Ich finde ein Restaurant am Hafen und gönne mir dort Spagetthi. Ich glaub, heute abend werde ich wieder bei Daniele nächtigen, das kenne ich schließlich schon.
Daniele begrüßt mich freundlich und wir radebrechen gegenseitig. Vermutlich versteht keiner den anderen wirklich, aber wir tun so, als ob wir uns gut unterhalten. Heute möchte ich mehr vom Wasser genießen, aber zum schwimmen ist es zu seicht und zum abkühlen zu warm; also setze ich mich ene Weile in den Pool und genieße das Plätschern. Im Mondlicht trocknet mich der Abendwind schnell - das ist noch der kühlste Part.
Eine Sternschnuppe weist mir den Weg nach Süden - morgen ist wieder ein neuer Tag...
Um 9 Uhr macht das Einwanderungsbüro auf. Daniele bedauert, daß er heute morgen keinen Kaffee servieren kann, aber ich bin eh in Eile. Um kurz nach 9 Uhr bin ich dort. Nach 20 min Wartezeit bin ich dran. Mir wird erklärt, was ich alles benötige - und ob ich so eine Einwanderungskarte hätte? Nein, genau die will ich ja haben! Aslo: eine Kopie vom Paß, ein Paßbild OHNE Brille, eine Bescheinigung der Bank, daß ich 1000 Pesos Bearbeitungsgebühr bezahlt habe und ein Schreiben, das meine Situation erklärt. Wie ich das anstellen soll? Keine Ahnung. Ich bekomme noch die Info, daß 200 m weiter in Copyshop mit Internet ist und 500 m in die andere Richtung eine Bank und vielleicht eine Fotografiermöglichkeit.
Verzweifelt suche ich den Copyshop auf, es ist 11 Uhr. Sie haben 2 Computer die besetzt sind und kein WiFi. Also zum McDonalds, der zum Glück in der gleichen Straße ist. Während sich das Internet noch verbindet, schreibe ich den Bittbrief auf englisch. Damit er ausgedruckt werden kann, sollte er vielleicht in Word oder pdf sein? Mist - das Office-Programm hängt sich auf und läßt sich nicht beenden. Also, Rechner runterfahren. Und wieder neu starten? Geht nicht! Jetzt - unter Zeitdruck - klappt natürlcih mal wieder nix; es ist wie im Büro. Ich versuche über das Handy an das Internetformular heranzukommen. Obwohl versprochen, daß ich es in deutsch ausfüllen kann, ist die Seite komplett auf spanisch. Der "english"-Knopf führt nur zur Startseite in englisch, danach ist alles wie gehabt in spanisch. Oh, mein Computer erholt sich? Nach 10maligem Neustart nebenher, scheint er es jetzt gerafft zu haben.
Einen Tisch weiter nimmt ein nicht-mexikanisch-aussehender Herr Platz und fragt mich auf englisch, ob ich mit diesem Motorrad da bin. Ist doch gut, aufzufallen. Natürlich bitte ich ihn gleich um Hilfe - gerne. Aber seine Frau kommt gleich und die ist Mexikanerin. Zusammen füllen wir das Internetformular aus - ich hätte das nie hinbekommen! Speichern als pdf auf einer SD-Karte. Den Brief speichere ich eben als Bild - auch auf SD-Karte.
Ah - ich mache einfach ein Foto von mir vor einer weißen Wand und speichere es auch - man kann ja nie wissen.
Auf zur Bank. Alles klar. Kreditkarte? Nein, nehmen sie nicht. Nur Cash. Bankräuber! Ich bekomme einen Computerausdruck als Quittung. Ein Fotogeschäft oder Fotoautomat ist nirgends zu sehen.
Zurück zum Copyshop. Alle nötigen Kopien sind schnell gemacht. Ausdrucken ist schwieriger - von meinen Laptop aus geht das nicht, nur von seinem PC. Und der hat keinen SD-Kartenleser. Zum Glück hat der junge Mann auch ein Laptop und kann die Karteninhalte auf einen USB-Stick ziehen und den an seinen PC anschließen. Kostet alles zusammen 16 Pesos. Zurück zum Büro.
Es ist ca.12 Uhr. Warten! ich erfahre einige ähnliche Geschichten. Horrorstories. Ich bin dran. Papierkontrolle - penibelst. Die Bescheinigung für 1000 Pesos und gilt nur 30 Tage. An der Grenze hätten sie es angeblich um 200 Pesos für 6 Monate ausgestelltm aber das dürfen sie hier nicht. Wo meine Einwanderungskarte wäre? Ich habe das falsche Internetformular gewählt! Woher soll ich das wissen? Jetzt schreibe ich genau auf, wie das heißt und wo ich das finde. Und der Brief muß auf spanisch sein. Ein junger Mann nebenan, auch Kundschaft, erbarmt sich meiner; könnte Amerikaner sein. Aber heute, sagt er, wird das wohl nichts mehr. Um 13 Uhr wird geschlossen und jetzt ist 12:30.
Er übersetzt den Brief, aber ich muß ihn halt nochmal abschreiben. Zurück zum McDonalds. Brief schreiben, richtiges Formular ausfüllen. Zum Copyshop - bitte ganz schnell 2 Dateien ausdrucken! Danke! Zum Migrationsbüro - juhu, es ist 10 vor 1! Um 2 bin ich dran (ihr erinnert Euch, 2 Stunden vor Schiffablegen soll ich dort sein, es legt um 14:30 ab). Der Beamte geht erneut die Liste durch und findet noch ...was ich alles bräuchte. 'Ob ich so eine Einwanderungskarte hätte...
Ich erkläre, daß man mir angekreuzt habe, was ich benötige und das liegt alles vor! Na gut. Aber sie brauchen ein echtes Foto, ein Ausdruck glit nicht. Mein Argument, daß heute alles Fotos digital sind und ausgedruckt werden, veranlaßt ihn zur Nachfrage bei seiner Kollegin im verborgenen Hintergrund. Gefühlte Stunden später die Aussage: das Foto kann ich wieder mitnehmen, die Paßkopie genügt. Aber ich muß noch ein Interview mit seiner Kollegin über mich ergehen lassen - am Freitag!!! Warum? Das ist der Prozess. Und er dauert normalerweise 3-4 Tage... Verzweiflung! Ich bin gefangen in Mexiko! Die lassen mich hier nimmer raus. Und sie werden so viele Genehmigungen verlangen, bis all mein Geld aufgebraucht ist!
Ich zeige das Ticket und dränge, daß ich doch heute das Schiff erwischen müßte. Er fragt nochmal nach. Weitere gefühlte Sunden später bekomme ich das Sonderangebot: ich kann morgen früh um 9 Uhr (oder 1/2 h früher) kommen zum Interview. Aber heute ist Feierabend. Es ist 14 Uhr.
Immerhin habe ich jetzt schon mal eine Vorgangsnummer. Ich könnte damit im Internet nachschauen, wie weit der Prozess gediehen ist.
Zum Glück gibt es auch in der Stadt noch ein Ticketbüro für die Fähre - dort fahre ich jetzt hin. Spart mir 30 km. Ja, ich kann das Ticket nochmal umschreiben lassen, aber bitte erst, wenn alle Papiere vollständig sind. Am besten morgen (?) im Hafen. Es kostet dann 180 Pesos - was ist das schon, verbglichen mit den Regierungsgebühren!
Das war's für heute - der Tag kann jetzt beginnen. Nur - womit?
Immerhin habe ich in Erwartung einer Seefahrt heute keine Motorradstiefel und -hosen angezogen. Das ist eine enorme Erleichterung bei der Hitze. Da bis jetzt nur Lauferei - pardon Fahrerei - angesagt war, suche ich mir etwas Hübsches. Ich finde ein Restaurant am Hafen und gönne mir dort Spagetthi. Ich glaub, heute abend werde ich wieder bei Daniele nächtigen, das kenne ich schließlich schon.
Daniele begrüßt mich freundlich und wir radebrechen gegenseitig. Vermutlich versteht keiner den anderen wirklich, aber wir tun so, als ob wir uns gut unterhalten. Heute möchte ich mehr vom Wasser genießen, aber zum schwimmen ist es zu seicht und zum abkühlen zu warm; also setze ich mich ene Weile in den Pool und genieße das Plätschern. Im Mondlicht trocknet mich der Abendwind schnell - das ist noch der kühlste Part.
Eine Sternschnuppe weist mir den Weg nach Süden - morgen ist wieder ein neuer Tag...
Mittwoch, 9. Oktober 2013
Rache...
Ich möchte heute früh los, denn ich habe noch eine Strecke vor mir und möchte die Fähre zum Festland erwischen. In der Nacht ist es sehr neblig geworden, ich kann die Wassertropfen richtig sehen. Mein Zelt ist klatschnass und auch alle Utensilien im Zelt, also insbesondere der Schlafsack. So kann ich nichts einpacken! Also, warten. Bis die Sonne hoch genug steht und den Nebel verjagen kann. Ein kleines Windchen wäre jetzt hilfreich - aber nix zu sehen.
Die Straße ist zwar schmal, es kommen 2 große LKWs kaum aneinander vorbei, aber sie ist übersichtlich und hat keine gefährlichen Kreuzungen oder Kurven. Trotzdem ist sie - auch an kerzengeraden Stücken - gesäumt von Kreuzen, die von tödlichen Unfällen zeugen.
Die Fahrt nach La Paz bietet nichts Besonderes. So fahren wir gedankenverloren dahin. Der Blick ist auf die Uhr gerichtet, die Fähre legt um 14:30 Uhr ab. Wieviel früher muß ich da sein? Ich brauche noch ein Ticket. 3 Stunden Fahrt sagt mein Navi - müßte ja leicht zu machen sein.
Kurz vor La Paz bestätigt sich, daß ich ja in einer anderen Zeitzone bin, also 1 Stunde verloren habe. Jetzt darf nichts mehr dazwischen kommen.
La Paz selbst ist kein Problem, nur - der Hafen ist nicht ausgeschildert. Aber mein Navi kann helfen. Ups - nochmal 20 km hinter La Paz? Jetzt wird's eng. Im Hafen ist es ziemlich unübersichtlich und nach 3-maligem verfahren lande ich an einem Ticket-Büro. Aber die brauchen erst irgendeinen Schein für's Moped - den bekomme ich nebenan. Marke und Länge sind wichtig. Ok - Ticket kann ich kaufen - für heute. Noch 2 mal fragen und ich finde den richtigen Eingang zur Warteschlange. An der Schranke werde ich nach einem weiteren Papier gefragt - eine temporäre Einfuhrbescheinigung. So was hab ich natürlich nicht, der Zoll in Tecate war ja praktisch einfach nicht da! Das kennen die hier schon - im Büro gegenüber gibt es die Bescheinigung. Die nette Dame spricht sehr gut englisch und hilft mir gerne, aber nicht ohne Einwanderungsbescheinigung. Die bekomme ich im Immigrationsbüro in La Paz - na, das wird ja heute wohl nichts mehr mit übersetzen. Die Dame für die Einfuhrbescheinigung ist bis 18 da, sagt sie. Und wenn ich wieder komme, muß ich von allen Papieren Kopien haben oder hier machen lassen. Knapp 50 $ Bearbeitungsgebühr möchte sie dann auch noch haben und ein Pfand von 200 $ für die Lisl.
Also - zuerst das Ticket umschreiben lassen auf morgen.
Dann zurück in die Stadt fahren - ich finde das Büro nach einigem Suchen. Es hat geschlossen. Sie schließen immer um 13 Uhr!! Es ist 14:30 Uhr. Morgen ab 9 Uhr haben sie wieder geöffnet. Das ist ärgerlich und bis ich morgen alles beieinander habe, wird's schon wieder eng - 2 h vor Abfahrt soll ich anwesend sein. Oh je...
Es gibt hier herrliche Uferpromenaden und Strände, erstklassige Hotels aber keinen Campingplatz. Und billige Hotels? Auf den ersten Blick auch nichts zu sehen.
Zwischen La Paz und dem Fährhafen ist eine verlockende Bucht mit glasklarem Wasser, Sandstrand und einem kleinen Restaurant. Ob man da wohl auch über Nacht bleiben darf? Ja, man darf. Für 50 Pesos. Dazu gönne ich mir dann noch ein feines Abendessen, das allerdings sehr lange dauert, denn es muß im Dunklen zubereitet werden. Stromausfall. Und keiner ist darauf vorbereitet, d.h. keine Kerzen oder Taschenlampen. Das ist lustig!
Bei Sonnenuntergang gibt es eine zeitlang nervige Moskitos, dann werden sie von Fledermäusen verjagt.
Morgen ist ein neuer Tag...
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=svnrqbbonxvvdyjz
Die Straße ist zwar schmal, es kommen 2 große LKWs kaum aneinander vorbei, aber sie ist übersichtlich und hat keine gefährlichen Kreuzungen oder Kurven. Trotzdem ist sie - auch an kerzengeraden Stücken - gesäumt von Kreuzen, die von tödlichen Unfällen zeugen.
Die Fahrt nach La Paz bietet nichts Besonderes. So fahren wir gedankenverloren dahin. Der Blick ist auf die Uhr gerichtet, die Fähre legt um 14:30 Uhr ab. Wieviel früher muß ich da sein? Ich brauche noch ein Ticket. 3 Stunden Fahrt sagt mein Navi - müßte ja leicht zu machen sein.
Kurz vor La Paz bestätigt sich, daß ich ja in einer anderen Zeitzone bin, also 1 Stunde verloren habe. Jetzt darf nichts mehr dazwischen kommen.
La Paz selbst ist kein Problem, nur - der Hafen ist nicht ausgeschildert. Aber mein Navi kann helfen. Ups - nochmal 20 km hinter La Paz? Jetzt wird's eng. Im Hafen ist es ziemlich unübersichtlich und nach 3-maligem verfahren lande ich an einem Ticket-Büro. Aber die brauchen erst irgendeinen Schein für's Moped - den bekomme ich nebenan. Marke und Länge sind wichtig. Ok - Ticket kann ich kaufen - für heute. Noch 2 mal fragen und ich finde den richtigen Eingang zur Warteschlange. An der Schranke werde ich nach einem weiteren Papier gefragt - eine temporäre Einfuhrbescheinigung. So was hab ich natürlich nicht, der Zoll in Tecate war ja praktisch einfach nicht da! Das kennen die hier schon - im Büro gegenüber gibt es die Bescheinigung. Die nette Dame spricht sehr gut englisch und hilft mir gerne, aber nicht ohne Einwanderungsbescheinigung. Die bekomme ich im Immigrationsbüro in La Paz - na, das wird ja heute wohl nichts mehr mit übersetzen. Die Dame für die Einfuhrbescheinigung ist bis 18 da, sagt sie. Und wenn ich wieder komme, muß ich von allen Papieren Kopien haben oder hier machen lassen. Knapp 50 $ Bearbeitungsgebühr möchte sie dann auch noch haben und ein Pfand von 200 $ für die Lisl.
Also - zuerst das Ticket umschreiben lassen auf morgen.
Dann zurück in die Stadt fahren - ich finde das Büro nach einigem Suchen. Es hat geschlossen. Sie schließen immer um 13 Uhr!! Es ist 14:30 Uhr. Morgen ab 9 Uhr haben sie wieder geöffnet. Das ist ärgerlich und bis ich morgen alles beieinander habe, wird's schon wieder eng - 2 h vor Abfahrt soll ich anwesend sein. Oh je...
Es gibt hier herrliche Uferpromenaden und Strände, erstklassige Hotels aber keinen Campingplatz. Und billige Hotels? Auf den ersten Blick auch nichts zu sehen.
Zwischen La Paz und dem Fährhafen ist eine verlockende Bucht mit glasklarem Wasser, Sandstrand und einem kleinen Restaurant. Ob man da wohl auch über Nacht bleiben darf? Ja, man darf. Für 50 Pesos. Dazu gönne ich mir dann noch ein feines Abendessen, das allerdings sehr lange dauert, denn es muß im Dunklen zubereitet werden. Stromausfall. Und keiner ist darauf vorbereitet, d.h. keine Kerzen oder Taschenlampen. Das ist lustig!
Bei Sonnenuntergang gibt es eine zeitlang nervige Moskitos, dann werden sie von Fledermäusen verjagt.
Morgen ist ein neuer Tag...
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=svnrqbbonxvvdyjz
Dienstag, 8. Oktober 2013
Entspannung
In meinem Palmenheim hab ich gestern Nacht noch den klaren Sternenhimmel genossen. Eine helle langsame Sternschnuppe hat mir sehr genau meinen Weg nach Süden gezeigt! Das ist ein gutes Omen. Weit draußen rauscht das Meer, direkt am Strand hört man nur ein leichtes Plätschern - es ist Ebbe. Ab und zu springt ein Fisch.
Bis zum Morgen hat sich das Meer auch näher herangetraut, ein kleiner Strandspaziergang zeigt, wie warm das Wasser hier ist.
Um 1/2 10 Uhr ist Start bei schon wieder 33 Grad! Aber so heiß wie gestern wird es heute zum Glück nicht. Ich schaue zwar nicht so oft nach der Temperatur, weil beim Sturz die Fernbedienung für meinen IMO (Bordcomputer) abgebrochen ist, aber mehr als 37 Grad habe ich nicht festgestellt. Trotzdem - auf einer nagelneuen rabenscharzen Asphaltstraße brennt die Hitze ganz ordentlich. Was ist mit meinen Schuhen los? Sind die zu heiß geworden? Löst sich etwa die Sohle auf? Sie kleben an den Fußrasten - das gefällt mir ja gar nicht. Die Auflösung erleichtert mich, es sind Reste von den Datteln, die sich in das Profil gegraben haben. Sandalen und Zeltunterlage habe ich aus diesem Grund am Morgen noch in's Meer geworfen und gewaschen. Die Folge war, daß ich umpacken mußte, weil ich die Sachen ja nicht naß in den Packsäcken verstauen möchte.
Was kann es eigentlich Schöneres geben, als ein einem wuderbaren Plätzchen zu sitzen und es zu genießen? An vielen wuderbaren Plätzchen sitzen und sie genießen! Genau das tue ich; ich sitze auf meiner Lisl und koste im Zockeltempo jedes Plätzchen aus, bevor das nächste daherkommt. Die auflaufenden Fahrzeuge lassen wir gerne passieren. Wir trödeln die Kilometer voran... Die Strände und Buchten an der Bahia Concepción sind wirklich traumhaft!!! Bin ich denn schon in der Karibik???
In den Bergen wird es kurvig und die Landschaft bietet keine Überraschungen, da kann ich wieder etwas Fahrvergnügen genießen.
Hat eigentlich Deutschland schon gewählt? Und wer ist Kanzlerin? Wird USA wieder regiert? Ich hab keine Ahnung - und ich freue mich, daß mich solche Informationen auf der Straße nicht erreichen.
Ich bin ja erst 54 von 190 Tagen unterwegs?! Die Zeit vergeht ganz schön langsam. Aber eigentlich habe ich doch schon ziemlich viel erlebt und hinter mir?! Die Zeit vergeht ganz schön schnell. Ein irgendwie seltsamer Gedanke, daß ich noch soooo viel Zeit habe. Planen läßt sich kaum etwas, vielleicht muß ich einfach alles auf mich zukommen lassen, so wie jeden Abend den Schlafplatz. Mal sehen, ob und wo es mir in Südamerika gut genug gefällt, daß ich länger bleiben möchte.
Ich freue mich auf ein Mittagessen in einem Strandrestaurant in Loreto. Abends habe ich selten Lust zu kochen und in der "Küche" ist auch meist nichts Gescheites. Aber häufig kommt es ja anders als man denkt. Gestern hatte ich mich schon damit angefreundet, ein Hotelzimmer nehmen zu müssen und habe den schönsten Strandplatz gefunden, heute sieht es erstmal überhaupt nicht nach Restaurant oder gar Strand aus. Aber so leicht geb ich nicht auf: mitten durch Loreto durch, solange bis ich an der Strandpromenade bin. Dort sind nur Hotels. Einmal die Promenade rauf, einmal runter - zwischendrin versteckt sich tatsächlich ein kleines Restaurant. Na geht doch! Und keine Andenkenhändler! Ich lasse mir das Essen schmecken!
Am Abend stehen wieder mal 2 Reparaturen an: der ich-weiß-nicht-wievielte-12-V-Stecker ist kaputt. Den hatte ich in Anchorage gekauft. Jetzt hab ich keinen Ersatzh mehr. Mein Kocher ärgert mich schon seit Tagen, er mag nicht mehr richtig fauchen. Also muß ich wohl eine Dichtung tauschen. Das hab ich noch nie gemacht und bei einbrechender Dunkelheit ist es ein wenig diffizil, aber es gelingt.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=hwlysjmwvapcolff
Montag, 7. Oktober 2013
Versöhnung
Am Vormittag bekomme ich im Supermarkt Honig,
Kamillentee (gegen Zahnschmerz) und 2 Äpfel. Mehr fehlt mir momentan nicht. Auch
Tanken (mit Kreditkarte) ist gar kein Problem. Nur der Bankautomat will einfach
nichts ausspucken - auf keine Karte! Und dann geht mir beim Helmaufsetzen doch
tatsächlich die Brille kaputt - dirket zwischen Nasenbügel und Glas. So
ärgerlich!
Ich glaube, das hier ist gar kein Abenteuer, sondern eine Lektion. Ich soll lernen, wie gut es mir zu Hause geht. Viele Dinge registrieren wir zu Hause gar nicht:
Ich glaube, das hier ist gar kein Abenteuer, sondern eine Lektion. Ich soll lernen, wie gut es mir zu Hause geht. Viele Dinge registrieren wir zu Hause gar nicht:
- Brille? Kommt ein paar Tage zum Optiker - ist wieder heil; in der Zwischenzeit trägt man die jederzeit verfügbare Ersatzbrille.
- Zahnschmerz? Sofort zum verfügbaren Zahnarzt des Vertrauens, der hilft!
- Lisl kaputt? Werkstatt ist zu Hause; wenn man nicht mehr weiter weiß, steht der Händler oder viele schlaue Freunde zur Verfügung.
- Isomatte undicht? Kein Problem - in 2 Tagen schickt das Internet eine neue!
- Kamera lädt nicht? Zurück zum Verkäufer - wird kostenlos repariert.
- Neue Reifen? Händler ist 2 km weg und hat in einem Tag Ersatz.
- und so weiter...
Aber ich hier - allein in der Fremde, heimatlos, keine Ahnung
von Sitten und Gebräuchen, kann nicht mal ordentlich fragen. Für ein paar Wochen
kann das gutgehen - aber auf Dauer kann man so wohl nicht vernünftig leben.
Welches Problem taucht als nächstes auf?
Heute gibt es kein Straßen-Experiment, sondern ein Schuh-Experiment. Da mir die Stiefel zu warm sind, versuche ich es mit den Wanderstiefeln. Ich glaube, das Experiment werde ich nicht wiederholen. Die Beine und Füße fühlen sich ziemlich ungeschützt, die Sonne brennt jetzt direkt auf der Haut und die Abwärme von Lisls Zylinder bekomme ich auch direkt zu spüren.
Militärkontrollen? Gestern waren's 4, heute nur eine! Ist eben Sonntag. Und auspacken mußte ich kein einziges Mal etwas.
Aber heute hat mich ein LKW bös erwischt - sein Fahrtwind hat mir fast den Helm vom Kopf gerissen! Man sollte es nicht glauben...
Das "Nicht-Straßen-Experiment" läßt mich gemütlich vor mich hin rollen. Bereits am späten Vormittag steht das Thermometer schon auf 37 Grad, das heißt, auch wenn alle Schotten offen sind, bringt der Fahrtwind keinerlei Abkühlung. Ich nutze alle Cafe-Möglichkeiten und ernähre mich praktisch von Coca Cola - sehr gesund. Kurz nach Mittag ist der Hitzerekord vom 10.September (42 Grad) geknackt! Das scheint selbst hier etwas ungewöhnlich zu sein; am heiligen Sonntag müssen Arbeiter die Straße vor dem Wegschmelzen bewahren, indem sie eine Sandschicht verstreuen.
Letztendlich steigt die Temperatur noch bis auf 43 Grad! Somit hält die Bahia California den Hitze- und Kälte-Rekord dieser Tour - und das innerhalb von 3 Tagen. Das muß man sich mal vorstellen, das ist ein Temperaturunterschied von über 46 Grad!!! Das ist etwa so, wie wenn man zwischen Sauna und Eiswasser wechselt, aber nicht für Sekunden oder Minuten, sondern für Stunden. So lange, bis der Körper vollständig durch-gefroren oder -gekocht ist!
Apropos gekocht: hier liegen jede Menge tote Hunde rum - aufgedunsen bis zum Platzen strecken sie ihre Beine in alle Richtungen. Und die Sonne knallt herunter und verrichtet weiter ihr Werk....
Na gut, Ihr wollt noch was Schönes hören? Ich kreuze heute von der Pazifikküste zur Golfseite und muss dabei natürlich über die Berge. Die Landschaft ändert sich daher ständig. Obwohl mir alles einfach nur heiß und wüstig vorkommt, muß ich zugeben, daß die Umgebung eigentlich sehr abwechlungsreich ist. Mitten auf dem sengenden Wüstenboden wächst auf einmal frisches grünes flaumiges Gras - so weit das Auge reicht! Und dann fahren wir über eine Kuppe. Schlagartig hat sich das Grün in einen golden wogendes Meer aus Grashalmen verwandelt.
Die unterschiedlichsten Bergformen tauchen auf und verschwinden wieder, wir passieren den Vulkan "die 3 Jungfrauen" und fahren kurvenreich durch Schluchten aus weißem Fels. Bis vor uns das Meer auftaucht - frisches Blau mit weißen Schaumkrönchen. Und es kühlt etwas!
Man hat mir gesagt, in Santa Rosalia wäre es nicht besonders schön, viel schöner wäre es in Loreto oder wenigstens Mulegé. Das sind nochmal 100 km - allerdings ist es noch nicht mal 4 Uhr nachmittags und es droht keine Schlechtwegestück. Man könnte also ... noch ein Weilchen suchen. Ups, da stand doch ein Schild "Camping Los dos amigos"? Richtige Campingplätze sind hier echt rar gesät! Also, schaun wir mal. Ein passabler Sandweg führt ca. 1 km bis zu einer Kette - geschlossen? Schade! Abe da kommt die Dame des Hauses und macht mir das Angebot: für eine Nacht? Ja ok. 100 Pesos (sie sagt, das wären 10 $, wenn man offiziell rechnet sind das knapp 6 €).
Und der Platz - das ist ja ein Traum! Ich bin versöhnt!!! Mein Zelt steht unter Palmen, deren reife Datteln mir sozusagen in's Bett fallen! Vor mir der Strand.
Die Senora bedauert, daß es in dem Häuschen hinter mir nur kalte Dusche gibt - aber etwas weiter weg steht noch eines mit heißer Dusche (Solar-erhitzt). Wow!
Ich sitze unterm Palmen-Baldachin, vor mir ein Tischchen und genieße bei einem lauen Lüftchen das Meer! So stellt man sich doch gemeinhin die Strandfreiheit vor, oder?!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=qyocdlcenkrauegg
Heute gibt es kein Straßen-Experiment, sondern ein Schuh-Experiment. Da mir die Stiefel zu warm sind, versuche ich es mit den Wanderstiefeln. Ich glaube, das Experiment werde ich nicht wiederholen. Die Beine und Füße fühlen sich ziemlich ungeschützt, die Sonne brennt jetzt direkt auf der Haut und die Abwärme von Lisls Zylinder bekomme ich auch direkt zu spüren.
Militärkontrollen? Gestern waren's 4, heute nur eine! Ist eben Sonntag. Und auspacken mußte ich kein einziges Mal etwas.
Aber heute hat mich ein LKW bös erwischt - sein Fahrtwind hat mir fast den Helm vom Kopf gerissen! Man sollte es nicht glauben...
Das "Nicht-Straßen-Experiment" läßt mich gemütlich vor mich hin rollen. Bereits am späten Vormittag steht das Thermometer schon auf 37 Grad, das heißt, auch wenn alle Schotten offen sind, bringt der Fahrtwind keinerlei Abkühlung. Ich nutze alle Cafe-Möglichkeiten und ernähre mich praktisch von Coca Cola - sehr gesund. Kurz nach Mittag ist der Hitzerekord vom 10.September (42 Grad) geknackt! Das scheint selbst hier etwas ungewöhnlich zu sein; am heiligen Sonntag müssen Arbeiter die Straße vor dem Wegschmelzen bewahren, indem sie eine Sandschicht verstreuen.
Letztendlich steigt die Temperatur noch bis auf 43 Grad! Somit hält die Bahia California den Hitze- und Kälte-Rekord dieser Tour - und das innerhalb von 3 Tagen. Das muß man sich mal vorstellen, das ist ein Temperaturunterschied von über 46 Grad!!! Das ist etwa so, wie wenn man zwischen Sauna und Eiswasser wechselt, aber nicht für Sekunden oder Minuten, sondern für Stunden. So lange, bis der Körper vollständig durch-gefroren oder -gekocht ist!
Apropos gekocht: hier liegen jede Menge tote Hunde rum - aufgedunsen bis zum Platzen strecken sie ihre Beine in alle Richtungen. Und die Sonne knallt herunter und verrichtet weiter ihr Werk....
Na gut, Ihr wollt noch was Schönes hören? Ich kreuze heute von der Pazifikküste zur Golfseite und muss dabei natürlich über die Berge. Die Landschaft ändert sich daher ständig. Obwohl mir alles einfach nur heiß und wüstig vorkommt, muß ich zugeben, daß die Umgebung eigentlich sehr abwechlungsreich ist. Mitten auf dem sengenden Wüstenboden wächst auf einmal frisches grünes flaumiges Gras - so weit das Auge reicht! Und dann fahren wir über eine Kuppe. Schlagartig hat sich das Grün in einen golden wogendes Meer aus Grashalmen verwandelt.
Die unterschiedlichsten Bergformen tauchen auf und verschwinden wieder, wir passieren den Vulkan "die 3 Jungfrauen" und fahren kurvenreich durch Schluchten aus weißem Fels. Bis vor uns das Meer auftaucht - frisches Blau mit weißen Schaumkrönchen. Und es kühlt etwas!
Man hat mir gesagt, in Santa Rosalia wäre es nicht besonders schön, viel schöner wäre es in Loreto oder wenigstens Mulegé. Das sind nochmal 100 km - allerdings ist es noch nicht mal 4 Uhr nachmittags und es droht keine Schlechtwegestück. Man könnte also ... noch ein Weilchen suchen. Ups, da stand doch ein Schild "Camping Los dos amigos"? Richtige Campingplätze sind hier echt rar gesät! Also, schaun wir mal. Ein passabler Sandweg führt ca. 1 km bis zu einer Kette - geschlossen? Schade! Abe da kommt die Dame des Hauses und macht mir das Angebot: für eine Nacht? Ja ok. 100 Pesos (sie sagt, das wären 10 $, wenn man offiziell rechnet sind das knapp 6 €).
Und der Platz - das ist ja ein Traum! Ich bin versöhnt!!! Mein Zelt steht unter Palmen, deren reife Datteln mir sozusagen in's Bett fallen! Vor mir der Strand.
Die Senora bedauert, daß es in dem Häuschen hinter mir nur kalte Dusche gibt - aber etwas weiter weg steht noch eines mit heißer Dusche (Solar-erhitzt). Wow!
Ich sitze unterm Palmen-Baldachin, vor mir ein Tischchen und genieße bei einem lauen Lüftchen das Meer! So stellt man sich doch gemeinhin die Strandfreiheit vor, oder?!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=qyocdlcenkrauegg
Sonntag, 6. Oktober 2013
Noch ein harter Tag!
Guten Morgen (ist es hier) liebe Freunde. Den gestrigen Tag mußte ich erst mal verdauen...
Vorab: Internet ist schwierig hier - kann also sein, daß es jetzt nicht mehr so reibungslos täglich klappt.
Am Morgen geht es entspannt auf einer herrlichen Asphaltstraße - wie versprochen - dahin. Linkerhand in respektvoller Entfernung Sandstrand, rechterhand hinter der Ebene erheben sich die Berge. Es ist verhältnismäßig grün, was heißen soll, es wachsen verschiedene Kakteen, Büsche, Sträucher und sogar Gras. Es sihet herrlich aus, wenn der Wind über den sanften Grasflaum streicht und es sich wiegt, wie die Wellen des Meers auf der anderen Seite!
Ab Bahia San Luis Gonzaga soll es ca. 20 km (gute) Schotterstraße geben, wurde mir gesagt. Viele Autos und Motorräder fahren sort täglich und mit meiner Lisl "gar kein Problem"!
Die Asphaltstraße endet in einer "Umleitung" wenige Kilometer vor Luis Gonzaga, kurz darauf die erste Militärkontrolle. Ich frage als erstes mal, ob ich auf dem richtigen Weg bin - da sind sie wohl überfordert und schicken mich ohne Kontrolle weiter.
Bis zur Ortschaft wirkt die Straße wie eine unfertige Trasse. Die Ortschaft besteht aus 1 Haus und einer "Tankstelle" - kein Hinweisschild an der Kreuzung. ABer es kann nur geradeaus gehen! Breit und kerzengerade sieht der Weg aus, ein wenig sandig. Unmerklich wird es aber schlechter, aber nach 10 km sollte ich ja die Hälfte geschafft haben?
Mittlerweile sieht die "Straße" so aus: Waschbrett, gemischt mit großen abgeundeten und kleinen scharfkantigen Löchern, schön verfüllt mit weichem Sand. Irgendwann lohnt es sich nicht mehr, umzukehren, ich müßte ja schon über die Hälfte zurückgelegt haben. Da zoomst Du das Navi so herein oder heraus, daß es einfach am Besten aussieht. Ja, die Hälfte hast Du schon, also nicht mehr umkehren. Oh, das war falsch? Aber jetzt lohnt sich umkehren auch nicht mehr.
Immerhin wird der Untergrund jetzt fester - wir kommen in die Berge. Der Preis dafür sind tiefe Auswaschungen, weggebrochene Piste, Steine, Felsen, Geröll und immer noch zwischendrin Sand. Kaum eine kurze Strecke zum Erholen dazwischen. Aber: wenn ich jetzt in den Bergen bin, ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Asphaltstraße. Hinter dem nächsten Aufstieg wird sie sein. Doch nicht? Aber ganz sicher hinter der nächsten Ecke. Oh, ein Haus und Autos - ich hab's geschafft! Nein, doch nicht! Ist nur eine Ranch. Ich bin am Ende meiner Kräfte; ich muß mich motivieren! Wo ist die Susi geblieben, die sich über Schotter freut und bei 60, 70 Sachen entspannt dahinrollt??? Ich bin halt keine Rallyefahrerin.
Von den "vielen Fahrzeugen" sind mir bisher nur 2 begegnet - eines hat mich überholt und das andere kam mir auf "meiner" Seite mitten in einem steilen Aufstieg entgegen. Keine Chance zum Anhalten - wir müssen ohne stoppen aneinander vorbei - ist grade mal gut gegangen!
Nach 3 1/2 Stunden und etwa 60 km (besserer Schnitt als gestern!) bin ich tatsächlich wieder auf Asphalt! Entspannung!
Denkste! In den Bergen herrscht ein starker Wind, böig. Du bist ständig gespannt wie ein Luchs auf der Lauer, hinter welcher Kurve er dich von wo und wie stark erwischt - Du mußt sofort reagieren und die Fuhre auf der Straße halten. Knapp 400 kg sind schwer zu halten, für den Wind allerdings ein herrliches Spielzeug. Und dann begegnen mir freundlicherweise jede Menge große LKWs, die noch eine besondere Strudelwürze einbringen.
Landschaft und Planzen ändern sich ständig, Wüste, Fels, Sandebenen, verschiedene Kakteen, Gras...aber so richtig wahrnehmen tu ich das alles nicht mehr. Auf jeden Fall ist nichts dabei, wo man zelten könnte! Also muss ich noch bis Guerrero Negro weiterfahren, gut 1 h. Absolut keine attraktive Stadt und auch das Meer ist nicht zu sehen. Da bleibt mir nur der "Campingplatz"" im Hof hinter einem kleinen Hotel. Zugegeben, sieht alles sauber aus, die Toilette hat Wasser und sogar die Dusche funktioniert. Kostenpunkt in US $: 12.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ebbowvvbseerqxsa
Vorab: Internet ist schwierig hier - kann also sein, daß es jetzt nicht mehr so reibungslos täglich klappt.
Am Morgen geht es entspannt auf einer herrlichen Asphaltstraße - wie versprochen - dahin. Linkerhand in respektvoller Entfernung Sandstrand, rechterhand hinter der Ebene erheben sich die Berge. Es ist verhältnismäßig grün, was heißen soll, es wachsen verschiedene Kakteen, Büsche, Sträucher und sogar Gras. Es sihet herrlich aus, wenn der Wind über den sanften Grasflaum streicht und es sich wiegt, wie die Wellen des Meers auf der anderen Seite!
Ab Bahia San Luis Gonzaga soll es ca. 20 km (gute) Schotterstraße geben, wurde mir gesagt. Viele Autos und Motorräder fahren sort täglich und mit meiner Lisl "gar kein Problem"!
Die Asphaltstraße endet in einer "Umleitung" wenige Kilometer vor Luis Gonzaga, kurz darauf die erste Militärkontrolle. Ich frage als erstes mal, ob ich auf dem richtigen Weg bin - da sind sie wohl überfordert und schicken mich ohne Kontrolle weiter.
Bis zur Ortschaft wirkt die Straße wie eine unfertige Trasse. Die Ortschaft besteht aus 1 Haus und einer "Tankstelle" - kein Hinweisschild an der Kreuzung. ABer es kann nur geradeaus gehen! Breit und kerzengerade sieht der Weg aus, ein wenig sandig. Unmerklich wird es aber schlechter, aber nach 10 km sollte ich ja die Hälfte geschafft haben?
Mittlerweile sieht die "Straße" so aus: Waschbrett, gemischt mit großen abgeundeten und kleinen scharfkantigen Löchern, schön verfüllt mit weichem Sand. Irgendwann lohnt es sich nicht mehr, umzukehren, ich müßte ja schon über die Hälfte zurückgelegt haben. Da zoomst Du das Navi so herein oder heraus, daß es einfach am Besten aussieht. Ja, die Hälfte hast Du schon, also nicht mehr umkehren. Oh, das war falsch? Aber jetzt lohnt sich umkehren auch nicht mehr.
Immerhin wird der Untergrund jetzt fester - wir kommen in die Berge. Der Preis dafür sind tiefe Auswaschungen, weggebrochene Piste, Steine, Felsen, Geröll und immer noch zwischendrin Sand. Kaum eine kurze Strecke zum Erholen dazwischen. Aber: wenn ich jetzt in den Bergen bin, ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Asphaltstraße. Hinter dem nächsten Aufstieg wird sie sein. Doch nicht? Aber ganz sicher hinter der nächsten Ecke. Oh, ein Haus und Autos - ich hab's geschafft! Nein, doch nicht! Ist nur eine Ranch. Ich bin am Ende meiner Kräfte; ich muß mich motivieren! Wo ist die Susi geblieben, die sich über Schotter freut und bei 60, 70 Sachen entspannt dahinrollt??? Ich bin halt keine Rallyefahrerin.
Von den "vielen Fahrzeugen" sind mir bisher nur 2 begegnet - eines hat mich überholt und das andere kam mir auf "meiner" Seite mitten in einem steilen Aufstieg entgegen. Keine Chance zum Anhalten - wir müssen ohne stoppen aneinander vorbei - ist grade mal gut gegangen!
Nach 3 1/2 Stunden und etwa 60 km (besserer Schnitt als gestern!) bin ich tatsächlich wieder auf Asphalt! Entspannung!
Denkste! In den Bergen herrscht ein starker Wind, böig. Du bist ständig gespannt wie ein Luchs auf der Lauer, hinter welcher Kurve er dich von wo und wie stark erwischt - Du mußt sofort reagieren und die Fuhre auf der Straße halten. Knapp 400 kg sind schwer zu halten, für den Wind allerdings ein herrliches Spielzeug. Und dann begegnen mir freundlicherweise jede Menge große LKWs, die noch eine besondere Strudelwürze einbringen.
Der Wald hat sich verändert |
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ebbowvvbseerqxsa
Samstag, 5. Oktober 2013
Spuren im Sand
Während die Temperaturen draußen unter -3 Grad
fallen, träume ich von einem klimatisierten Hotel mit warmem Pool und einem LKW
der mich zur Straße zurückbringt. Um 5 Uhr früh fahren 4 Autos vorbei - falsche
Richtung. Irgendwann muß ich trotzdem aufstehen - ich packe meine Sachen sehr
langsam zusammen, in der Hoffnung, daß doch noch ein Fahrzeug mit meiner
Richtung auftaucht. Hilft alles nichts - ich bin auf mich selbst
angewiesen.
Ich möchte es ja gerne verschweigen, aber es gehört dazu: ich habe richtig Angst vor dem Rückweg. Mit Grummeln im Bauch und Wackelpudding in den Beinen muss ich irgendwann los. Ich stelle mich auf 2 h harte Arbeit ein. Im Schritttempo und bei Bedarf "Füße unten" eiere ich wie der letzte Anfänger voran - das Herz klopft bis zum Hals. Alles was ich für das Gelände gelernt habe, wird mißachtet, mir geht es nur um die Sicherheit, die ich nicht habe. Der starke böige Seitenwind ist auch nicht gerade hilfreich! 12 bis 14 km pro Stunde - schneller traue ich mich nicht. Pfui, Susi! Die Reifen taugen im Sand maximal gar nix! Sie rutschen hoffnungslos seitlich ab in das tiefste Loch. Dort sind meine gestrigen Sturzspuren noch bestens erkennbar.
Nach knapp 1 1/2 h bin ich nach 20 km an der Asphaltstraße angekommen!!! Alles ist gut gegangen!
Ich bin an einem Tiefpunkt: warum mache ich das? Wie geht's weiter? Der schwierige Teil steht mir ja erst noch bevor. Und die von mir geplante Strecke auf der Baha hat einen 20 km offroad-Teil; keiner kann mir sagen, wie schwierig der werden wird. Soll ich umkehren und über 200 km zurückfahren?
Um kurz nach 10 Uhr die erste Militärkontrolle - diesmal wollen sie den Kleidersack sehen. Der riecht sicher nicht besonders gut, auf jeden Fall ist der Kerl sehr bald zufrieden. Keine halbe Stunde später, ich bin inzwischen auf der 5-er nach Süden angekommen, steht die nächste Kontrolle an. Sie winken mich einfach durch. Diese Straße ist perfekt! Kein Schlagloch, kerzengerade, mittlerweile herrschen 30 Grad und meine Füße sind mehr als warm - ich habe heute morgen die wärmeren Socken gewählt.
Süßlich-prafümierter unidentifizierbarer Geruch begleitet mich entlang der Küste. Zum ersten mal benutze ich meine Sonnencreme - genauso riecht das hier überall. Der Wind ist stärker geworden, Ihr könnt es an den Palmen erkennen. Er bringt einigen Sand mit sich, die Umngebung verschwindet darin. In San Felipe ist es Zeit für eine Pause. Tanken, einkaufen, Geldautomat (hab mich noch nicht an die neue Währung gewöhnt und vermutlich viel zu wenig geholt), und dann finde ich ein Restaurant direkt am Strand, das WiFi hat. Während ich dort nebenher 2 Cola trinke drücken sich die Souvenirhändler die Klinke in die Hand. Bei vielen Amerikanern sind sie erfolgreich - ich schaue zum Glück nicht mal hin. Im Meer tummeln sich Pelikane und plötzlich sehe ich einen großen schwarzen Rücken auf- und abtauchen, anscheinend kommt ein Seelöwe bis fast an den Strand.
Am Nachmittag habe ich mich ein wenig erholt und möchte noch ein kleines Stück fahren, bis Puertecitos. Ich halte nach Zeltmöglichkeiten Ausschau, aber das sieht schlecht aus. Die Strände sind mit Hotels oder Hütten zugebaut, auf der anderen Straßenseite herrscht umzäunte Sandwüste. Aus Neugier fahre ich einem Schild "Camp GGeorge" nach - ich finde einen steinigen Platz oberhalb des Strandes mit einigen Häuschen und einem Wohnwagen. Während ich noch überlege, was das sein soll, kommt die Wohnmobilbesitzerin heraus; sie erklärt mir, daß es hier in dem Sinne keine Campingplätze gibt. "Camp" heißt, daß jemand sein Land vermietet oder verpachtet und die Pächter ihre Häuser darauf bauen können. Aber in Puertecitos (den hübschen Strand kann man von hier aus sehen) hat Octavia einen Campingplatz - mit Duschen! Und angeblich billig - nur etwa 10 $. Ok, schau ich mir an.
Ich finde einen Strand mit hübschen Sonnenschirmen. Am Eingang kommt mir ein etwas heruntergekommener Mexikaner entgegen und erklärt mir, ich könne mir jeden belibigen Platz aussuchen. Es zieht sakrisch! Dusche und Toilette sind in einem Ziegelsteinbau. Kosten? 20 $! Das ist mir zuviel. Ich binb nicht sicher, ob er US-$ oder Pesos meint und ziehe 20 Pesos heraus - er lacht nur. Aber er schlägt 10 $ vor. Als ich die kurz darauf bezahlen will (habe nur einen 20er), kann er nicht wechseln und auch nicht in Pesos herausgeben. Jetzt kommt ein zweiter Typ zu Hilfe, der kann zwar besser englisch, sieht aber auch nicht viel vertrauenerweckender aus. Er kann zwar nicht helfen, schlägt aber vor, daß ich da hinten einen Wohnwagen nehmen kann, wenn es mir zu sehr windet. Das ist gut. Auch wenn der Wagen eingeschlagene Fenster, eine nicht schließende Tür, Federkernmatrazen ohne Matraze usw. hat, drin zieht es kaum. Eine genauere Untersuchung der sanitären Anlagen ergibt: es gibt 5 dunkle 1,5 qm-Räume voller Spinnweben. In zweien steht eine Kloschüssel, in den anderen dreien hängt ein Rohr von der Decke. Wasser kommt aus keinem! Und was die beiden Typen in der Nacht treiben möchte ich lieber nicht wissen - ich bin alleine am Strand; die Saison hat noch nicht begonnen.
Es ist Ebbe und das Meer ist sehr weit draußen. Aber einen kleinen Spaziergang bis zum Wasser muß ich auf jeden Fall machen! Ist das schön, wenn das warme Meerwasser um die Füße spült!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fwpytvzeeibjudau
Ich möchte es ja gerne verschweigen, aber es gehört dazu: ich habe richtig Angst vor dem Rückweg. Mit Grummeln im Bauch und Wackelpudding in den Beinen muss ich irgendwann los. Ich stelle mich auf 2 h harte Arbeit ein. Im Schritttempo und bei Bedarf "Füße unten" eiere ich wie der letzte Anfänger voran - das Herz klopft bis zum Hals. Alles was ich für das Gelände gelernt habe, wird mißachtet, mir geht es nur um die Sicherheit, die ich nicht habe. Der starke böige Seitenwind ist auch nicht gerade hilfreich! 12 bis 14 km pro Stunde - schneller traue ich mich nicht. Pfui, Susi! Die Reifen taugen im Sand maximal gar nix! Sie rutschen hoffnungslos seitlich ab in das tiefste Loch. Dort sind meine gestrigen Sturzspuren noch bestens erkennbar.
Nach knapp 1 1/2 h bin ich nach 20 km an der Asphaltstraße angekommen!!! Alles ist gut gegangen!
Ich bin an einem Tiefpunkt: warum mache ich das? Wie geht's weiter? Der schwierige Teil steht mir ja erst noch bevor. Und die von mir geplante Strecke auf der Baha hat einen 20 km offroad-Teil; keiner kann mir sagen, wie schwierig der werden wird. Soll ich umkehren und über 200 km zurückfahren?
Um kurz nach 10 Uhr die erste Militärkontrolle - diesmal wollen sie den Kleidersack sehen. Der riecht sicher nicht besonders gut, auf jeden Fall ist der Kerl sehr bald zufrieden. Keine halbe Stunde später, ich bin inzwischen auf der 5-er nach Süden angekommen, steht die nächste Kontrolle an. Sie winken mich einfach durch. Diese Straße ist perfekt! Kein Schlagloch, kerzengerade, mittlerweile herrschen 30 Grad und meine Füße sind mehr als warm - ich habe heute morgen die wärmeren Socken gewählt.
Süßlich-prafümierter unidentifizierbarer Geruch begleitet mich entlang der Küste. Zum ersten mal benutze ich meine Sonnencreme - genauso riecht das hier überall. Der Wind ist stärker geworden, Ihr könnt es an den Palmen erkennen. Er bringt einigen Sand mit sich, die Umngebung verschwindet darin. In San Felipe ist es Zeit für eine Pause. Tanken, einkaufen, Geldautomat (hab mich noch nicht an die neue Währung gewöhnt und vermutlich viel zu wenig geholt), und dann finde ich ein Restaurant direkt am Strand, das WiFi hat. Während ich dort nebenher 2 Cola trinke drücken sich die Souvenirhändler die Klinke in die Hand. Bei vielen Amerikanern sind sie erfolgreich - ich schaue zum Glück nicht mal hin. Im Meer tummeln sich Pelikane und plötzlich sehe ich einen großen schwarzen Rücken auf- und abtauchen, anscheinend kommt ein Seelöwe bis fast an den Strand.
Am Nachmittag habe ich mich ein wenig erholt und möchte noch ein kleines Stück fahren, bis Puertecitos. Ich halte nach Zeltmöglichkeiten Ausschau, aber das sieht schlecht aus. Die Strände sind mit Hotels oder Hütten zugebaut, auf der anderen Straßenseite herrscht umzäunte Sandwüste. Aus Neugier fahre ich einem Schild "Camp GGeorge" nach - ich finde einen steinigen Platz oberhalb des Strandes mit einigen Häuschen und einem Wohnwagen. Während ich noch überlege, was das sein soll, kommt die Wohnmobilbesitzerin heraus; sie erklärt mir, daß es hier in dem Sinne keine Campingplätze gibt. "Camp" heißt, daß jemand sein Land vermietet oder verpachtet und die Pächter ihre Häuser darauf bauen können. Aber in Puertecitos (den hübschen Strand kann man von hier aus sehen) hat Octavia einen Campingplatz - mit Duschen! Und angeblich billig - nur etwa 10 $. Ok, schau ich mir an.
Ich finde einen Strand mit hübschen Sonnenschirmen. Am Eingang kommt mir ein etwas heruntergekommener Mexikaner entgegen und erklärt mir, ich könne mir jeden belibigen Platz aussuchen. Es zieht sakrisch! Dusche und Toilette sind in einem Ziegelsteinbau. Kosten? 20 $! Das ist mir zuviel. Ich binb nicht sicher, ob er US-$ oder Pesos meint und ziehe 20 Pesos heraus - er lacht nur. Aber er schlägt 10 $ vor. Als ich die kurz darauf bezahlen will (habe nur einen 20er), kann er nicht wechseln und auch nicht in Pesos herausgeben. Jetzt kommt ein zweiter Typ zu Hilfe, der kann zwar besser englisch, sieht aber auch nicht viel vertrauenerweckender aus. Er kann zwar nicht helfen, schlägt aber vor, daß ich da hinten einen Wohnwagen nehmen kann, wenn es mir zu sehr windet. Das ist gut. Auch wenn der Wagen eingeschlagene Fenster, eine nicht schließende Tür, Federkernmatrazen ohne Matraze usw. hat, drin zieht es kaum. Eine genauere Untersuchung der sanitären Anlagen ergibt: es gibt 5 dunkle 1,5 qm-Räume voller Spinnweben. In zweien steht eine Kloschüssel, in den anderen dreien hängt ein Rohr von der Decke. Wasser kommt aus keinem! Und was die beiden Typen in der Nacht treiben möchte ich lieber nicht wissen - ich bin alleine am Strand; die Saison hat noch nicht begonnen.
Es ist Ebbe und das Meer ist sehr weit draußen. Aber einen kleinen Spaziergang bis zum Wasser muß ich auf jeden Fall machen! Ist das schön, wenn das warme Meerwasser um die Füße spült!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fwpytvzeeibjudau
Freitag, 4. Oktober 2013
Soy en Mexico!
Hier ist die Grenze - "international Border" steht
riesengroß angeschrieben. Davor finde ich auf Anhieb ein Versicherungsbüro. Wie
lange die Versicherung gelten soll? 30 oder 40 Tage. "Dann nehmen Sie am Besten
gleich ein ganzes Jahr!" 4-6 Wochen kosten ca. 130 $, ein ganzes Jahr kostet 120
$ - verrückt. Kurz vor Unterschrift stelle ich durch Zufall fest, daß diese
Police nur für die Baja gilt - grade nochmal gut gegangen. Für ganz Mexico ist
es natürlich teurer - mit 175 $ für ein Jahr bin ich dabei. Vielleicht sollte
ich das sabbatical verlängern???
Auf zur Grenze! Mehrere Spuren führen darauf zu,
bis auf 2 sind jedoch alle gesperrt. Ich nehme die "nix zu verzollen"-Spur. Kein
Häuschen zu sehen, kein Mensch, der Papiere sehen will oder Fragen stellt.
Stattdessen eine Ampel, die mich in einen Korridor einfahren läßt. Dort stehen 2
Kameras. Keine Ansage, ich muß nichtmal den Helm abnehmen. Stattdessen öffnet
sich die Schranke vor mir, die Ampel wird grün. Keiner der sichtbaren
Grenzbeamten interessiert sich für mich. Also weiter zur mexikanischen Station.
Aber die kommt nicht!!! Ich bin drin!? Mitten drin?! im Gewühl, in kleinen
schlampigen Läden und Werkstätten, im Staub und Gestank heruntergekommener
Autos. Ich kann's nicht glauben. So einen Grenzübertritt hatte ich ja noch
nie!
Die Straße verläßt die quirlige Grenzstadt und
führt durch karge Hügel. "Straße des Weines" héißt sie - und tatsächlich sind
nach einigen Kilometern Weinberge zu sehen. Ob bei der Trockenheit nicht eher
nur Rosinen wachsen??? Aber ich sehe Straßenverkäufer mit schönen Trauben und
einige Weingüter - muss also wohl funktionieren. Dazwischen Palmen und
Olivenhaine.
Noch bevor ich erkenne, daß ich jetzt wieder am
Meer bin, meldet mir das meine Nase - ein intensiver Fischgeruch erreicht sie.
Ja, ich fahre direkt am Hafen vorbei.
In Ensenada suche ich per GPS nach McDonalds, einer
sicheren Internetverfügbarkeit und lande versehentlich vor Alsfonsos Pizzeria,
die auch Internet hat. Ist mir natürlich viel lieber! Als Gabe des Hauses wird
vor der Pizza eine frischgebackene Semmel mit gesalzener Butter serviert -
mmmmmmmmmmmmmmmh das schmeckt!!!! Krosses frisches Brot! Eigentlich bin ich
schon satt!
Leider erweisen sich nicht alle Reparaturen als
nachhaltig. Das größte Übel - das triefende Getriebe - besteht dummerweise
weiterhin; und jetzt fällt mir nichts mehr ein, was noch helfen könnte oder was
die tatsächliche Ursache sein könnte. Muß ich micht wohl daran gewöhnen, eine
Ölspur durch Amerika zu hinterlassen.
Enseneda ist die erste größere Stadt. Das Leben
findet auf der Straße statt, so wie das auch in Europas südlichen Ländern ist.
Verkehr und Straßen sind eine Mischung aus bestem Asphalt im Wechsel mit
scharfkantingen tiefen Schlaglöchern, amerikanischen Verkehrsregeln gepaart mit
italienischer Fahrdisziplin! Besonders lustig sind die Stopkreuzungen an
3-spurigen Straßen von allen Seiten - wer hat da noch den Überblick? Kurvig
geht's bergauf bis 1200 m. Kaum sind wir ein Stück von der Stadt entfernt, ist
auch wieder sehr wenig Verkehr; wenn man vom Straßenzustand absieht, läßt es
sich gut fahren.
Keine Grenzkontrolle? Das war ja schön, aber dafür
ist hier die erste Militärkontrolle. Gepanzerte Fahrzeuge, bewaffnete Soldaten,
ein Stopschild. Aber es geht gemütlich zu. Sie wollen in die Taschen schauen,
begnügen sich aber mit meiner Küchenkiste. Der Kakao wird beschnüffelt, das Salz
probiert, ich werde gefragt, ob ich Drogen oder Waffen bei mir hätte. Mein
großes Jagdmesser lassen sie als "Werkzeug" durchgehen. Dann darf ich
weiterfahren - keine Papiere.
Es geht über Berg und Tal und mehrfach durch
verbranntes Land. Stellenweise raucht es noch. Gegen 4 Uhr nachmittags beginne
ich, nach Campingmöglichkeiten Ausschau zu halten. Ein Blick auf's Navi sagt,
daß hier ganz in der Nähe der Geheimtip "Mikes Sky Ranch" sein muss - ein wenig
abseits der Straße. Einmal nachfragen und die Einfahrt ist
gefunden.
So, und jetzt macht Susi wieder großen Blödsinn!
Der Weg ist ein hartes Waschbrett und sandig, ich bin müde. Es geht einige
Kilometer dahin, irgendwie scheint die Ranch immer weiter weg zu wandern statt
näher zu kommen. Und schon ist es bei ca. 35 km/h passiert: in einem Sandloch
liegen wir beide auf der Nase! Kein Mensch weit und breit. Zündung aus,
Benzinhahn zu, abpacken, die Räder in die tiefere Spur ziehen und dann 3 mal
"hau ruck". Ok, die Lisl steht wieder - der Sturzbügel hat was abbekommen, aber
sonst ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Aufpacken und weiter - kann ja
nicht mehr weit sein. Nach fast 2 Stunden sagt mein Navi, das hier keine Straßen
kennt, sondern nur nach Luftlinie funktioniert immer noch 20 min. Der Weg ist
mittlerweile abenteuerlich geworden - steile zerfurchte Auf- und Abfahrten,
sandige Furten - nein, hier fahre ich bestimmt nicht mehr zurück. Bestimmt gibt
es auf Mikes Farm einen Lieferwagen, der mich zurückfahren kann. Noch 6 min bis
zum Ziel. Eine Ranch taucht auf "Javiers". Niemand ist da. Also weiter. Noch 2
min. Noch 3 min...was ist los?
Mikes Sky Ranch ist an mir vorbeigegangen, ohne daß
sie sich gezeigt hätte! Wo ist sie? Mittlerweile ist es dunkel und ich kann die
Fahrbahn nicht mehr erkennen. Kein Platz zum campen. Letzendlich parke ich die
Lisl am Straßenrand und stelle mein Zelt direkt daneben auf einem kleinen
Sandplatz auf. Wir sind auf 1300 m und es ist empfindlich frisch.
Diese Straße will ich wirklich nicht zurückfahren -
aber weiterfahren? Ich weiß ja nicht einmal, wohin diese Straße führt. Auch
nicht, was für weitere Gefahren dort auf mich lauern...
Erst mal eine Nacht drüber schlafen - falls das
möglich ist. Und morgen weiter nachdenken.
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Abschied nehmen ist schwer!
Sehr schwer! Besonders von so lieben Menschen wie Sandee und Scott. Bei meiner Abfahrt so gegen 11 Uhr - da ist der Verkehr am erträglichsten - machen wir noch ein paar Fotos und dann wird ganz herzlich verabschiedet. Es tut weh. Tränen fließen. Die beiden versprechen, uns in Deutschland mal zu besuchen. Ich hoffe, sie machen das wahr! Thanks so much Sandee and Scott!!!
Sowohl das Einpacken, als auch die Fahrt und das abendliche Auspacken und Zelt aufbauen gehen heute nicht flüssig von der Hand - der Rythmus ist gestört.
Die Hosen sitzen wieder fester - entweder wurde ich so gut gefüttert oder sie ist bei der Wäsche etwas eingegangen oder Beides. Die alte Isomatte kommt jetzt endgültig in den Müll - ich konnte mich bisher nicht von ihr trennen, aber die Reparatur war erfolglos. Die Lisl steht geschniegelt und gebügelt in den Strartlöchern. Scott findet beim Blick über die Werkbank eine Messerhülle, die keiner von uns kennt. Da fällt mir ein, daß ich ja ein scharfes Klappmesser gefunden habe, das da rein passen könnte und gebe es Scott. Scheint ihn zu freuen; wenigstens eine Klitze-Kleinigkeit, die ich zurückgeben kann.
Mein Tatendrang ist heute nicht so immens - da passen die vollgestopften Freeways zur Trauerstimmung. Mein Navi führt mich zuverlässig und ziemlich streßfrei durch alle Brückenlabyrinthe. Zu sehen gibt es nichts Besonderes - so werden einfach nur Kilometer gemacht. Ich möchte heute bis zur Grenze kommen. In San Onofre gibt es einen schönen Suferstrand; ich mache dort ein paar Minuten Pause auf den Klippen und genieße Sonne, Meer und Ausblick. In Oceanside verlasse ich den Freeway ebenfalls kurz um eine Strand-Boulevad-Fahrt zu genießen. Mir fällt ein, daß ich ja noch Bargeld mitnehmen wollte - zum Tauschen und möglicherweise muß man die Karibik-Kreuzfahrt auch bar bezahlen. Also plündere ich die Geldmaschinen um alles was sie hergeben.
Jetzt wo ich mich einigermaßen an die amerikanischen Verkehrsregeln gewähnt hab, verlasse ich das Land. Eine Regelung hat mir hier sehr gut gefallen, das sind die Stopstraßen, die es häfig an Kreuzungen oder Abzweigungen gibt. Dort müssen ALLE Fahrzeuge, egal woher sie kommen, anhalten! Dann wird weitergefahren, egal wohin, nach dem Prinzip: wer zuerst kommt, fährt zuerst! Eine sehr einfache Regelung, die wunderbar funktioniert und extrem kurze Wartezeiten verursacht.
Dazu paßt vielleicht ein kleines Resümee zur amerikanischen Historie - keine Angst, es gibt keine ellenlangen Vorträge. Das mag ich überhaupt nicht!!! Aber was ich schon die ganze Zeit spüre, versuche ich mal so auszudrücken. Alles was als "historisch" ausgewiesen ist, dürfte so etwa 150 Jahre alt sein. Weiter zurück wird kaum etwas erwähnt. Auch in den Ortschaften, die so etwas wie Flair zeigen, sieht man nur den Wild-West-Stil der Auswanderer und Siedler. Genau so scheint auch heute noch die Mentalität zu sein - einfach ein schnell gebautes Haus irgendwo hinstellen und schon hat man seinen Wohnsitz. So zerstreut und hingeworfen wirken auf jeden Fall die meisten Ortschaften.
Das heutige "Abenteuer" ist lediglich ein "teurer Abend". Ich bin schon so nahe an der Grenze, daß überall Polizeiposten stehen, alle Ländereien eingezäunt sind und Hubschrauber patroullieren. Hier kann ich nicht wild zelten - es gibt nur einen einzigen Zeltplatz in der Nähe. Er sieht schon exklusiv aus, daher erwarte ich keinen günstigen Preis. Die 32 $ sind im Vergleich zu San Francisco dagegen überraschend. Ja, Duschen, Strom und WiFi sind inklusive! Die Freude wird allerdings schnell getrübt, denn der Strom schafft noch nicht mal, meine 5 W-Zeltbeleuchtung ordentlich leuchten zu lassen (da hol ich ihn mir doch lieber von der frisch geladenen Lisl) und das Internet kriecht im Schneckentempo und ist auf 30 min begrenzt! Der Campingplatz ist riesig, völlig ungemütlich und schrecklich laut - ich freue mich auf den nächsten Freiheitsplatz. Im Zelt neben mir telefoniert eine Frau ständig und laut und 2 Wohnmobile weiter gibt es einen Kläffer, der seit 2 h unentwegt bellt - daß der nicht schon lange heiser ist?!
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fnetptesdcxlwwsg
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=fnetptesdcxlwwsg
Mittwoch, 2. Oktober 2013
LA II
Sandee und Scott müssen arbeiten. Ich nutze die Zeit für alle Dinge, die getan werden müssen. Zum Beispiel: ein passendes Schiff in der Karibik finden, das mich nach Südamerika bringen kann. Meine Fotos und Filme sichern und versandbereit machen, ebenso alle Dinge, die ich auf der weiteren Reise nicht unbedingt benötige zusammenstellen - die werde ich nach Hause schicken - spart Platz und Gewicht. Dann schaue ich mir die defekte Isomatte an - im Karpfenteich, was die armen Viecher ziemlich verstört! Nach ewig langer Suche finde ich tatsächlich ein Löchlein - um es markieren zu können muß ich einen Stift holen. Bei der erneuten Suche finde ich es ewig nicht, obwohl ich genau weiß, wo es ist. So klein ist das Loch! Ok, es wird repariert - die Hoffnung steigt. Leider zeigt die abendliche Kontrolle, daß die Matte immer noch Luft verliert, ich werde sie also schweren Herzens entsorgen müssen.
Dann kommt Scott nach Hause, bringt den geschweißten Sturzbügel mit und nimmt mich mit zum BMW-Händler - die Teile sind da. Bremsbeläge haben sie leider nicht. Ab sofort ist Schrauber-Alarm. Ich brauche viele Stunden, bis alles wieder zusammengebaut ist - nun müssen wir nur noch den Hinterreifen wieder mit Luft voll bekommen. Der Reifenhändler ist für amerikanisch Verhältnisse "um die Ecke", mir kommt es vor, wie das andere Ende der Stadt! Warum der Reifen platt ist bleibt ein Rätsel - wir bauen einen neuen Schlauch ein und hoffen, daß er länger hält. Eingebaut ist das Hinterrad in wenigen Minuten. Beim Reifenhändler gab's zwar Bremsbeläge, aber nicht die Passenden - die reserviert mir Scott beim BMW-Händler in Long Beach für morgen. Mein Navi sagt, das sind fast 40 Meilen!!! Immerhin liegt der Händler eh am Weg.
Schnell schnell - Hände waschen und duschen; das Werkzeug und alles was ich sonst noch in Haus und Hof verstreut habe bleibt einfach liegen, packen muß ich morgen. Wir gehen nämlich zusammen mit Sandees Dad und einer Nichte in's Kino - ein Film über Niki Lauda und James Hunt - natürlich in 3D und Dolby sorround. Aber der Clou sind die Kinosessel, die Vibration und Kurvenverhalten der Rennwagen wiedergeben (sollen).
So, morgen geht's weiter - bis zur mexikanischen Grenze. Wenn alles gut geht. Immerhin hat die Lisl eine Generalsanierung erhalten!
Dienstag, 1. Oktober 2013
Susi goes Hollywood
Heute und morgen ist Ruhe angesagt. Zumindest was die Kilometer-Leistung angeht. Die Lisl braucht etwas Pflege...
Auf Scotts Anweisung putze ich tatsächlich meine Lisl - ich glaube, so sauber war sie noch nie. Noch nichtmal Fritz hat es geschafft, daß ich irgendwann das Moped putze!
Sandee und Scott gehen arbeiten, mir gehört die Garage und Werkstatt.
- Der linke Sturzbügel muß geschweißt werden, da der Seitenständer ihn zu stark belastet hat. Die Demontage erfordert einige zusätzliche Arbeiten (Demontage Tank, Ölkühler, Motorabdekchung), so daß die Lisl schon nur noch halb dasteht. Beim Zerlegen tauchen natürlich weitere Schäden auf, die aber behoben werden können - die Achse des Seitenständers ist total verrostet und nicht geschmiert.
- Die Batterie benötigt eine Nachladung, allerdings muß ich warten, bis Scott zurückkommt und mir das Gerät heraussucht.
- Am Getriebe kann ich noch nichts machen, die Teile liegen noch in Scotts Geschäft - diese Arbeit kommt morgen dran.
- Der linke Gabelholm muß ausgebaut werden - dafür müssen auch Tachosensor und Blinker weg. Bevor ich die Gabel zerlegen kann, kommt Scott nach Hause und erklärt mir den Plan für den Nachmittag - LA besichtigen.
- Die Bremsbeläge auszutauschen ist ein Klacks - aber sie hatten's auch bitter nötig - die waren schon bis auf das Trägerblech abgenutzt. Mal sehen, ob ich morgen Ersatz dafür bekomme?
- Als ich die Lisl ein Stück rückwärts schiebe, höre ich ein Pfeifen und die ganze Luft entweicht aus dem Hinterrad. Sieht so aus, als ob das Ventil vom Schlauch abgerissen wäre - aber wie kann das passieren? Wurde doch vor 4 Tagen erst für teures Geld neu montiert?! Das ist so ärgerlich!!!
Kurz nach Mittag kommen Scott und Sandee nach Hause - jetzt ist sightseeing angesagt. Scott kutschiert uns durch Canyons und Berge nach Malibu zum Mittagessen im Strandrestaurant. Danach haben wir einen kleinen Spaziergang mit Hund entlang der St.Monica Bay. In Beverly Hills werden weltberühmte Cupcakes bei Sprinkles eingekauft und Scott kauft mir als Andenken noch ein T-shirt. Sandee ist ganz außer sich, daß es heute Cupcakes gibt - sie liebt sie! Genau zum Sonnenuntergang schlängeln wir uns durch die Hollywood Hills bis ganz hinauf um das unvermeidliche "Hollywood-Foto" zu machen. Ja, das mußte sein. Ich musste selbst an all diesen berühmten Orten gewesen sein, um festzustellen, daß es nichts anderes ist, als eine normale Großstadt, ein normaler Strand... Eigentlich kann ich gar nichts dazu sagen - es gibt nichts zu sagen. Außer vielleicht - oben in den Hollywood Hills stehen schon ein paar schöne Häuser (dazwischen allerdings auch einfachere und heruntergekommene) und auf der Straße davor die Statussymbole: 2 Porsche.... Die Berge sind wahnsinnig steil, die Straße dazwischen wahnsinnig eng und kurvenreich. Keine Swimmingpools mit Poolboys. Enttäuschend.
Montag, 30. September 2013
Erwischt
...haben sie mich heut! Kurz vor 5 Uhr morgens ruft es "Sheriff's office" - wollen natürlich wissen, wer ich bin, woher ich komme und wohin ich will - und ob ich alleine bin. Vor allem aber interessiert sie, ob der große LKW-Anhänger vor dem Motel mir gehört? Eine lustige Vorstellung: die Lisl zieht einen Sattelauflieger - ha ha ha. Na gut, wenn das nicht meiner ist, soll ich noch eine gute Nacht haben - übrigens ist hier kein Campingplatz. Das war's.
Zum Frühstück habe ich Gesellschaft von Krähen und Möwen, aber die sollen warten, bis ich fertig bin. In der Ferne höre ich Seehunde. On the road again flüchtet ein Fuchs vor mir, Rehe grasen einträchtig mit Kühen auf der Weide. Und dann ist auf einmal ein Strand voller Seelöwen direkt an der Straße! Sie besiedeln den ganzen Strand und sind wohl áuch noch etwas müde - auf jeden Fall ist hier kein großes Geschrei. Vielleicht liegt es ja auch daran, daß für jeden genügend Platz ist?
Heute muß ich eine größere Strecke zurücklegen, außerdem gibt es außer High- und Freeway eigentlich keine Alternativen. Die Landschaft bietet auch kaum Neues, so ist heute ein "Transfertag". Wir dösen (oder düsen) also bei mehr oder weniger starkem Verkehr Richtung LA. Unterwegs begegnet uns eine "Telephone Road" und eine "Timber Lane" - die nehmen wir aber nicht, denn auf dem Holzweg bin ich auch so oft genug. Oft führt die Straße direkt an der Küste entlang, gelegentlich sind aber auch ein paar Berge dazwischen. Als Motorradfahrer spürt man dabei die 4 Grad Unterschied zwischen heiß und kühl sofort - aber genau deshalb fahren wir ja Moped!
Hearst Castle wollte ich mir eigentlich anschauen. Ich komme bis zum Besucherzentrum, von wo man in der Ferne das Schloß sehen kann. Schon morgens um 9 Uhr ist der Parkplatz voll und man muß mit einer geführten kostenpflichtigen Bustour zum Schloß. Nein, das mag ich nicht.
Santa Barbara - ein bekannter Name. Was ich mir davon erwartet habe, weiß ich nicht wirklich. Um es kurz zu machen, ich würde sagen "das kalifornische Nizza" - na ja, wer's mag... Wir zockeln die Strandpromenade entlang, es scheint eine Verantaltung stattzufinden. Könnte ein Beach-Ball-Turnier sein. Etwas weiter draußen ist die Promenade voller Künstlerstände, hauptsächlich Maler, aber auch ein paar Töpfer und andere hübsche Dinge. Wir lassen sie links (nein rechts) liegen.
Bei Andrews werde ich schon erwartet und komme gerade rechtzeitig zum Grillen - Naran und Jennifer sind auch da. Sandee und Scott freuen sich wirklich, mich zu sehen! Ich werde köstlich bekocht und auch meine Wäsche ist ruck-zuck erledigt. Morgen werde ich gezwungen, die Lisl zu putzen, bevor ich daran schrauben darf!
PS: die Lisl wurde morgens vor dem Cafe (beim bloggen) schon wieder bewundert und von allen Seiten fotografiert - von Phil, dem Koch.
Sonntag, 29. September 2013
Hwy No 1
Es ist gutgegangen - keiner wollte irgendetwas von
mir und ich hatte eine schöne ruhige sternklare Nacht. Etwas kalt... Armer
Petrus! Er kann's mir wohl nie recht machen. Zu heiß, zu kalt, zu naß, zu
trocken, zu...aber eigentlich hab ich nur nicht die richtige
Kleidungskombination getroffen. Sommerjacke und Pullover? Oder kein Pullover und
Regenjacke drüber?
Am Morgen lassen wir uns treiben - als erstes
müssen wir ja den Freeway um Santa Cruz vermeiden. Also halten wir uns an der
Küste, wo es geht. Auf diese Weise erfahren wir die schönsten Strände. Ein Teil
der Küste scheint Surferparadies zu sein - wenn sie im Wasser auf ihren Brettern
sitzen oder liegen, sehen sie aus wie die Seehunde, man könnte meinen, sie
strecken auch nur die Nase aus dem Wasser. An Land machen sie einfach nur einen
guten Eindruck - hier laufen so viele hübsche Menschen rum - gutaussehende Jungs
und Mädels. Wir trödeln die Strandpromenade entlang und streifen das
Vergnügungsviertel, das sich durch eine riesige Achterbahn unübersehbar macht.
Wir sehen hübsche und weniger hübsche Häuschen, kommen durch ein Nobelviertel, finden aber auch direkt am Strand so
was wie ein Containerdorf. Die Straße bleibt aber nicht immer direkt am Wasser
sondern verläuft parallel dazu - immerhin kann man immer wieder an einen
Stichstraße einen Blick auf's Meer erhaschen. Bis wir an Santa Cruz vorbei
sind, hat es Stunden gedauert. Irgendwann komme ich nicht mehr um den Hwy herum,
aber in Monterey biege ich wieder ab. Hier gibts einen schönen Hafen und eine
nette Oberstadt zu sehen. Im Hafen können wir bis ganz raus fahren, wo
hordenweise Angler stehen. Auf halbem Weg am Pier riecht es verlockend nach
gegrilltem Fisch. Als ich in das hübsche kleine Restaurant gehen will, schließen
sie gerade.
Zwischen Santa Cruz und Monterey erstreckt sich
ziemlich flaches Land, die Berge sind nach Osten ausgewichen. Die Erde ist ganz
dunkel und fein - irgendwann riecht es nach frischen Kartoffeln. Ja, hier werden
sie gerade geerntet! Für Interessierte: die Traktoren fahren hier auf
Raupen-Riemen! Auf riesigen grünen Feldern zu
beiden Seiten der Straße scheinen viele Menschen etwas zu ernten. Das muß ich
mir aus der Nähe anschauen: Erdbeeren!!! Und wie Große! Da muß ich mir doch "für
gleich" zwei stibizen - mmmh!
Irgendwann bekomme ich eine äußerst interessante
Duftmischung in die Nase, es dauert ein Weilchen, bis ich identifiziert habe:
Erdbeeren, Kartoffeln und Krabben!
Ein Blick auf die Uhr und auf die Route - oh
Schreck. Der Tag ist schon fast vorbei und ich hab erst ein Drittel der Strecke
hinter mir. Jetzt müssen wir unsere Trödelei halt büßen. Die Straße ist noch ein
ganzes Stück äußerst stark befahren - aber bietet halt auch wunderschöne
Ausblicke. Eigentlich müsste man alle 5 min anhalten und fotografieren...viele
tun das auch, daher geht es nicht wirklich zügig voran. Hinzu kommt, daß die
Straße herrlich kurvig ist, aber einen extrem welligen Belag hat. Lisls Federung
hat ordentlich zu tun. Bei längeren Bodenwellen oder großen Löchern federt sie
so stark ein, daß der neue Hinterreifen am Schutzblech streift - mal schauen,
wer der Stärkere ist. Ich glaube, der Reifen gewinnt - das Schutzblech ist schon
ziemlich angeschliffen!
Noch ein Wort zu meiner Lisl - ich hatte schon
ganzh schön viele Sorgen mit ihr. Soviel Schwierigkeiten hat sie mir sonst noch
nie bereitet, auch wenn die Touren ähnlich lang waren. Na gut, jetzt haben wir
schon 13 Tkm in Amerika zurückgelegt, aber trotzdem; der Anlasser fängt an,
komische Sachen zu machen und die Bremsbeläge vorn scheinen total runter zu sein
- nach so kurzer Zeit!? Meine Lisl-Biene scheint halt auch noch an den
Spätfolgen des Unfalls zu leiden. Ich muß sie ein bischen mehr
betüdeln!
Halt - ich muß noch etwas zur Landschaft
sagen...
Die meiste Zeit führt die Straße an der Küste
entlang. Anfangs säumen bewachsene Dünen, manchmal überdeckt durch wandernde
Sanddünen den Weg. Dann kommen wir in den Wald. Stellenweise fahren wir durch
dichtbewaldete Schluchten, die selbst am hellen Tag fast stockdunkel sind! Und
plötzlich glänzt das Meer wieder hundert Meter unter uns. Ganz schön
abwechslungsreich!
Eigentlich bietet die Küste aber nicht wirklich
viel Neues gegenüber der weiter nördlich Erlebten. Gut - die Temperaturen sind
viel angenehmer, die Sonne scheint kontinuierlich und die Vegetation ist
mediterran - aber ansonsten: Meer, Sand, Felsen, Wald...
Unser Ziel für heute schaffen wir nicht ganz, aber
wir haben gegen Abend doch noch ziemlich aufgeholt. Noch bei Tageslicht entdecke
ich ein Motel direkt an der Küste - aber es ist verlassen. Ein großer Parkplatz
davor und eine weite Fläche dahinter locken zum Bleiben. Das
Camping-Verbotsschild übersehe ich geflissentlich!
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