Donnerstag, 12. September 2013

Ein seltsamer Tag...

...war das heute.
Mit einer schönen heißen Dusche fängt der Tag gut an. Ich trödle vor mich hin mit Frühstück und zusammenpacken, halte noch ein Pläuschen mit Nachbar Toni und Fastnachbar Walli. Eigentlich falle ich überall auf. Und ich wundere mich immer wieder, wie oft mein Gestottere gelobt wird.
Das Laptop wurde heute nacht nicht aufgeladen und auch die Helmkamera akzeptiert keinen Strom mehr. Ich versuche, das Laptop im Waschraum mit 110 V aufzuladen, aber auch hier ist die Batterie nach 2 h nicht voller als vorher. Angeblich soll es heute ja noch heißer werden als gestern, trotzdem ziehe ich zumindest am Vormittag noch einen Pullover an. Ich suche den nächsten Computershop und finde ein Elektrogeschäft. Meine Ladegeräte sind in Ordnung - mehr kann der gute Mann nicht tun. Er empfiehlt mir in der nächsten Stadt einen Computershop. Jetzt bin ich schon mal in der "Stadt", da kann ich gleich noch weiter einkaufen. Außer Obst & Gemüse gibt es hier auch noch einen Bäcker, der "echtes Brot" bäckt - zumindest eine Semmel finde ich - auf die freue ich mich morgen zum Frühstück! Außerdem bekomme ich einen Schraubenzieher für die vielen defekten Stecker, Ersatz für eine ausgefallene Taschenlampe und eine Stirnlampe leiste ich mir auch noch. Auf dem Parkplatz empfiehlt mir ein alter Biker, mein Internet in der Bücherei zu erledigen, die haben mehrere öffentliche Computer. Schon wieder was erledigt!
Mittlwerweile hat mein Laptop anscheinend eine wundersame Heilung erfahren - zumindest zeigt der Akku mehr an als vorher. Also lasse ich den Computerdoktor aus.
Bei mittlerem Verkehr geht es auf dem Hwy 101 gen Süden - allerdings bei eher nördlichen Temperaturen unter 20 Grad. Nix Hitzewelle! Stattdessen weht vom Pazifik her eine steife Brise, teilweise ist es ordentlich zugig, was auch manche Bäume beweisen. Die sind echt lustig nach "Windstoßfrisur" gewachsen! Die Straße führt teilweise direkt an der Küste entlang, allerdings ist die an den schönen Stellen, ebenso wie in Europa, zugebaut. Dennoch gibt es genügend Aussichtspunkte. Meist ist die Küste steil und felsig, oft gibt es felsige Vorposten im Meer. Dazwischen erstrecken sich aber auch des Öfteren endlos lange Sandstrände. An einer Bucht halte ich an um alles etwas aus der Nähe anzuschauen. Weit draußen im Meer scheinen größere Tiere zu sein - ob das vielleicht Seelöwen sind? Ein Blick durch's Fernglas überrascht mich - hier stehen sich graue/schwarze Pelikane die Stelzen im Wasser kalt!
Bei Florence und weiter südlich türmen sich riesige Dünen auf. Teilweise weht der Sand weit bis in die Stadt hinein. Es gibt sowohl herrliche Flüße auf denen sich Fischer, Angler und Bootssportler tummeln, als auch klare Tümpel oder Sümpfe auf der einen Straßenseite und Dünen auf der anderen Straßenseite. Oft ist unklar, ob das Wasser neben uns Fluss, See oder Meer ist.
Das Wetter ist heute echt unentschlossen. Es ist schwül, ein kalter Wind weht, vom Meer her zieht Nebel auf und bleibt an der Küste hängen. Es wird feucht, ist aber nicht erkennbar, ob es sich um Gischt oder Nieselregen handelt. Das färbt anscheinend auf micht ab. Ich weiß gar nicht, nach welcher Art Nachtlager ich heute Ausschau halten soll: alleine in der Wildnis habe ich heute keine Lust. Nachbarn gerne, aber keine Gesellschaft. Zahlen - nein. Da gibt nicht viel - eigentlich keine Lösung. Und so zockle ich unentschlossen von Platz zu Plätzchen und streune in Winchester Bay, einem kleinen Hafenstädtchen, durch den Hafen. Mein Navi findet hier einen Campingplatz, der mir aber nicht besonders gefällt und auch zu teuer ist. Zum Glück ist die Campingwächterin freundlich und gibt mir den Tip mit dem Wohnmobilplatz direkt an der Hafenmole. Dort soll es nur 11 $ kosten, allerdings ist es ein asphaltierter Parkplatz mit aneinandergereihten Plätzen. Nicht zum Zelten geeignet. Einen Aufseher gibt es - aber zum nachfragen ist er leider nicht auffindbar. Ich beschließe, auf dem Grünstreifen zwischen Parkplatz und Hafen mein Zelt aufzuschlagen und bleibe unbehelligt. Diese Lösung paßt perfekt zu meiner Stimmung! Direkt neben mir liegen Fischerboote und gelegentlich platscht ein Fisch im Hafenbecken. Ein netter kleiner Plausch mit 2 älteren Ehepaaren nebenan ist auch noch drin.
Ach - und ich versuche mein Glück nochmal an Lisls Dichtring....

Mittwoch, 11. September 2013

Alles kaputt

So liebe Blogger-Leser, falls Ihr nix mehr von mir hört, dann liegt das daran, daß auch das Laptop kaputtgegangen ist. Es läßt sich nicht mehr laden.

Ebenso die Video-Kamera - lädt nicht mehr.

Die Isoimatte verliert Luft aber ich kann kein Loch finden.

Und die Lisl süfft.....

"Drive safe" - wie man hier sagt.

Urwaldfeeling

So, dann wollen wir mal auflisten oder zusammenfassen...
Nach einem feinen Frühstück habe ich Sandy verlassen - Nick war schon in der Arbeit. Nochmal zurück zum BMW-Händler, in der Hoffnung, einen Simmerring zu bekommen. Der Verkehr ist zwar dicht, fließt aber meist; nur an manchen Ampeln muss man als Abbieger sehr lange warten. Aber - ohne mein Navi wäre ich hier total verloren!!! Mittlerweile haben wir beide /Navi & ich) uns gut zusammengerauft, was allerdings 3 Jahre gedauert hat. Es zeigt mir (fast immer) die richtigen Abzweigungen an, findet Campingplätze, Tankstellen oder Sehenswürdigkeiten und ist in Ballungsgebieten wie hier um Portland einfach unverzichtbar.
Der BMW-Händler sieht aus, als ob er nur verkaufen würde. Ersatzteilverkauf und Werkstatt sind gut versteckt, aber Rainer (dt.) am Empfang schickt mich zu den richtigen Kollegen. Ja, der Simmerring ist da - und ich darf sogar in der Werkstatt auf einer Hebebühne selbst basteln. Bevor ich den Simmerring ausbaue schaue ich mir die Schaltwelle mal genauer an - kein Wunder daß hier undicht ist. Sie ist eingelaufen, rauh und an manchen Stellen verrostet. Ich versuche mein Glück ohne Wechsel des Rings, nur durch glätten der Welle. Sieht erstmal gut aus - aber nur bis das Getriebe wieder heiß wird. Es trielt weiterhin herrlich... Ich glaube, jetzt muss das "homeoffice Fritz" mit Ersatzteilen helfen - einen neuen Schalthebel gibt es hier nicht, der müßte aus Deutschland geschickt werden.
Als nächstes Ziel steht Florence an der Küste auf dem Programm - ich suche mir also die kürzeste Strecke nach Westen, zurück zum Hwy 101. Auf meiner Karte - die aber sehr unzuverlässig ist, finde ich eine Straße der kleinsten Kategorie von Carlton nach Beaver, ca. 60 km. Die Karte gibt außer Verdacht auf Kurven keine weiteren Hinweise. Wer hätte das gedacht, daß die Amis soooo tolle Sträßchen haben? Meist gut asphaltiert schlängelt sich einen phantastische Motorradstrecke durch dichten Urwald ein Tälchen entlang. Bei 42 Grad in der Sonne ist es hier angenehm kühl. Und es duftet wieder so herrlich nach allen möglichen Waldgerüchen! Die Bäume sind dicht mit Moos und Flechten bewachsen und bilden abenteuerliche Gestalten. Der heftige Wechsel zwischen Licht und Schatten macht es schwer die Fahrbahn zu lesen; außerdem liegt unvermutet manchmal Rinde, Splitt, ein Schlagloch oder ein Hund in oder hinter einer Kurve, streckenweise ist der Weg auch überhaupt nicht befestigt. So fährt Mutter Vorsicht immer mit.
Als sich das Tal nach einer langen, herrlich genüßlichen Fahrt weitet, erwischt mich sofort die Backofenhitze wieder und Farmen machen sich breit. Das war Klasse!
An der Einmündung zum Hwy 101 wird getankt, auch mein Magen wird bedient und selbst der Geldbeutel wird gefüttert. Denn hier gibt es einen Geldautomaten, wie so häufig an Tankstellen. Bei mäßigem Verkehr radeln wir die Küste entlang - allerdings tut sich nur selten ein Anblick auf den Sandstrand auf. Da hier mal wieder Nationalpark ist, muss ich mir einen Campingplatz suchen - die sind aber nicht so dicht gesät. In Lincoln City am Devils Lake werde ich fündig - stolze 21 $ soll es kosten.
Zum Tagesabschluss mache ich mich nochmal über diverse Reparaturen her. Mal schauen, ob meine Idee zur Abdichtung der Schaltwelle funktioniert...außerdem ist schon wieder mal ein Stecker für die 12 V-Dose verschmurgelt; da hab ich einen ziemlichen Verschleiß. Ein Waschbär sagt mir gute Nacht.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=cdyjsjjkwfdvclry 

Dienstag, 10. September 2013

Mount St.Helens

Trübe Aussichten heute. Alles ist grau in grau und ziemlich kalt. Da hilft auch die heiße Dusche am Morgen nicht allzuviel. Auf jeden Fall bin ich gut gewappnet für den Tag - frisch gemacht, Wasser aufgefüllt. Für heute abend habe ich mich bei Nick und Sandy in Portland eingeladen.
Auf dem Weg möchte ich noch einen Abstecher zum Mt.St.Helens machen. Nachdem ich ca. 1 h gefroren habe und es immernoch ziemlich eklig aussieht, krame ich schließlich beim Tankstopp die Regenjacke heraus. Was soll ich sagen? Nicht mal 10 min später scheint die Sonne! Blauer Himmel! Eine breite Asphaltstraße führt den Touristenstrom durchs Toutle-Tal über mehere Aussichtspunkte bis zum letzten Touristenzentrum unterhalb des Berges. Dort ist noch eine kleine Plattform, von der aus man den selben Ausblick hat, wie 100 vorher auf einem Parkplatz. hier darf man 8 $ dafür zahlen - ich aber nicht: Man kann dann noch einem Ranger zuhören, der das erzählt, was vorher auf vielen Tafeln zu lesen ist. Ich glaube, es wäre sehr spannend, zu sehen, wie sich die Landschaft in den vergangenen 30 Jahren seit dem Ausbruch verändert hat. Z.B. sieht man schon einen ca. 60 m tiefen Abbruch, wo sich der Toutle River sein Bett gegraben hat. Am Anfang war hier nur Asche zu sehen. Entsprechend scharf sind die Kanten des Bachbetts. Weiter unten im Tal wachsen Moos, Flechten und niedrige Vegetation. An den Hängen liegen umgestürzte Bäume, teilweise sind sie entwurzelt, teilweise von der Druckwelle einfach abgeknickt oder abgerissen worden - Wahnsinn.
Ich genieße einen forschen Ritt zurück durch das kurvenreiche Tal. Um nach Portland zu kommen muss ich jetzt auf eine häßliche stark befahrene 3-spurige Autobahn - öde. Ich versuche, in Portland eine neue Dichtung für mein Getriebe zu bekommen - enen Händler habe ich im Internet schon herausgesucht. Leider bin ich um 10 min zu spät - geschlossen. Muß ich halt morgen wiederkommen.
Bei Sandy und Nick angekommen werde ich sehr freundlich aufgenommen, bekomme ein Bett, leckeres Essen und einen gemütlichen Abend mit interessanten Gesprächen.

Montag, 9. September 2013

Dinosaurier im Regenwald

      
    
Der erste Campingplatz, den ich in der Nacht ansteuere entpuppt sich als Schrottplatz für Camper und Wohnwagen. Mein Navi zeigt einen weiteren Platz ca. 30 km außerhalb an.
Am Rande des kostenpflichtigen Nationalparks finde ich einen Parkplatz mit Tischen und Bänken. Damit ich nicht sofort gesehen werde verziehe ich mich hinter und unterein paar Bäume. Durch den riesigen teilweise schon entblätterten Ahorn kann ich bei angenehmen Temperaturen wieder mal einen herrlichen Sternenhimmel genießen.
Ich hab's schon geahnt, daß mein Zeltplatz nicht ganz genehmigungsfähig ist, daher stehe ich am Morgen früh auf. Mitten im Zusammenpacken kommt natürlich der Ranger, der mir kopfschüttelnd erklärt, was ich eh schon weiß: hier darf man nicht zelten. Aber das war's dann auch schon - ich tue schuldbewußt und habe die Dunkelheit als Ausrede. Er gibt mir noch einen Plan des Nationalparks, damit es mir nicht wieder passiert "aus Versehen" im Nationalpark zu zelten. Jetzt wird aber erst mal gemütlich gefrühstückt und die Aussicht genossen! Es ist schon sonderbar - aus irgendeinem unersichtlichen Grund hat sich in mein Gehirn ein Bild der Staaten eingebrannt, das weite wellige Gras- und Steppenlandschaft zeigt. Und jetzt sehe ich hier am Morgen die gleichen schneebedeckten Berge, dichten Wälder und reißenden Flüsse wie in Kanada - durch den Grenzübertritt hat sich die Landschaft nicht plötzlich verändert!
Der Olympic-Nationalpark ist riesig, teilweise führt der Highway direkt hindurch. Ein phantastisch kurvenreiches Sträßchen führt am Lake Crescent entlang, der mit kristallklarem, türkisfarbenem Wasser in der Morgensonne glitzert. Das macht Spaß! An einem Aussichtspunkt treffe ich Aaron & Mandy, die mit dem Motorrad aus Phoenix hier sind. Wir freuen uns gemeinsam an der wunderbaren Natur, ich bekomme noch ein paar Tips für den Grand Canon bevor jeder wieder seiner Wege fährt.
Rechterhand liegt eine Bergkette zwischen mir und dem Pazifik; es ist äußerst spannend, wie sich die Wolken darin fangen und als graue Watte-Walze vor strahlend blaumeHimmel dirket auf dem Kamm liegenbleiben. "Regenwald" ist hier ausgeschildert - wäre schon vermessen von mir, wenn ausgerechnet ich trocken hier durchkommen sollte. Prompt finde ich mich nicht mehr neben, sondern mittendrin in den Wolken; Nebelfetzen rings um mich herum, es wird ungemütlich. Zum Regenwald muß man ein Stück in den Park hineinfahren, genau dorthin, wo die Wolen am schwärzesten sind - das spar ich mir dann lieber. Gesagt, getan - und schon scheint die Sonne wieder! Allerding kann ich selbst entlang der Hauptstraße sehen, was hier mit Regenwald gemeint ist: hohe Baumriesen, große Farne, und dichtes Unterholz. Wurzelstöcke, abgebrochene Äste oder ganze umgestürzte Bäume sind dicht mit Moos bewachsen und bilden seltsame Skulpturen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich direkt die Dinosaurier hier schlemmend durchziehen. Als ich kurz darauf den Ruby-Strand besuche, glaube ich mich auf dem Saurierfriedhof wiederzufinden. Der ganze Strand ist von Treibholz mit immensen Ausmaßen übersät. Die Holzstücke bilden die seltsamsten Formen und nicht selten könnte man riesige Knochen darin erkennen. Es ist herrlich hier!
Das scheint auch die junge Frau zu finden, die mit ihrer Teekanne auf einem der Stämme sitzt, auf's Meer schaut und so was von zufrieden wirkt, daß ich sie direkt darauf ansprechen muss. Sie findet es hier ebenso schön, ist mit sich und der Welt im Reinen und genießt das Leben. Nebenbei gibt sie mir noch ein paar Tips, was ich auf meiner Reise nicht verpassen sollte.
Während ich diese Zeilen im Internetcafe schreibe brüllt aus dem Fernseher die Werbung, die Angestellte versucht  ihn ausdauernd mit ihrem Staubsauger zu übertönen. Dahin ist die Euphorie über die herrlichen Naturerlebnisse... Ein wenig kommt mir die Zivilisation am Abend dafür wieder entgegen, als ich einen regulären Campingplatz aufsuche - ich finde momentan keine schönen Alternativen. Die angeschriebenen 15 $ reduzieren sich für mich auf 10 $, die Dusche wird gratis obendrauf gelegt und ich finde ein schönes Plätzchen mit Blick auf's Meer.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=vyatnksctyivpgfv 

Sonntag, 8. September 2013

Kanada ade


Gestern war der "Vancouver-Tag" mit Reparaturen und etwas sightseeing. Man fährt "mal schnell" für solche Kleinigkeiten nach Vancouver ca. 140 km (einfach). Die Reparatur hat über 3 h gedauert und war entsprechend teuer (über 500 $!); anschließend ist noch etwas Zeit, durch die Stadt zu gondeln. Die Straße zieht sich ewig hin, das Umfeld wechselt von Industriegebiet über Armutsviertel, Businessgegend, shopping-Straße bis hin zum feinsten Wohngebiet.
Wie immer habe ich mich natürlich etwas vertrödelt und bin erst spät wieder bei Allmuth und Peter angekommen, wo ich köstlich verpflegt werde. Mittlerweile ist auch meine Wäsche gemacht - ich werde ja wie im Luxushotel behandelt! Vielen lieben Dank nochmal an die Beiden!
Nach einem gemütlichen Abend ist dann am anderen Morgen Aufbruch Richtung Staaten. Es geht langsam voran, denn heute findet in der Gegenrichtung ein Radrennen (für jedermann?) statt - einer fährt sogar mit einem großen Einrad mit! Alle Ampelkreuzungen sind außer Kraft gesetzt, d.h. sie blinken rot. Zur Verkehrsregelung stehen ladies mit "stop/slow"-Täfelchen auf der Kreuzung. Sie sind meist blond und lächeln freundlich, ihre Anweisungen zeigen alle Schattierungen von wild-mit-den-Armen-fuchteln bis anmutig-mit-2-Fingern-schwingen.
Da ich keine Lust auf Autobahn habe, nehme ich die Fähren über Vancouver Island, dort allerdings muss ich auch den Highway nehmen, der autobahnähnlich und langweilig ist. Wo es geht, mache ich einen kleinen Ausflug auf Nebenstraßen - da gibt es wohlgepflegte Häuschen und Gärtchen zu sehen. Ansonsten vergeht der Tag mit Warten auf die Fähren, was aber mit Benzingesprächen zwischen Bikern gefüllt wird.
In Victoria kann ich mir noch einen kleinen angenehmen Hafenrundgang leisten: Straßenkünstler, Andenkenbuden, Sonnenschein, viktrorianische Häuser, Luxushotels, Wal-Safari-Boote, alte Segelschiffe, Yachten und sogar Wasserflugzeuge tummeln sich hier. Es wird sehr spät und ist schon dunkel bis wir in Port Angeles ankommen.

Übrigens - das teure Getriebe ist nicht dicht...
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=olzuxqbydgyuftnp

Freitag, 6. September 2013

two in one (Freitag 6. und Samstag 7.)

Momentan sitze ich in der BMW-Werkstatt am Südende von Vancouver. Die Lisl bekommt soeben eine Dichtheitsbehandlung - Peter hat organisiert, daß ich dort heute noch vorbeikommen darf. Ich nutze das Werkstatt-Internet und freue mich, wieder mal viele Kommentare und E-Mails von Euch bekommen zu haben!

Von gestern ist nicht viel zu erzählen - die Laakmanns sind anscheinend unterwegs um ihr 7tes oder 13tes (ich weiß nicht) Motorrad zu besorgen. Nachbar John schaut nach Haus und Hof und natürlich auch nach mir. Da ich aber wunschlos glücklich bin, verläßt er mich wieder. In herrlichem Sonnenschein genieße ich noch mein Frühstück an Laakmanns Gartentisch - dann geht's auf Richtung Vancouver und zu Peter. Es zieht bald zu und so gibt es landschaftlich nichts besonderes zu berichten. Ich streune ein wenig durch Pemberton - hat ganz hübsche alte Häuschen und Läden - und durch Whistler - ist hochmodern und neu angelegt, sieht irgendwie künstlich shön aus und ist nicht mein Ding.

Ich finde tatsächlich zu Peters Haus im "Paradiestal" und werde freundlich von Frau Almuth empfangen. Sie haben schon ein Gästezimmer für mich vorbereitet!!! Einfach Klasse! Am Abend schauen wir noch, was die Lisl alles braucht, Peter führt einige Telefonate. Dann gibt es leckeren Linseneintopf mit Saitenwürschtle und noch etwas klönen. Eine Dusche und herrlicher Schlaf.
Am Morgen ist Peter schon sehr früh unterwegs, läßt mir aber ausrichten, wo ich alles bekomme. Ich soll aber am Vormittag noch dort sein. Als ich das erfahre ist es kurz vor 10 Uhr, bis Vancouver sind es etwa 90 km - Großstadtverkehr nicht eingerechnet. Dort bekomme ich in einem Dichtungs-Spezial-Geschäft die Simmerringe, dann muss ich nochmal ca. 40 km weiter nach Süden bis zur Werkstatt. Vormittag reicht nicht mehr ganz - aber kurz nach 12 akzeptieren die Jungs auch noch. In der Zwischenzeit wird in Brackendale meine Wäsche gewaschen - ach geht's uns so gut!

Wenn alles erledigt ist, versuche ich noch, etwas von der Stadt zu sehen, was allerdings bei dem wieder regenerischen Wetter nur bedingt Spaß machen wird.

Sorry, Garmin funktioniert nicht mehr, jetzt muß ich meine Routen so anzeigen:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=lgaaqujvvukqejtl 
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=mccrabrgfiamslbq 

Donnerstag, 5. September 2013

Verkalkuliert - verfahren - verloren - gerettet

Mannomann war das ein Tag - hoffentlich bekomme ich noch alles zusammen...

 
Die Übernachtung am Bahndamm war ok. Nur hatte ich beim Zeltaufbau ein größeres Loch übersehen - es hat eine Weile gedauert, bis ich die richtige Position dazu gefunden hatte - dann war's aber richtig lustig. 
Gleich am Morgen führt mich ein mittelguter Schotterweg ca. 30 km kurvenreich steil hinauf und später natürlich auch wieder hinunter Richtung Lilloet. Auch hier sind die Auswirkungen des gestrigen Gewitters deutlich zu sehen - umgestürzte Bäume und Auswaschungen am Boden. Aber es macht Spaß. Später führt eine Asphaltstraße durch ein enges Tal mit tollen Ausblicken auf den Fluss, der sich hier eine steile Schlucht gegraben hat. 
In Lilloet finde ich eine Bücherei mit freiem und schnellem Internet. Das verlockt, Bilder nach Hause zu schicken - da hab ich mich schon zum ersten Mal vertan, denn als ich die Bücherei verlasse ist es schon 3 Uhr nachmittags. Ich will heute noch die von Peter beschriebene Tour zu Werner und Renate machen - allerdings sieht es auf der Karte aus, als ob das in 2-3 Stunden zu machen wäre. Vorsichtshalber gönne ich der Lisl noch einen Schluck Sprit und mir ein Eis, dann geht's los. Die Straße wechselt bald zu Schotter und bietet atemberaubende und ständig wechselnde Anblicke. Ich könnte immerzu stehen bleiben und fotografieren! Eine tolle kurvenreiche Motorradstrecke! Der Belag wechselt allerdings ständig in allen Schattierungen zwischen gutem Asphalt bis hin zu Schotter mit Löchern und Waschbrett - ich muss also beim Fahren gut aufpassen. Bei Temperaturen zwischen 26 und 31 Grad schlängelt sich das Sträßchen ein verwunschenes Tal mit senkrechten Felswänden und riesigen Geröllfeldern entlang, bis es nach einem Staudamm am Ufer des riesigen Carpenter Lake entlangführt.
Es ist kaum Verkehr; in einer Kurve begegnet mir ein Truck mit Bootsanhänger, der wirklich das einzige Schlammloch auf der 70 km langen Strecke erwischt. Und das genau zu dem Zeitpunkt, als wir auf gleicher Höhe sind. Eine Schlammflut bricht über mich herein und ich bin augenblicklich blind. Der Schlamm dringt in den Mund und unter die Brille sowie in den Kragen. Pfui Teufel!!!
Ich fahre bis Bralorne um dort nach dem weiteren Weg zu fragen - aber so wie ich Peters Wegbeschreibung verstanden hatte, scheint das nicht zu funktionieren. Es gibt keine Straße nach D'Arcy. Ja, nach Pemberton gibt es einen Weg, das ist etwa gleichweit wie zurückzufahren. Bereits nach wenigen Kilometern steht da ein Schild, das mitteilt, die Straße würde nicht gewartet werden. Nach weiteren 2 km gibt es eine unbeschilderte Abzweigung - die passende Richtung ist völlig unklar, auch meinem Navi. Bald wird der Weg richtig schlecht, da beschließe ich, umzudrehen (Gruß an den Hasenfuß. Oder war es ein Anflug von Vernunft?). Jetzt wird es zeitlich ziemlich eng. Mein Navi meint, um 1/2 10 Uhr könnte ich am Ziel sein - ziedmlich spät. Auf dem Rückweg am See entlang lasse ich es richtig laufen, ohne Rücksicht auf Schlaglöcher oder Waschbrett.
Am Staudamm geht eine Straße Richtung Seton Portage ab, die muß ich nehmen. Wahrscheinlich hat Peter auch genau diese gemeint. 2 1/2 Stunden hat mich der Ausflug gekostet. Es ist schon gegen 6 Uhr abends, normalerweise würde ich jetzt einen Campingplatz ansteuern. Aber es ist ja nicht mehr weit und die Schotterstraße läßt sich gut fahren. Seton Portage ist als solches gar nicht zu erkennen. Ein Kraftwerk und weinige km weiter 3 weit auseinanderliegende Häuser. Kein Wegweiser. Ein alter Mann zeigt mir den Weg über die Eisenbahn und dann "immer dem See entlang". Der Weg wird immer abenteuerlicher - ja auch er wird nicht gewartet. Jetzt muß ich überlegen, ob ich so kurz vor dem Ziel aufgebe, denn in der Dunkelheit kann ich hier nicht weiterfahren. In der Dämmerung komme ich an 2 kleinen Geländefahrzeugen vorbei - wer die wohl hier in der Wildnis stehen läßt? Kurz darauf sehe ich im Rückspiegel Licht und möchte das Fahrzeug vorbeilassen. Cooter - so heißt der Fahrer - fragt micht, ob ich von zu Hause ausgerissen wäre (wegen dem Gepäck) und was ich hier oben wolle. Er beschreibt mir den weiteren Weg - kommt mir ziemlich kompliziert vor. Aus Spaß sage ich, ich würde ihm einfach hinterherfahren und er solle auf mich aufpassen. Letztendlich führt er, der Indianerführer, mich den ganzen Weg nach D'Arcy, was fast nochmal eine ganze Stunde ausmacht. Es wird dunkel und ich folge einfach nur den Rücklichtern. Der Weg ist teilweise richtig schwierig, ausgewaschen, steinig oder sandig und führt oft steil bergauf oder bergab. Ich vertraue einfach darauf, daß die Lisl in keine Falle tappt. Die Motorradbrille muss ich abnehmen, weil ich in der Dunkelheit damit zu wenig sehe, dafür treiben Staub und Fahrtwind mir jetzt die Tränen in die Augen.
An der Tankstelle in D'Arcy erzählt Cooter, wie er mich gefunden und "gerettet" hat, er hat dort oben auch frische Grizzlyspuren gesehen. Es wird beratschlagt, wen ich wohl suchen könnte. Als sich das geklärt hat,bringt Cooter mich auch noch bis zum Haus von Werner und Renate, die aber anscheinend nicht da sind, obwohl überall Licht brennt. Es ist 1/2 10 Uhr und stockdunkel!
Beim Zeltaufbau im Vorgarten vermisse ich den Hammer um die Häringe einzuklopfen. Aha, das war also das seltsame Geräusch und der Schlag an die Motorradunterseite vorhin auf der Schotterstraße.

Mittwoch, 4. September 2013

Alleine reisen...

...macht nicht einsam - nein! Zumindest nicht heutzutage. Zum Einen gibt es ja Internet und E-Mail und SMS - zumindest wenn man in zivilisierten Gebieten unterwegs ist. Und zum Anderen trifft man an den entlegensten Orten auf abenteuerlich Reisende. Und dann ist da sofort ein Band - je verrückter der Ort, umso enger die Verbindung. Schließlich gibt es ja nur wenige, die sich an solch verrückte Orte begeben. Daher werden derzeit auch die interessanten Treffen weniger, ich bin eben zurück in der Zivilisation. Immer öfter habe ich jetzt ein Handy-Netz - allerdings ist zwischen den Orten (das sind hier immerhin mehrere hundert Kilometer) immer noch Sendepause.
In Quesnel wollte ich wieder mal Internet nutzen und habe diesmal "Starbucks" ausprobiert. Leider waren alle Tische belegt. An einem Tisch hat sich ein Herr mittleren Alters ausgebreitet - da ich wenig Platz brauche, fragte ich, ob ich mich dazusetzen könne. "Na klar" war Gordons Antwort "bist Du eben mit der BMW gekommen?" Treffer! Er ist auch Motorradfahrer und hat sich vor Kurzem zum Tapetenwechsel aus Vancouver zu seiner Schwester hierher verzogen. Aber heute hat er's dort auch nicht mehr ausgehalten und ist mit dem Moped abgehauen...schon wieder 2 Gleichgesinnte. Starbucks war ein Schlag in's Wasser, die hatten gar kein WiFi; so hat mich Gordon über sein I-Phone surfen lassen - das war ja mal nobel!
Alleine reisen...
...mach frei! Frei von allen Zwängen und Gewohnheiten und dem Biorythmus der Mitreisenden (eine Gemeinsamkeit mit vielen anderen Reisenden, mit denen ich gesprochen habe). Es macht frei, sich die Zeit einzuteilen, zu fahren oder zu schauen wann und wo man will. Zu trödeln, wenn einem danach ist. Ich bin dann ganz alleine für mein Glück oder Unglück verantwortlich - kann die Schuld an mißlichen Lagen keinem anderen in die Schuhe schieben; kann niemand verantwortlich machen, wenn ich nicht glücklich bin; muss mit Unbill alleine klar kommen, kann aber auch die Freude nicht teilen.
Freiheit! In einem weiten Land!

Ach! Noch was - das Wetter! Wenn es schlecht ist kann ich ja nicht genügend darüber lamentieren. Aber sein 3 Tagen ist es soch prima und ich erzähl das nicht? Getreu dem Motto "net gschimpft isch globt gnuag". Allerdings hat mich heute ein Gewitterausläufer erwischt. Ich selbst bin nur etwas naß geworden, aber Boden und Gegend, die ich durchfahre, erzählen eine schlimme Geschichte von Struzbächen.

Dienstag, 3. September 2013

Barkerville

Uups - plötzlich ist mein Zahnweh weg!!
Es muss doch auch mal Tage geben, an denen es nichts zu erzählen gibt?! Sicher, aber nicht heute - obwohl es am Vormittag so aussieht.
Das Abenteuer "gravel road" geht gut zu Ende - ich finde den Bobtail-Weg und er läßt sich auch ganz ordentlich fahren. Ziemlich am Ende allerdings habe ich mich vermutlich vertan, als ich auf die Asphaltstraße abgebogen bin, denn die hat mich dann doch noch vor Prince George auf die Hauptstraße geführt. Aber macht nix, dann kann ich dort wenigstens mein Internet erledigen. Und sooo groß ist die Stadt dann auch nicht.
Ab Prince George ist die Hauptverbindung in den Süden doch recht gut befahren; die Landschaft bietet für europäische Augen nichts Umwerfendes. Lediglich die immense Weite und dementsprechende Größe der Wiesen und Weiden fällt auf.
Da kann ich mal meinen Gedanken freien Lauf lassen und wieder mal über Sinn oder Unsinn des Lebens philosophieren. Auf jeden Fall wäre das Leben sicher vertan, wenn man keine Freude daran gehabt hätte. Was ist es, das mir persönlich Freude macht? Motorradreisen?! Und wie schaffe ich es, das zu tun und dabei für meinen Lebensunterhalt aufzukommen? Und woran kann man sich noch freuen, wenn das nicht mehr geht? Ob sich alle Menschen früher oder später einmal solche Gedanken machen weiß ich nicht, aber ich bin ziemlich sicher, daß jeder meiner Gedanken schon einmal gedachtwurde. Viele davon wurden sicher auch ausgesprochen, manche niedergeschrieben und einige sogar zitiert.
Barkerville (auf deutsch "Kläfferdorf"?) lockt auf einen mindestens 2-stündigen Abstecher. Ich bin aber schon ziemlich spät dran und gönne mir unterwegs sogar noch, das historische Cotton House anzuschauen, ein Roadhouse (also eine historische Autobahnraststätte) aus dem letzten Jahrtausend. Dort steht ein hübscher alter Mähdrescher mit Pferdeantrieb - vielleicht etwas für die Aschbucher Bauern, wenn der Sprit zu teuer wird? Ich halte schon Ausschau nach hübschen Campingplätzchen, aber es ist kaum was auszumachen, an den Rastplätzen ist Campingverbot und die offiziellen Plätze kosten hier über 20 $! Am eingang von Barkerville steht auch etwas von 13 $ Eintritt. Das nette Mädchen an der Kasse meint aber, da jetzt schon alle Aktivitäten beendet sind, dürfe ich umsonst rein - da lacht das Schwabenherz! . Die Häuser kann man trotzdem besichtigen. Außerdem glaubt sie, daß ich Glück haben könnte, wenn ich trotz Campingverbot etwas versteckt zelte.
Barkerville - hat Flair wie Fort St.James oder Dawson City. Sicher, wenn dort Menschen in Tracht das Leben von damals vorleben, wäre es sicher noch lustiger. In einem Juwelierladen arbeitet noch ein altes Ehepaar. Es ist ihr eigener Laden, der Mann ist Goldschmied. Da ich mir das Leben hier - zumindest eine Zeit lang - sehr spannend vorstelle, erkundige ich mich nach einem Job. Ja, es werden immer Leute gesucht, die den Sommer über hier (tagsüber) leben und arbeiten wollen. Die Löhne sind nicht horrend von 10 $ aufwärts. Es gibt hier sehr kleine Blockhäuschen, in denen steht nur ein Bett, ein Tisch mit Stuhl und ein Ofen. Darin haben Trapper oder Goldsucher bis in die 60er Jahre gelebt! Und hier ist sie wieder die Frage: hatten die Freude am Leben? Was tut man an den Abenden
Wenige km zurück nutze ich dann doch so einen kleinen Parkplatz. Es gibt einen kleinen Wiesenweg zum Seeufer, dorthin verziehe ich mich. An einem Baum steht eine Warnung vor Bärenaktivitäten. "Meist geht der Bär dem Menschen aus dem Weg" steht auf Seite 15 im Einmaleins für Bärenbegegnungen. Das hört sich ja gut an. Dann folgen jede Menge Hinweise und auf Seite 22 steht dann "...der Bär will Sie fressen. Geben Sie nicht auf! Sie kämpfen um Ihr Leben!" Zum Glück sind meine Bärenbegegnungen bislang selten über Schritt eins hinausgegangen und ich hoffe, das bleibt auch heute so.

Montag, 2. September 2013

Fort-Leben

Ist das ein herrlicher Platz am See!!! Der Platzwächter hat mir freundlicherweise Kleinholz gebracht, damit ich ein Feuer machen kann. Ich sitze lange dort und schaue in die Flammen. Gegen 10 Uhr wird es ruhig, die Kinder verschwinden in den Campern. Als kurz danach auch endlich Nachbars Generator ausgeht, ist die Ruhe perfekt. Der See liegt ganz still da, ab und zu kann man Fische springen hören. Da der Mond noch nicht aufgegangen ist, zeigt sich ein prächtiger Sternenhimmel. Den genieße ich auch noch, nachdem ich mich ins Zelt verzogen habe - es ist so herrlich, daß ich das Zelt einfach offen lasse.
Am Morgen weckt mch die Sonne, die über den See zu mir hereinscheint. Langsam erwacht das Leben wieder - als erste paddeln die Kinder auf den See. Schade, daß ich nur diese eine Nacht bleibe...
In Vanderhoof überlege ich, ob ich den Abstecher nach Fort St.James machen soll - sind doch immerhin einfach ca. 60 km. Ich entscheide mich dafür und bin darüber sehr froh. Das Fort ist überwiegend im Originalszustand und man bekommt alles erklärt. Es ist herrlich am Seeufer gelegen, enthält große Wiesen, einen schönen Nutzgarten und einen kleinen Hühnerhof. Jeden Morgen müssen die Hühner ein Wettrennen absolvieren.
Während der Mittagspause sind die einzelnen Häuser geschlossen, aber daür zeigt eine Indianerin, wie traditionell Leder hergestellt wird. Das ist total interessant! Z.B. wird die Haut lange geschabt, um Weichheit und die samtige Oberfläche zu erhalten; dabei wird sie öfters mit Mehl eingepudert. Ganz zum Schluss muss sie noch geräuchert werden, damit sie den braunen Farbton erhält. Und natürlich gibt es noch hunderte von weiteren Arbeitsgängen zwischendrin - vor allem mit viel wässern, trocknen, ölen, strecken...
Im Lagerhaus könnte ich in Shoppingrausch geraten! Was da alles liegt: Fallen, kistenweise Munition, Seile, Mehlsäcke, Pelze von allen Tieren in allen Farben, Öl, Tee...einfach alles und so schön verpackt! Das Tier, das ich bei Faro gesehen habe, könnte ein Vielfraß gewesen sein, wenn ich die hier hängenden Felle so anschaue. Sei jedoch selten, daß man die zu Geischt bekommt und darüber könne man froh sein, erklärt mir die Angestellte. Denn Vielfraße sind sehr aggresiv und können sogar Bären töten.
Das war aber nur das Lagerhaus. Es gibt auch einen Laden - der ist genauso herrlich. Gusseiserne Töpfe und Teekannen, jede Menge Whiskey, Lederstiefel mit genz weicher Ledersohle und genagelte Stiefel - einfach Klasse. Im Wohnhaus wurde bereits für mich gedeckt - es gibt gleich Tee mit Keksen, die aus der Küche duften. Och - ist doch nur für eine angemeldete Gesellschaft. Dafür lerne ich noch etwas über die verschiedenen Blockhausbauweisen - "Red River" oder "Duff lock". Beim Bau des Forts waren sie auch schon so schlau, daßgleich hölzerne Gehsteige von einem Gebäude zum nächsten angelegt wurden. So konnte man trocken und sauber spazieren gehen.
Bis Anfang der 50er Jahre war das Fort noch in Betrieb; das zeigt sich an vielen Gebrauchsgegenständen. Nostalgie! Ich könnte hier bleiben und nehme im büffelfellgefütterten Sessel Platz. Eigentlich ist es phänomenal, was sich in noch nicht mal einem Menschenleben so verändert! Ob das alles zum Guten war?
Zum Schluss gibt es jetzt doch noch ein kleines Abenteuer. Nach dem einsamen Leben im Fort habe ich so gar keine Lust auf Stadt und möchte Prince George gerne vermeiden. Auf meiner Karte finden sich sogar 2 Straßen, die das ermöglichen - die erste habe ich schon mal nicht gefunden. Es geht eine Schotterstraße Richtung SO durch ein Indianerreservat (das heißt richtig "land of the first nations"!). Was denen da als Gebiet zugesprochen wurde ist ja wirklich winzig im Vergleich zu dem riesigen Land - auch wenn es ein schönes Fleckchen ist. Die Straße, die laut Karte hier am Stony Creek nach Süden abzweigt, führt mich bestimmt 20 km um den See herum, um dann kurz vor dem Ende als Sackgasse zu enden. Also zurück - vielleicht war's doch erst die nächste Abzweigung? Ja, die sieht gut aus, führt in die richtige Richtung, ist in sehr gutem Zustand, ab und zu berfahren - die muss richtig sein. Irgendwann ist am Finger Lake sogar ein Campingplatz eingezeichnet - den steure ich an. Der Besitzer empfiehlt mir, die Karte wegzuwerfen, da stünde nur Schrott drauf. Nein die Straße führt nicht nach Quensel oder zum Highway - ich muss den ganzen Weg zurück nach Vanderhoof und auf dem Highway durch Prince George. Außer, ich würde den "Bobtail" nehmen, der führt zwar auch wieder nach Norden, mündet aber kurz südlich von Prince George im Hwy. Es gibt auf diesem Weg viele Abzweigungen, man könnte sich verfahren und der Zustand ist nicht ganz so gut wie auf der Straße die ich gekommen bin, aber ich sollte es ruhig versuchen.
Obwohl der Campingplatz sehr schön liegt und Dusche und WiFi im Preis enthalten sind, sind mir 25 $ dann doch zuviel. Ich bekomme noch ein paar Tips für kostenlose Zeltplätze und den nächstgelegenen davon nutze ich - bin ganz schön müde!

http://connect.garmin.com/activity/369593117

Sonntag, 1. September 2013

Houston! Wir haben kein Problem!


Die Haut an den Fingern brennt wie mit Nadeln gestochen, das rechte Daumengelenk ziept und ein Knie tut höllisch weh - keine Ahnung von was das alles kommen könnte. Aber warum soll's mir besser gehen als der Lisl - altes Eisen eben!
Am Campingplatzbüro steht ein Schild "come back later to pay" - aber das steht immer da wenn ich vorbeischaue. Hab auch nichts dagegen, wenn dieser Luxusplatz (mit fließend Wasser, WC und vor allem heißer Dusche!) oberhalb des Lachsflusses gratis ist.
Mittlerweile hat sich der Rythmus gefunden, alle Dinge haben ihren Stammplatz - zumindest meistens - und jeder Handgriff sitzt. Trotzdem ist es selten vor 11 Uhr, bis  ich aufbreche und alles gepackt habe. Ich genieße ja die Trödelei! Die Lisl und ich fallen     fast überall auf, egal ob auf dem Campingplatz, bei McDonalds (Internet) oder an irgendeiner fotogenen Haltestelle. Wir werden von Einheimischen und Deutschen angesprochen - woher, wohin, was der Transport gekostet hat, man würde selbst gerne so eine Tour machen, man(n) hat selbst ein Motorrad zu Hause, "eine Frau alleine..." und vieles mehr.
Kurz vor Schmithers gibt es eine Abzeigung zu den "Twin Falls", die ich mir gerne anschauen möchte. Ich beiße die Zähne zusammen und nehmen den Fußweg in Angriff - ist ja nur ca. 1 km. Vielleicht tut das dem Knie ja gut?
Smithers - ist auf der Landkarte genauso eingezeichnet wie alle vorherigen Ortschaften. Die bestehen üblicherweise aus 1bis 5 "Häusern", das sind irgendwelche Gebäude, vom Blockhaus bis zur Garage. Meist kann ich gar nicht unterscheiden, ob das jetzt eine Werkstatt mit 20 Fahrzeugen, einen Müllhalde oder ein Privatgrundstück sein soll. Nach etwa 5 Grundstücken frage ich mich also, ob das jetzt Smithers gewesen ist. Doch da taucht plötzlich eine Ampel auf - was hept eine? Unzählige! D.h. etwa 6 davon. Und es gibt tatsächlich so  etwas wie einen Stadtkern mit allen möglichen Geschäften, Restaurants, Hotels und sonstigen Einrichtungen. Es werden die diversesten Sportmöglichkeiten angeboten von Golf über Fischen bis hin zum Surfen oder Skilaufen. Scheint hier "St.Moritz BC" zu sein.
Die Straße führt nun durch ein weites Tal, einige Wiesen werden schon bewirtschaftet und gelegentlich weiden Pferde oder Rinder. Es gibt immer noch viel Wald und einige Berge, aber die Landschaft ist nicht mehr so spektakulär. Die riesigen rollenden Häuser sind seltener geworden, dafür sieht man deutlich mehr PKWs und natürlich Harleys! Bei 25 Grad und weiß-blauem Himmel ist es herrlich zu fahren.
Am Nachmittag genieße ich die Sonne auf einer Böschung. Unter mir liegt erst die Eisenbahn, dann ein kleiner See, dessen Oberfläche ganz grün ist und dahinter riesig breit der blaue klare Fraser River. Hier gibt es seltsame Schmetterlinge, die ihren Namen verdient haben- wenn sie fliegen schmettert das so ähnlich, wie wenn man an den Fahrradspeichen Bierdeckel knattern läßt. Den Abend genieße ich auf einem Campingplatz direkt am Fraser Lake. Hier herrscht buntes Treiben beim Grillen und Bootfahren - mit und ohne Motor. Ab und zu höre ich auf der anderen Seeseite ein dumpfes Grollen, das sind Züge. Ich habe über 110 Waggons gezählt!

Samstag, 31. August 2013

...und wer baut mir heute mein Zelt auf?

      

Das frage ich mich den ganzen Tag, weil ich heute soooo müde bin. Nachts hat es mal wieder geregnet und alles ist naß oder feucht. Der ganze Morgen ist ebenso muffig wie meine Wäsche, Zelt, Schlafsack usw. Ich habe gehört, die Landschaft wäre hier nicht so aufregend - überprüfen kann ich es allerdings nicht, denn die Wolken hängen so tief, daß ich grade die Baumspitzen sehen kann. Ein feuchter Morgen. Gegen Mittag wird es wärmer, aber da es immer wieder regnet oder zumindest danach aussieht, kann ich die Regenklamotten nicht ausziehen - so wird's mir ziemlich warm.
Kein Abenteuer. Einfach ein ganz normaler Reisetag. Hier ein paar Worte, dort ein Schwätzchen, da wieder ein paar bekannte Gesichter.
Ich komme der Zivilisation wieder näher, der Verkehr nimmt zu aber das Fahren ist trotzdem noch tiefenentspannt. Dafür wird das mit dem Zeltplatz jetzt zum Problem. Es gibt keine schönen Plätzchen mehr, wenn etwas nach bezeltbar aussieht, steht schon ein Haus drauf. Ich beschließe, den nächstmöglichen Campingplatz anzulaufen. Der lockt in Moricetown mit großen Tafeln.
Man muss über den Fluß fahren - und was soll ich sagen: ein toller Anblick. Ein Canon mit wildem Wasser und noch wilderen Lachsen. Flußaufwärts ist eine Stromschnelle bzw. ein Wasserfall, dort kann ich sogar gelegntlich welche springen sehen - allerdings zum Fotografieren reicht es nicht aus. Hier ist Indianergebiet - auch der Campingplatz gehört den Indianern. Fischen dürfen auch nur die, und das nur zum Eigenverzehr. Sie dürfen aber ihren Vorrat für den Winter anlegen.
Von den Indianern habe ich heute schon etwas mehr zu sehen bekommen. Es gab ein Freiluftmuseum mit Totempfählen, das aber schon geschlossen hatte. War allerdings nicht schlimm, denn mittags habe ich etwas abseits der Hauptstraße auch schon ein altes "Indianerdorf" gesehen. Eigentlich war das nur eine Wiese mit etwa 20 Totempfählen. Die Einheimischen können zwar die dargestellten Götter erläutern, aber jeder Pfahl erzählt die Geschichte einer Familie - und die kennt nur das jeweilige Familienoberhaupt. Erklärt bekommen wir das von Indianern, die gerade einen neuen Pfahl herstellen. Es wird nur mit Messern und Schabern gearbeitet, nicht mir Schleifpapier, da hiervon die Fasern reißen. Beim Schälen verschließen sich die Poren eher und das Holz hält länger. Es wird mir erklärt, daß die Herstellung so eines Pfahls (ca. 10 m lang) etwa 5 Monate dauert, wenn ein Mensch alleine daran arbeitet. Das ist schon eine sehr langwierige Arbeit - nix für mich.

Freitag, 30. August 2013

Stewart - Hyder

Heute ist ein Tag der Gerüche: Pilze, Harz, Sumpf, frischer Asphalt, frische Rinde, verbranntes Getriebeöl, Waldbrand, Dieselabgase, glühende Bremsen, etwas Unbekanntes wie süßer Honig, Gletscher, Meer, geräucherter Lachs, frische Pommes! Die beiden letzteren lasse ich mir mittags in Hyder, das wieder in Alaska liegt und das man nur über das kanadische Stewart erreicht, schmecken. Das "Restaurant" ist ein stillgelegter Bus, schön angemalt, mit Vordach und die Sitzbänke im Freiluftbereich aufgebaut, die Küche ist drinnen. Die Köchin hat einen laaangen Zopf unter ihrer Baseballmütze, genau wie ihr Mann - das Essen schmeckt köstlich und ist ganz frisch. 
Etwas oberhalb von Hyder liegt der Fish Creek, in dem ich noch massenhaft Lachse sehen kann - viele kämpfen noch um ihr Leben oder sind schon tot. Zurück in Stewart gönne ich mir noch ein Eis, um dort das Internet nutzen zu können. 
Außerdem bekomme hier ich eigentlich alles, was ich momentan brauche um die Lisl am Leben zu halten: Feilen, Schraubensicherungsmasse, Getriebeöl und transparentes Klebeband. Am Morgen habe ich festgestellt, daß der Scheinwerfer gerissen ist; außerdem tropft Öl an der Schaltwelle aus dem Getriebe. Am Abend auf dem Campingplatz wird die Lisl dann ein wenig gepflegt - an Öl ist weder an der Hinterachse noch im Getriebe Mangel, ein bischen nachfüllen genügt. Der Scheinwerfer hat aber einen ordentlichen Schuß abbekommen. Er hat mehrere Sprünge, ist aber von außen noch heil - innen klimpern allerdings ein paar Scherben herum. So bekommt Lisls Auge jetzt Kontaktlinsen - ich überziehe den Scheinwerfer mit klarem Klebeband - fällt gar nicht auf. Schau mer mol, ob's was taugt.
Weitere Hilfe wartet in Vancouver - von Peter werde ich zu Klaus geschickt, der hat einen Schalthebel rumliegen und kann auch Simmerringe wechseln. Außerdem gibt mir Peter (Geheim-)Tips für eine schöne Anfahrt nach Vancouver, eine Einladung zu seinen Freunden Rita und Werner und natürlich auch eine zu ihm. Wir werden durchgereicht...
Auf dem Rückweg von Stewart treffe ich Scott und Patsy auf einer BMW. Wir führen ein lustiges Gespräch - Scott lobt mein Englisch (hi hi, was müssen die sonst für Leute kennen?!) - und ich bekomme Adresse und Einladung nach L.A.
Und ich habe eine neue Maßeinheit gelernt: "klicks" ist kein Maß für die Geschwindigkeit eines Computers oder Hackers, sondern die Kurzform von "kilometers".

Donnerstag, 29. August 2013

Ein Luxustag!

     
 

Die Sonne scheint! Trotzdem ist die Wäsche vom nächtlichen Regen noch naß.
Zum Einschlafen hat mich gestern das Plätschern des Wassers am Ufer begleitet. Ähnlich wie am Hooper Creek, hört es sich so vielfältig an: es plätschert, rauscht, platscht laut, gurgelt, schwallt, laut und leise, hell und dunkel. Manchmal hört es sich an, als würden sich Menschen unterhalten oder Glocken läuten. Ja, es singt und klingt sogar!
Nicht daß es in Europa keine schönen Landschaften gäbe, aber hier kannst Du faaaahren, den gaaanzen Tag! Nichts und Niemand stört Dich. Keine Ortschaft, keine Kreuzung, keine Autos, kein weiß-nicht-was-noch. Und die Landschaft bleibt! Sie geht nicht fort. Sie verändert sich, sie wird "anders schön". Ich kann genißen - den ganzen Tag. Selbst das Wetter ist Klasse - Sonne - Wolken - ein paar Tropfen.
Diese Reise beginnt anders als erwartet - entspannter. Ich wälze keine schwerwiegenden Gedanken wie sonst. Ich muss mir nichts merken, ich verpasse nichts. Ich sitze am Wasser, höre es plätschern und genieße die Sonne im Gesicht. Freudentränen.
Auch ernährungsmäßig schwelge ich heute im Luxus: zum Mittag gibt es einen leckeren Apfel und Bananenmilch. Und zum Abendessen freue ich mich auf Butter zum Brot und Leberwurst. Bisher gab's nur den Camenbert oder die Rentierlandjäger aus Seward. Als I-Tüpfelchen gibt's dann noch eine Zimtschnecke zum Nachtisch - hmmm!
Innerhalb ganz weniger Kilometer habe ich 4 rabenschwarze kleine Bären gesehen - mit goldenem Maul, abwechslend links und rechts der Straße. Die hatten heute in der Bärenschule wahrscheinlich Verkehrsunterricht und alle haben ihre Lektion gut gelernt: wenn Fahrzeuge kommen, am Straßenrand stehen bleiben. Wenn die Fahrzeuge langsam tun oder stehen bleiben - reiß aus! Etwa 1/2 h später habe ich zwei getroffen, die haben gar nicht gut aufgepaßt - die sind mitten auf der Straße stehen geblieben und haben sich umgeschaut. Allerdings habe ich da auch festgestellt, daß die "Kleinen" eigentlich ausgewachsene Schwarzbären waren, denn dies hier waren Mama und Kind; und das Kind war sehr viel kleiner!

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Mittwoch, 28. August 2013

British Columbia!

Ihr wollt sehen, wie's mir geht? Na prima natürlich!
Ja, es ist wirklich so, wie man es aus den vielen Hochglanz-Bildbänden kennt! Und man braucht die tollen Aus- und Ansichten gar nicht zu suchen. Die Lisl und ich erfahren sie uns - sie laufen uns quasi einfach über den Weg. Und nicht nur der tollen Landschaft mit Bergen, kurvig(er)en Straßen, Seen, Sümpfen, Bächen jeder Größenordnung und natürlich jeder Menge Wald, nein auch den Tieren kann man kaum entkommen. Abgesehen von den vielen Eichhörnchen und Mäusen haben sich heut am Wegesrand 3 Schwarzbären getummelt. Und ein frecher Fuchs saß einfach so mitten auf der Straße und erst als ich gewendet und angehalten hab, hat er sich langsam getrollt. So gemütlich die Tiere uns auch nehmen, bis der Foto startklar ist halten sie nicht aus.
Aber von vorn - da gibt es noch mehr zu erzählen:
Alles klar - dachte ich heute morgen noch. Aber das lag wohl eher daran, daß ich meiner Motorradbrille eine neue Scheibe gegönnt habe. Immerhin konnte ich im Freien frühstücken und das Zelt fast trocken einpacken.
Leider bin ich nicht weit gekommen - an einer Brückenbaustelle bin ich gestrandet. Es ließ sich einfach kein Gang mehr einlegen. Absteigen und nach dem Rechten schauen - der Schalthebel scheint verbogen zu sein. Aber die Lisl ist ja noch gar nicht umgefallen, also kann er auch nicht verbogen sein? Kaum fasse ich ihn an, schon habe ich ihn in der Hand - abgebrochen! Total! Was jetzt? Brückenbauer haben doch sicher ein Schweißgerät? Ja, sie wollen es versuchen. Also ausbauen und wieder hin zu den Jungs - der Schweißer behauptet aber, sein Schweißgerät wäre viel zu stark und würde alles nur verbrennen. Nach einigem Hin und Her hat der Vorbarbeiter einem Kollegen aufgetragen, das Teil zu schweißen. 1 h hat's gedauert - dann war aus zwei wieder eins. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Überflüssige Schweißpunkte entfernen. Und dann paßt der Bolzen nicht mehr in die Lagerbuchse - hat sich beim Schweißen wohl verzogen... 1 h bin ich mit Schleifpapier zu Gange - dann dreht sich's wieder. Zusammenbauen. Geht! Wenn das so weitergeht...mit den Pannen?! Ich bin doch erst am Anfang! Bei meinen bisherigen Touren wäre jetzt Halbzeit, da könnte man mit Blessuren ja noch bis nach Hause kommen.
Übrigens, beide defekten Teile sind von der Biene. Ob das nach der Transplantation eine Abstoßungsreaktion der Lisl ist???
2,5 h hat mich der Spaß aufgehalten. Zum Glück war's immer sonnig. Daher hab ich auch die Regenklamotten ausgezogen - das war nicht schlau, denn schon nach 10 min Fahrt fängt es wieder an. Aber jetzt wird alles regendicht gemacht!
Jade City ist EIN Andenkenladen! Dort findet man anscheinend jede Menge Jade, denn vor dem Haus wird der Stein gesägt und drinnen findet man tausenderlei Sachen aus Jade - teilweise auch aus anderen Steinen. Die Station hat wirklich Herz! Ich bekommen sofort alles mögliche angeboten - vom Waschraum bis zum gratis Kaffee. Weil ich keinen Kaffee mag, gibt es auch einen herrlichen Instant-Apfeltee. Und Internet! Auch das darf ich stundenlang gratis nutzen. Ständig kommen Reisende herein, die genauso nett begrüßt werden. Man hält jede Menge Schwätzchen - unter anderem sind 3 Holländer mit Bikes auf der Durchreise nach Norden. Und einige Radfahrer. Und ein deutsches Pärchen mit Camper, die ich gestern in Watson Lake belauscht hab, als sie nach einer Werkstatt gefragt haben. Wenn keine Gäste da sind, wird gearbeitet und geräumt. Als die Angestellte putzen will, fragt sie mich sogar um Erlaubnis, ob es mich nicht stört - Wahnsinn. Aber nicht nur die Menschen, auch der Laden selbst ist herrlich - Blockhaus mit verputzen Elementen, ein 70 Jahre altes Radio, jede Menge Figuren und Skulpturen, eine (echte) Katze zwischendrin...einfach heimelig.
Nach einem kräftigen Regenschauer, der das Internet weggewaschen hat, haben wir und dann noch etwas Britsch Columbia erfahren, bis wir einen schönen Platz am See gefunden haben. Nebenan steht ein großer Camper - die Männer sind zum Fischen da und es stört sie nicht, wenn ich mich dazustelle.
Ach ja, heute ist es windig und vielleicht schüttet es nicht die ganze Nacht, da ist die richtige Zeit zum Wäsche waschen.

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Dienstag, 27. August 2013

Ein langer Tag

...war das - so lang, daß fast ein bischen "übermorgen" geworden ist. Ab mittags kam nämlich die Sonne raus! 367 km hab ich zurückgelegt bis Watson Lake. Dazwischen war rein gar nichts außer Straße. Und die war geschottert. In 5 h sind mir nur 11 Autos und 6 Trucks begegnet. 3 "Baustellen" habe ich passiert. Ach - und einen Bären habe ich gesehen, bzw. die Ohren im Gebüsch am Straßenrand. Als ich näherkam ist er im Wald verschwunden und ich konnte nur noch die Zweige zittern sehen.
Überhaupt habe ich eigentlich nicht viel gesehen und auch die Sonne kaum genossen, denn es gab 2 Hinderungsgründe.
Die Straße, die ich gestern noch gemütlich mit 70 km/h befahren konnte, war heute gespickt mit Schlaglöchern - eigentlich hat es sich gar nicht gelohnt, auszuweichen. Dazwischen waren größere Steine versteckt, manchmal war die Plage und tiefem Sand und Split versteckt und vielerorts gabs Waschbrett vom Feinsten. Gelegentlich war der Untergrund so schwierig, daß sich die Lisl gar nicht mehr vernünftig dirigieren ließ. Also - Augen auf die Straße!
Das Einzige, woran ich sonst noch denken konnte, waren Lisl Wehwehchen - sie hat es mir nachgemacht und Zahnschmerzen bekommen. Am Hinterradantrieb hat sie ganz ordentlich Öl verloren. Ob wohl noch genügend drin ist zum Weiterfahren? Wo kann ich wohl den Simmerring wechseln? Wie aufwändig wird die Geschichte sein? In Watson Lake hat mich der Sdhilderwald mit weit über 75.000 Schildern daher nur kurz interessiert, danach habe ich eine Werkstatt gesucht. Hinterrad raus. Ach, momentan trielt die Lisl ja gar nicht...? Ja, der Simmerring ist undicht aber es scheint nicht so viel Öl auszulaufen, daß die Bremstrommel verölt ist - schon mal gut. Ölstand? Ja, ist gesunken, aber noch genügend drin. An 3 Tankstellen bzw. Werkstätten bekomme ich hier nirgends Getriebeöl! Da muss es wohl bis Vancouver auch so funktionieren.
Die ganze Lisl ist dick verkrustet mit Schlamm und die Entlüftung des Endantriebs ebenso. Vielleicht drückt das Öl ja nicht mehr an der falschen Stelle raus, wenn die Entlüftung wieder frei ist?
Jetzt ist nochmal Zeit für das Touristenzentrum und ein paar Infos bzw. Internet. Ja, das gibt es - 1/2 h frei - im Sportzentrum. Leider funktioniert die Anmeldung dort nicht.
Das Wetter? Morgen soll es hier und nach Süden wieder regnen, im Norden, wo ich herkomme, scheint jetzt und die ganze Woche die Sonne! Regenmacherin.
Internet gibt es nur noch auf einem Campingplatz 20 km außerhalb - aber dort bekommt man nur 1 h und darf keine Bilder oder sonstiges hochladen und auch nicht skypen - also nix. Außerdem ist der Platz potthäßlich und direkt an der Straße - dann eben zurück nach Watson Lake und dort auf den öffentlichen Campingplatz. Der hat zwar nichts außer einem Tischchen, aber er ist wenigstens sehr schön im Wald gelegen.
Heiße Quellen - die soll es hier geben. Sie liegen östlich, mein Weg führt nach Süden. Allerdings bin ich immer für so etwas zu haben. Nur 260 km einfacher Weg - das fällt leider nicht mehr in's Budget.

Montag, 26. August 2013

Bill Gates am Hooper Creek

 

"Willkommen" heißt mich mein Laptop. Empfang gibt es hier draußen natürlich nicht - aber Windows.
Ich wollte die Gegend um Faro doch noch etwas erkunden, zumal das Zelt vom morgendlichen Regen noch naß war. So habe ich was für die Kondition getan und bin zum Van Gorder Wasserfall aufgebrochen - ein Stündchen war ich unterwegs. Danach hab ich den Zeltplatz aufgeräumt, das Internet bedient, Wasser aufgefüllt und mich noch etwas herumgetrieben. Bin ins Gespräch gekommen mit 2 abenteuerlichen Österreichern mit vogelwilden Bärten (gegen die Mücken), die hier den Sommer über nach Gold schürfen. 10 $ kostet ein Claim pro Jahr und dafür muss man für 200 $ Arbeit investieren, das entspricht 5 Kubik Erde bewegen. Sie machen das von Hand und genießen die Freiheit in einem Wohnwagen. Man braucht nicht viel zum Leben - und 5 Unzen Gold haben sie schon gefunden - das genügt. Und: der allgemeine Wetterbericht gilt auch hier - übermorgen scheint die Sonne.
Mit der bepackten Lisl mache ich noch einen Abstecher zum Blind Creek, dort haben bis vor Kurzem die Lachse gelaicht und vielleicht treibt sich ja noch ein Bär herum. Bären sehe ich zwar keine, aber ich treffe einen lustigen Opa mit seinen Enkelinnen in einem kleinen Lieferwagen - der Hund sitzt auf der Pritsche. Er gibt mir Tips für die weitere Route und erklärt mir, warum die Häuser in Faro so schäbig sind - vor ca. 30 Jahren ist die ganze Stadt abgebrannt und da mussten die Häuser ganz schnell wieder aufgebaut werden.
Bis ich auf der Hauptstraße zurück bin ist es schon 15:30 Uhr - wenn das so weitergeht....
Nach ca. 60 km gibt es eine Tankstelle, allerdings muss man nach Ross River auch 10 km von der Straße abzweigen. Allerdings kommt dann keine Versorgungsmöglichkeit mehr bis Watson Lake, was noch über 300 km sind. Ross River besteht aus einem Flughafen, einem riesigen Tank mit dazugehörigem "General store". Als ich fertig getankt habe stelle ich die Lisl etwas abseits, so daß der nächste an die Zapfsäule kann. - das ist ein Truck. Die Fahrerin steigt kurz aus, um zu sehen, ob sie die Lisl platt gemacht hat - so groß ist die Zugmaschine. Ich komme mir vor wie eine Ameise.
Etwa 100 km fahre ich noch, bis kurz nach sechs. Die Schotterstraße fährt sich gut, mit 70 km/h geht es ganz gemütlich. Ab und zu komme ich um ein paar Schlaglöcher nicht drum herum und die Lisl bekommt wieder einen Schlammschwall ab. Allerdings ist es heute wenigstens von oben (fast) trocken.
Kurz vor einer Brücke über den Hooper Creek hätte ich fast eine Einfahrt übersehen. Zuerst findet sich dahinter eine kleine Wendeplatte, evt. ein Übernachtungsplatz für Trucks. Weiter unten führt der Weg bis fast ans Wasser - hier fließt der Hooper Creek in den Pelly River. Ein phantastisches Plätzchen mit Flusszugang und Feuerstelle.

Sonntag, 25. August 2013

Kanada - mein Jugendtraum!


Wie die Umstände einen doch beeinflussen! Tagsüber spechte ich nach Bären und bin enttäuscht, wenn ich keinen erwische, nachts liege ich wach, lausche und bin sehr froh, wenn mich keiner erwischt. Als Bär würde ich sicher auch lieber nachts durch den Wald streunen statt tags auf der Autobahn zu spazieren.
Ich habe mich gestern wohl richtig entschieden, das Zelt ist über Nacht in der Hütte getrocknet. Ich konnte noch ein Feuer im Ofen entfachen und habe dann meine Schlaflager dahinter verlegt - es war kuschelig warm und das Knistern des brennenden Holzes war herrlich. Immerhin ist die Temperatur inb der Nacht auf 6 Grad gesunken. Was heißt gesunken - tags hat es auch nicht viel mehr; na ja immerhin 10-13 Grad.
Das Wetter kommt von Nordwesten und zieht mit der gleichen Geschwindigkeit wie ich, d.h. die Wolken bleiben mir treu.
Bei Pelly Crossing gibt es eine Versorgungsstation für alles - die Lisl bekommt "Totem Oil", ich ein paar Nudeln, Chips und einen gratis Kakao. Ich hab zwar nicht ganz verstanden warum, aber er hat besonders gut geschmeckt. Da kommt doch glatt ein Tandem angeradelt - ein Pärchen in meiner Altersklasse, Engländer, die von Whitehorse her kommen. Sie wollen noch über den Top of the World Hwy. Am Tag schaffen sie so etwa 60 km. Es sieht zu lustig aus, wie die Mutti hinten drauf thront und mitradeln muß. Wir wechseln ein paar nette Worte und dann stürze ich mich wieder in die Fluten. Etwas weiter lohnt ein kurzer Stop für ein Foto auf den Yukon. Und schon wieder werde ich angesprochen...Erich (70) aus Vaihingen/Enz begrüßt mich. Mir schwätzet a bisle schwäbisch ond genieße des. Er hat eine Schreinerei bei Vancouver aber den Dialekt kein bischen verloren. Er freut sich so sehr über das Treffen, daß er unbedingt ein Foto mit mir und der Lisl haben möchte - sein Kumpel, der ihn gerade aus der Heimat besucht, natürlich auch!
In Carmacks oder Carcrossing (was von Caribou crossing kommt) muss ich mich entscheiden, ob ich über Whitehorse fahren will oder die Nebenstraße nach Watson Lake einschlage. Ich hab - wie meist - Lust auf Nebenstraße. Bis Faro soll sie asphaltiert sein, dann nicht mehr.
Genau so weit fahre ich heute auch - bis Faro, dem "bestgehüteten Geheimnis des Yukon". Die Ortschaft liegt 10 km abseits der Straße, aber aus Langeweile fahr ich einfach mal hin. Vor dem Ort ist ein öffentlicher Campingplatz (Einheitspreis 12 $ mit Plumpsklo, Bänkchen pro Zeltplatz und Feuerholz). Er liegt sehr schön direkt am See und theoretisch könnte ich mein Zelt sogar am Strand aufschlagen, obwohl dort nur "day use" zulässig ist. Aber die Ranger sind da und kündigen umfangreiche Holzfällarbeiten an, d.h. viel Lärm. Also weiter bis zum Ort, zurückkommen kann ich ja immer noch.
Das Touristenbüro erreiche ich grade mal wieder 10 min vor Schließung. Die Dame erklärt mir, was es hier zu sehen gibt und daß der Campingplatz direkt gegenüber nur 8 $ kostet. Und das inklusive heißer Dusche - das ist die ja schon alleine wert! Hier hat es seit Mittag nicht mehr geregnet und für morgen ist 40% Regenwahrscheinlichkeit angesagt, was auch immer das heißen mag. Zahlen kann ich auch erst morgen früh, wenn ich möchte; dann bekomme ich auch noch einen Kaffee, Tee oder Kakao. Sie hat einen leichten Akzent - auf meine Frage, woher sie stamme antwortet sie "aus Deutschland - Bayrischer Wald". Und drum herum gibt's plötzlich noch eine ganze Menge Deutsche. Einige wohnen ganz hier, andere nur im Sommer. Eine kurze Rundfahrt durch das Dorf zeigt mir bewohnbare und nicht mehr bewohnbare Häuser. Alle sind Bretterbauten mit einfachen Fenstern und wirken ziemlich zugig. Außerdem sind die Häuser relativ dicht aneinander gebaut - ganz anders als ich das von Alaska her kenne. Richtig attraktiv sieht das hier nicht aus.
Eine heiße Dusche und danach Nudeln mit Tomatensoße und Käse!!! Geht's mir so gut! Wer braucht schon Internet oder Handy...
Die Landschaft hier ist sicherlich herrlich - wenn man sie sehen könnte. Ein paar Schnappschüsse konnte ich dennoch landen. Es gibt tolle Ausblicke auf Flüsse und Seen und langsam beginnen auch ein paar Berge. Aber direkt neben der Straße ist einfach nur Urwald. Eigentlich schon so, wie ich mir das als Kind erträumt habe. Da ich mich aber im Laufe meines Lebens nicht zum "Gehmenschen" entwickelt habe, ist das Trapperleben hier wohl doch nichts (mehr) für mich.

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